Blutträume
ihre schlossen, und das Kribbeln wurde zu etwas anderem, etwas sehr viel Machtvollerem.
Instinktiv wollte Dani zurückweichen, aber sie kämpfte dagegen an und hielt die Hand weiter fest, beobachtete das Gesicht ihrer Schwester und hoffte, dort ein Flackern von Bewusstsein zu entdecken.
Nichts. Paris’ Gesicht blieb völlig entspannt und ohne Ausdruck, selbst während sich ihre Finger um Danis klammerten.
Klammerten und …
Als Dani realisierte, was geschah, wollte sie sich aus dem Griff ihrer Schwester befreien, doch das war unmöglich. In Paris mochte nicht viel mehr als ein Funken Bewusstsein verblieben sein, aber der reichte, um das zu tun, was sie sich vorgenommen hatte.
Ich habe etwas für dich, was du benutzen kannst. Ich glaube, es war sowieso schon immer für dich bestimmt. Du musst es benutzen. Jetzt. Du musst ...
Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann wurden Paris’ Finger wieder schlaff. Einen Moment lang befürchtete Dani, dass es die Lebenskraft ihrer Schwester gewesen war, die Paris auf sie übertragen hatte, doch die Überwachungsgeräte piepsten weiterhin leise und stetig.
Dani sah ihrer Schwester noch ein paar Augenblicke nachdenklich beim Atmen zu, dann schob sie Paris’ Hand sanft unter die Decke und trat vom Bett zurück.
Bailey war sofort wieder da. Bevor sie sich setzte, sah sie Dani an und sagte leise: »Halten Sie sich von den Geräten hier im Krankenhaus möglichst fern.«
»Warum?«
»Sie werden schon sehen. Keine Bange, ich bewache Paris. Jeder, der es auf sie abgesehen hat, muss erst durch mich gehen. Und ich gebe nicht kampflos auf.«
»Vielen Dank.« Dani verstand nicht, was die andere Frau mit den Geräten gemeint hatte. Aber Bailey hatte recht. Sie fand es heraus.
Hollis und Jordan saßen in kameradschaftlichem Schweigen im Konferenzraum des Sheriffdepartments und blickten auf, als Dani, Marc und Bishop eintraten – begleitet von zwei Neuankömmlingen.
Gabriel und Roxanne Wolf waren so eindeutig Geschwister, dass man darauf gar nicht eingehen musste – obwohl Jordan später herausfand, dass sie in der Tat zweieiige Zwillinge waren. Gabriel war hochgewachsen, mager, aber offensichtlich kräftig, und hatte wirres, hellblondes Haar. Roxanne war ebenfalls hochgewachsen, schlank, ohne dünn zu sein, und trug das hellblonde Haar kürzer als ihr Bruder. Sie waren um die dreißig, eindeutig athletisch und hatten dieselbe, beinahe unheimlich wirkende grüne Augenfarbe: ein seltener, fast primärfarbener Ton, der irisierend wirkte.
Nach den Vorstellungen setzten sich alle um den Konferenztisch, und Hollis sagte als Erste: »Dani, es tut mir so leid wegen Paris. Hoffentlich kommt sie durch.«
»Ich hoffe wirklich inständig, wir können ihr dabei helfen«, erwiderte Dani.
»Du weißt, dass wir zu allem bereit sind, Dani. Du brauchst nur zu fragen«, bekräftigte Jordan.
»Es ist eine Frage der Zeit.« Sie schaute sich am Tisch um. »Ich weiß, dass wir alle darauf aus sind, dieses Monster so schnell wie möglich zu finden und zu stoppen, bevor es eine weitere Frau in die Hände bekommt, aber der Angriff auf Paris und mich hat … die Situation verändert.«
»Inwiefern?«, fragte Gabriel.
»Auf verschiedene Weise. Zum einen, wenn jemand mit seinem Geist in den eines anderen eindringt, bekommt man ein Gefühl von Identität. Zumindest habe ich das bekommen, da es nicht sein erster Besuch war. Und über eines bin ich mir jetzt sicher: derjenige, von dem wir paragnostisch angegriffen wurden, hat mehr auf seinem Spielplan als Frauen umzubringen.«
»Was denn noch?« Hollis runzelte die Stirn. »Übrigens, da ich nun ja Auren sehen kann, deine schaut ein wenig seltsam aus. Fast … metallisch.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Dani.
Jordan starrte Hollis an. »Du siehst Auren?«
»Offenbar. Anscheinend bringt mir jeder Fall, an dem ich mitarbeite, ein eigentümliches neues Spielzeug ein.« Sie betrachtete ihn. »Deine Aura ist erstaunlich ruhig, hauptsächlich blau und grün.«
Jordan hatte keine Ahnung, was das bedeutete, und fragte lieber nicht nach. Er hatte so eine Ahnung, dass es besser war, es nicht zu wissen.
Dani fuhr fort: »Ich habe gerade genug Einblick in seinen Verstand bekommen, um zwei Dinge erfahren zu haben: Er ist brillant, und er ist stark. Und ich bekam das Gefühl, dass er diese Sache seit langer Zeit geplant hat. Vermutlich bereits vor Boston.«
»Was geplant hat?«, fragte Hollis erneut.
»Stärker zu werden. Mächtiger. Und einen Feind
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