Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
gedämpfter Stimme; gerade so leise, dass man ihm konzentriert zuhören musste, aber laut genug, um jedes Ohr zu erreichen.
Ungefähr im Jahr 700 der Zeitrechnung des Kontinents, beginnend mit Aurelions erstem Auftauchen auf Kanduras, hatten die Götter die Elementarprinzen bereits seit über hundert Jahren gebannt. Doch am Drachengott Draganor nagte die Gewissheit, dass es falsch war, die einfachen Sterblichen für den Konflikt zu gebrauchen.
Und so beschlossen die Götter, dass sie ein eigenes Heer brauchten, eine Legion, der sie solche Aufgaben anvertrauen könnten. Draganor wählte elf mal elf sterbliche Drachen aus. Er beobachtete sie ihr Leben lang. Und im Moment ihres Todes nahm er sie zu sich, anstelle sie in die Himmlische Festung zu lassen. Er hauchte ihnen mit einem kleinen Teil seiner eigenen Macht neues Leben ein. Als Engel sollten sie ihm fortan treu zur Seite stehen. Die unsterbliche Legion der Drachen.
Die Brüder Alghor und Alirion betrachteten Draganors Eigensinn mit wenig Freude. Schließlich erkannten sie aber den Nutzen einer Engelslegion und alle Kanduri taten es dem Herrn der Drachen gleich.
Sie wählten würdige Vertreter ihres Volks aus, die sich durch Göttertreue und unerschütterlichen Mut hervorgetan hatten. Und in den Augenblicken des Todes, wenn die Seele den Körper gerade verlässt, aber noch nicht entschwunden ist, hauchten sie ihnen neues Leben ein.
Die Engel standen treu an der Seite ihrer Schöpfer. Und da jeder Gott über dieselbe Anzahl an Streitern verfügte, gab es keinen Streit, und die Götter schmiedeten einen Pakt, niemals mehr die Sterblichen für ihre Zwecke zu nutzen.
Vierhundert Jahre später, nach Draganors Verrat, zerbrach die Allianz der Kanduri und die Legionen der Engel zogen gegeneinander in die Schlacht. Schließlich brach Garpor, der Gott der Goblins, den Pakt und ließ seine Engel gewaltige Goblinheere anführen. Der Plan ging beinahe auf, denn die Menschen wurden völlig überrascht. Garpors Kinder trieben Alghors Volk an den Rand der Vernichtung. Alghors Engel fassten in ihrer Verzweiflung einen kühnen Plan: Sie zeugten mit sterblichen Frauen Kinder – die Paladine. Mächtige Sterbliche, durch die die Macht des Himmels fließt. Und mit der Unterstützung der Paladine gelang es den Menschen, die Goblins zu besiegen und einen brüchigen Frieden unter den Kanduri zu erreichen.
Doch Alghor erkannte die Gefahr, die hinter dem Handeln der Engel steckte. Es erschien ihm nicht richtig, andauernd in die Geschicke der Sterblichen einzugreifen. Er verbot den Engeln, jemals wieder die Waffe gegen einen Sterblichen zu erheben.
So werden die Legionen der Engel zu den Bewachern der Himmlischen Festung. Doch von Zeit zu Zeit, da stiegen sie von den Wolken herab und schenkten einer gottesfürchtigen Frau einen Nachkommen …
Plötzlich war die Höhle hell erleuchtet und Rhelon verstummte augenblicklich. Feine Linien durchzogen den Felsen und erstrahlten abwechselnd in den Farben Rot, Blau und Grün. Am Boden bildete sich dichter Nebel, der das Leuchten der Wände noch stärker in sich aufnahm und mit einer Verzögerung die Farbe veränderte.
»Was geht hier vor?«, fragte Iphelia erschrocken.
»Ein einfacher Zauber«, beruhigte Gordan seine Gefährten, denn solcherlei Spielereien kannte er zur Genüge.
Mehrere Orks betraten die Höhle, unter anderem auch der Schamane, der sie begrüßt hatte. Viele der Orks gingen auf lange Holzstäbe gestützt, was sie als Schamanen kennzeichnete. Orkische Krieger gingen aufrecht, ohne jede Hilfe. Konnten sie das nicht mehr, wählten sie den Tod. Aber kein Krieger würde seinem Clan jemals zur Last fallen.
Ein Ork stach deutlich aus der Menge heraus. Er war groß und ein wahrer Muskelberg.
»Ich fürchte«, flüsterte Gordan Barsjk ins Ohr, »die Prüfung wird keine des Geistes sein.«
Barsjk brummte leise vor sich hin und wog den Kopf leicht von einer Seite zur anderen.
Die Orks bauten sich in einem Halbkreis vor den Menschen auf und der Schamane trat vor: »Das Orakel hat über eure Worte entschieden.« Er machte eine kurze Pause, während nun auch der Orkhüne einen Schritt vortrat. »Wir akzeptieren den Rat der Ahnen, wenn Euer König seine Stärke beweist«, verkündete er und reckte seinen Stab empor. Lichtadern an der Decke glommen auf und tauchten den Orkkrieger in rötlichen Schimmer.
Barsjk schätzte ihn auf fast sechs Fuß und somit einen Kopf kleiner, als er selbst war. Dennoch beunruhigte der Ork den
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