Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Ihr überhaupt, wohin Ihr uns führt?«, fragte Iphelia zum wiederholten Mal, nachdem sie einen weiteren Tag gen Osten geritten waren.
Gordan überging ihren anmaßenden Ton mit einem nichtssagenden Lächeln. »Wir müssen eben hoffen, bald auf Orks zu treffen«, erklärte er ihr geduldig.
»Und dann?«, fragte Barsjk plötzlich, der kaum mehr über ihre Reise wusste als Iphelia. »Sie werden uns wohl kaum geduldig zuhören.«
Gordan kicherte wie ein kleiner Junge. »Nein, das ganz sicher nicht. Aber ich habe meine Mittel, sie zu überzeugen.«
»Seid still!«, zischte Faeron plötzlich. Der Elf hatte sich bislang selten an ihren Unterhaltungen beteiligt, sondern stets die Umgebung genau beobachtet.
Barsjks Hände legten sich auf die Griffe seiner beiden Spalthämmer und er starrte angespannt in dieselbe Richtung wie Faeron.
»Eine Frau«, sagte Faeron schließlich entspannt. »Zeig dich uns!«, rief er dann in die Dunkelheit des Waldes hinein.
Barsjk spannte nervös die Muskeln an, als es im Unterholz raschelte und wenig später eine Gestalt hinter einem Gebüsch aufragte.
»Wenn du friedlich bist, hast du hier nichts zu befürchten«, versicherte Faeron der Fremden.
Eine zierlich wirkende Frau trat in den Schein des Feuers. An ihrer Hüfte baumelten Langschwert und Dolch, und in dem jungenhaften Gesicht blitzten weiße Zähne in einem entwaffnenden Lächeln auf. »Das Angebot kann ich schwer ablehnen, nicht wahr?« Sie blickte fröhlich in die Runde. »Aber ich bin nicht allein.«
Sofort waren Barsjks Hände wieder an den Griffen seiner Waffen. Die ruckartige Bewegung entging der Frau natürlich nicht und sie hob beschwichtigend die Hände. »Keine Sorge, Fürst Berenth, ich reise in Begleitung eines alten Mannes.«
Barsjk runzelte verwundert die Stirn. »Kennen wir uns?«
Die Frau nickte. »Flüchtig. Ich kam mit Throndimar nach Totenfels.«
Faeron lächelte. »Ah, dann ist Euer älterer Gefährte wohl der Chronist, nehme ich an?«
»Ja. Rhelon begleitet mich. Ich bin Jhenrid«, stellte sie sich schließlich vor.
»Warum begleitet ihr Throndimar nicht mehr?«, fragte Barsjk direkt.
Jhenrids Miene verfinsterte sich. »Weil ich an sinnlosem Schlachten keinen Gefallen finde.«
»Also ist er siegreich?«, fragte Iphelia kalt.
Jhenrid rang sichtlich um ihre Beherrschung. »Wenn man das Töten wehrloser Frauen und Kinder als Sieg ansieht, dann ja.«
Iphelia rieb sich die Hände. »Dann dürften die Orks schon bald vertrieben sein«, sagte sie freudig.
Faeron schüttelte augenrollend den Kopf. »Nein, das wird sie nur Vergeltung üben lassen.«
»Und wo ist Throndimar jetzt?«, unterbrach Gordan die anderen.
Jhenrid zuckte mit den Schultern. »Wir haben ihn vor drei Tagen verlassen. Schätzungsweise ist er weiter nach Osten gezogen.«
Gordan verschränkte die Arme vor der Brust und zupfte sich am Kinnbart. »Dann ist noch nicht alles verloren.« Er blickte Jhenrid und Rhelon fragend an. »Wollt ihr uns begleiten?«
Rhelon nickte sofort, doch Barsjk entging nicht, dass Jhenrid erst einen Blick auf den Elf warf, bevor sie antwortete: »Gern.«
»Gut. Wir müssen nach Süden«, erklärte der Magier. »Bis an die Ausläufer der Todfelsen.«
Mitten in der Nacht stahl sich Jhenrid aus dem Nachtlager davon. Sie bewegte sich nahezu lautlos zwischen den Bäumen hindurch, was sie den Jahren an seiner Seite verdankte. Er hatte wie immer keine Spur hinterlassen, dennoch wusste sie, dass sie ihn nördlich des Lagers finden würde. Auf einem moosbedeckten Fleckchen zwischen vier alten Bäumen, geschützt von neugierigen Augen und Ohren.
Jhenrids Herz machte einen kleinen Sprung, als sie ihn endlich erblickte, und sie fielen sich in die Arme. Leidenschaftlich küsste sie ihn auf die Lippen, sog seinen Duft ein und vergrub die Hände in seinem seidigen Haar.
»So lange habe ich auf dich warten müssen«, schluchzte sie.
»Glaub mir«, erwiderte er. »Als ich dich in Burg Totenfels sah, da wäre ich am liebsten aufgesprungen und zu dir gerannt.«
Sie drückte sich in gespielter Entrüstung von ihm weg. »Und warum hast du es nicht getan? Ist Faeron Tel’imar etwa ein Feigling geworden?«
Faeron lächelte breit. »Meine Anwesenheit sorgte schon für zu viele Konflikte. Wie hätten wir ihnen erklären sollen, dass ein Elf und eine Menschenfrau seit über zehn Jahren ein Liebespaar sind?«
Sie schmiegte sich eng an seine Brust. »Ich habe dich vermisst, Liebster.«
»Und ich dich, meine Blume«, sagte er
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