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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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großen Halle. In der Mitte saß eine zusammengekauerte Gestalt, und es schien, als würde sie schlafen.
    Gordan bedeutete den anderen stehen zu bleiben, nahm Rhelon die Fackel aus der Hand und schritt langsam weiter.
    »Du bist kein Ork«, sagte eine alte, dunkle Stimme plötzlich.
    »Nein, aber ich bin ein Freund«, antwortete Gordan und schritt weiter.
    »Du bist kein Ork!«, wiederholte die Stimme und diesmal klang sie zornig und bedrohlich.
    »Die Ahnen senden mich zu dir«, erklärte Gordan und plötzlich regte sich die Gestalt am Boden. Es war nur ein kurzes Zucken der Muskeln wie nach einem Mückenstich. »Du solltest mir zuhören.«
    »Von den Ahnen zu sprechen, ist dir nicht erlaubt!«, schrie die Stimme.
    Die Gestalt sprang auf und schleuderte einen roten Blitz auf Gordan.
    Der Magier streckte die linke Hand nach vorn und sagte: »Nein.«
    Der Blitz schlug in Gordans Handfläche ein und wurde von dort in den Stein abgeleitet, ohne den Magier zu verletzen.
    »Nun hör mir zu!«, sagte Gordan mit gespielter Wut.
    Die Gestalt erhob sich und trat näher. Im Fackelschein wurden die Konturen eines breitschultrigen Orks sichtbar, der sich schwer auf einen knorrigen Holzstab stützte und das linke Bein nachzog. Als er ins Licht trat, blickte er Gordan aus weit aufgerissenen leeren Augenhöhlen an. Und obwohl er blind war, schien er sein Gegenüber doch genau zu erkennen.
    »Die Ahnen schicken einen Menschen?«, fragte er fassungslos.
    Gordan nickte. »Ich bin gekommen, um dir vom drohenden Untergang deines Volks zu berichten.«
    »Ah«, der Alte nickte. »Der Goldene Schlächter, dessen Feuerschwert solch blutige Ernte einbringt.«
    »Du weißt, von wem ich spreche«, sagte Gordan zufrieden. »Dann weißt du auch, dass ich die Wahrheit sage.«
    Der Alte nickte erneut. »Und was sollen wir tun?«
    »Flieht!«, riet Gordan. »Nach Süden in die Berge. Oder nach Norden in die Steppen. Egal wohin – nur flieht aus dem Land der Menschen.«
    Der Ork schnaubte verächtlich. »Mein Volk lebt schon seit dem Anbeginn der Zeit hier. Die Menschen kamen aus dem Süden. Wieso sollten wir jetzt unsere Heimat verlassen?«
    »Weil dein Volk sonst verschwindet«, erwiderte Gordan mit trauriger Gewissheit.
    »Die Menschen sind schwach!«, spuckte der Ork verächtlich aus.
    »Dieser hier nicht«, unterbrach Gordan und deutete auf Barsjk, der weiter hinten stand.
    Der Ork wandte den Kopf in die richtige Richtung, als würde er den Berenthi mit durchdringendem Blick fixieren. »Er ist nicht der Goldene Schlächter.«
    Gordan nickte. »Ganz recht – denn er ist sein König.«
    Iphelia wollte lauthals protestieren, doch Jhenrid drückte ihr rasch die Hand auf den Mund und zog die Fürstin weiter zurück in die Schatten.
    Barsjk bemühte sich ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, doch Gordan wusste, dass der stolze Berenthi innerlich brodelte.
    »Sein König, sagst du?«
    »Er hat den Goldenen Schlächter entsandt. Er herrscht über den Norden«, log Gordan.
    »Aber warum ist er dann hier?«, wollte der Ork wissen.
    Gordan zuckte die Achseln, doch noch ehe er etwas erwidern konnte, trat Barsjk einen Schritt vor. »Ich bin des Mordens überdrüssig«, sagte der Hüne mit tiefer Stimme. »Ich will, dass dein Volk weiterzieht und niemals wiederkommt.«
    Der alte Ork hob den Kopf nachdenklich zur Decke. »Die Ahnen haben uns wahrlich eine schwere Prüfung auferlegt. Aber auch die Wahrheit eurer Worte soll erst noch geprüft werden.«
    Gordan nickte ergeben. »Barsjk wird sich der Prüfung des Orakels stellen.«
    Der Ork schien zufrieden. »Ihr wartet hier auf meine Rückkehr.« Er verschwand auf der gegenüberliegenden Seite der Höhle in den Schatten und eine gespenstische Stille legte sich über sie.
    »Welche Prüfung?«, zischte Barsjk nach einer Weile.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Gordan.
    Der Berenthi seufzte laut. »Es wäre einfacher, wenn Ihr mit offenen Karten spielen würdet.«
    Gordan grinste breit. »Ich halte aber kein Blatt in der Hand, sondern spiele die Karten aus, wie ich sie ziehe.«
    »Und wie lange müssen wir nun warten?«, fragte Ondarin nervös, nachdem eine lange Zeit verstrichen war.
    Rhelon setzte sich ächzend hin und lehnte sich gegen die kühle Felswand. »Ich könnte eine Geschichte zum Besten geben, um uns die Zeit zu verkürzen.«
    »Nur zu«, ermunterte Gordan den Chronisten.
    Rhelon räusperte sich und prüfte die Akustik der Höhle, indem er einen tiefen Ton anstimmte. Dann begann er mit perfekt

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