Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
bieten.
Unter wütendem Gebrüll sprang der große Troll nach vorn, mit einer Schnelligkeit, die man einem Monster von knapp vierhundert Pfund nicht zutrauen würde. Er schwang seine Klauen scherenartig vor der Brust, doch wieder traf er nichts, denn der Mensch war in einer Hechtrolle unter ihm hindurchgesprungen und kam hinter ihm auf die Beine.
Wieder spürte Fhagg den Biss der Klinge; diesmal zog der Mensch eine blutige Schneise durch seinen Rücken, was dem kräftigen Jäger einen kurzen Schmerzensschrei entlockte.
Engarl knurrte zufrieden, als seine Klinge Muskeln und Sehnen des Trolls zerschnitt. Doch seine Zufriedenheit hielt nicht lange an, als er bemerkte, dass die Wunde, die er dem Monster zuvor verpasst hatte, sich bereits wieder schloss.
Er musste seine Zurückhaltung aufgeben, oder er hätte keine Chance, seinen Gegner tödlich zu verletzen.
Der Troll taumelte vom letzten Treffer einen Schritt nach vorn und schrie vor Schmerz. Engarl ließ alle Vorsicht fahren und setzte sofort nach, packte das Schwert fest mit beiden Händen und hackte regelrecht auf das Monster ein.
Seine Klinge drang tief in die Schulter des Trolls ein und trennte beinahe den Arm des Ungeheuers ab. Sie waren gefährliche Kämpfer, mit erstaunlichen regenerativen Fähigkeiten, doch ihre Körper waren weich und wirkten eher knorpelig als von Knochen getragen.
Er bekam sein Schwert nicht sofort wieder frei, und als der massige Troll sich wütend zur Seite warf und dabei auf einem Fuß herumwirbelte, musste er seinen Griff lösen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Geistesgegenwärtig zog er sich in einer Rückwärtsrolle weiter von dem Monster zurück und packte dabei die Axt, die neben dem toten Raidyn auf dem Boden lag.
Fhagg brüllte hasserfüllt und vor Schmerz. Dieser Mensch war alles andere als ungefährlich. Der Troll versuchte den rechten Arm zu heben, doch die Muskeln wollten ihm nicht gehorchen. Wütend packte er die Klinge mit der linken Pranke und riss sie sich aus der Schulter. Der Mensch war bereits wieder auf den Beinen und hielt eine große Axt in seinen Händen.
Fhagg kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und warf das Schwert achtlos beiseite. Ein warmes Kribbeln verriet ihm, dass die Wunde an seinem Rücken bereits wieder verheilte, doch die Verletzung seiner Schulter würde einige Zeit der Ruhe benötigen; es würde Stunden dauern, bevor er den Arm wieder voll bewegen konnte. Und mit dieser Axt könnte der Mensch ihm eine noch viel schrecklichere Wunde schlagen. Der Jäger überlegte für einen kurzen Moment, ob er sich aus dem Kampf zurückziehen sollte, dachte dann aber an Broggh und daran, was der Anführer mit ihm anstellen würde.
Der Troll schüttelte trotzig den Kopf und Engarls Hoffnung auf ein Ende dieses Kampfes schwand innerhalb eines Herzschlages. Wenn selbst eine so schwere Wunde das Monster nicht zum Rückzug zwingen konnte, dann würde es bei ihrem Kampf nur einen Kontrahenten geben, der am Ende noch atmete.
Engarl packte die Axt fest mit beiden Händen und wollte gerade zum Angriff in die Knie gehen, als der Troll sich plötzlich entspannte und in einer grässlichen Fratze zwei Reihen scharfer Zähne präsentierte.
Zu spät erkannte Engarl den Grund für diese Haltung – und seinen Fehler.
Er hatte den zweiten Troll vollkommen vergessen!
Heißer Schmerz durchfuhr ihn, als eine mit Klauen bewehrte Pranke ihm quer über die Schultern schlug und sich dabei tief in sein Fleisch grub. Sein rechter Arm wurde völlig taub und er bemerkte, wie ihm die Axt aus den Händen glitt. Ein zweiter Schlag trieb ihm eine blutige Trollhand von hinten durch den Bauch, doch er spürte bereits nichts mehr.
Als der Troll seine Pranke und die daran hängenden Eingeweide wieder aus seinem Rücken riss, sackte Engarl leblos in sich zusammen.
Ein wütendes Schnauben entwich ihm, als er das Geschrei der Trolle vernahm.
Diese Tiere
, dachte Karandras für sich. Brogghs ungestümes Wesen könnte ihm noch so manche Probleme bereiten. Der Mensch wollte allerdings nicht leugnen, dass ihm die Brutalität der Trolle mehr als nur gefiel. Seit er seine frühere Existenz hinter sich gelassen hatte, war das Gefühl von Verbundenheit mit und vor allem das Mitgefühl für andere Menschen verschwunden. Er wusste, dass er es früher besessen hatte. Bilder von Menschen schwirrten durch seinen Geist und er erkannte ihre Gesichter, konnte sich jedoch nicht an ihre Namen erinnern oder daran, was sie ihm einmal
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