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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Birken gewachsenes Haus. Kopfgroße Astlöcher bildeten Fensteröffnungen, und die Tür war bloß ein Bogen, den zwei Bäume umschlossen.
    Vor dem Bogen blieb Gordan stehen und trat einen Schritt zur Seite. Barsjk nutzte den Moment, um das gewachsene Haus eingehender zu betrachten. Einander überlappende Blätter deckten wie Schindeln das Dach. Haarfeine, lange Äste hingen dicht gedrängt wie ein Vorhang vor dem Eingang herab.
    Gordan und Faeron bedeuteten ihm voranzugehen und Barsjk schob den Astvorhang sachte beiseite. Dahinter blickte er in drei Schritt Entfernung auf die nächste gewachsene Wand, vermutlich einen Vorraum, und schlüpfte beherzt unter den Ästchen hindurch.
    Im Inneren erkannte er, dass er einem Irrglauben aufgesessen war. Es handelte sich nicht um einen Vorraum, sondern vielmehr um einen langen, gebogenen Gang, der in beide Richtungen verlief.
Das Haus ist ein langer Ring
, dachte Barsjk und wandte sich nach links.
    Langsam ging er weiter, das weiche Moos auf dem Boden federte jeden seiner Schritte sanft ab und verschluckte jedes Geräusch, das die Stiefel hätten erzeugen können. »Wenn dies der Ort ist, an dem der Rat residiert«, begann er nach einigen Schritten, »wieso gibt es keine Wachen?«
    Faeron lächelte gutmütig. »Du hättest diesen Ort niemals erreicht, wenn mein Volk es verhindern wollte.«
    »Dort ist der Durchgang«, flüsterte Gordan ehrfürchtig, was Barsjk die Nackenhaare aufstellte.
    Wenn der Rat selbst Gordan so einschüchterte, wie würde er dann erst auf ihn wirken?
    Der Berenthi atmete hörbar aus, traute sich aber nicht umzukehren. Er nahm seinen gesamten Mut zusammen und trat durch einen gewachsenen Bogen auf eine innen liegende Lichtung, die von dem ringförmigen Gebäude umschlossen wurde.
    Inmitten der Lichtung entsprang eine Quelle, die aus der Mitte eines kleinen Teichs sprudelte. Zu Barsjks Verwunderung war die silbrig glänzende Wasseroberfläche spiegelglatt – nicht eine einzige Welle wurde von der kleinen Fontäne erzeugt.
    Doch was Barsjk noch weitaus mehr verwunderte, war die Gestalt, die er erblickte. Eine Handbreit über der Wasseroberfläche schwebte ein Elf. Die Beine hatte er im Schneidersitz überkreuzt und die Unterarme ruhten entspannt auf den Knien. Ebenso silbriges Haar hing beinah bis auf die Wasseroberfläche hinab und wogte in Wellen umher, die Barsjk auf dem Teich erwartet hätte. Der Elf hatte die Augen geschlossen und ihm das Gesicht zugewandt.
    Dieses Gesicht!
    Noch niemals zuvor hatte Barsjk ein so vollkommenes Antlitz erblickt. Und doch, nach jedem Lidschlag schien es sich zu verändern, als würde eine völlig neue Gestalt über dem Wasser schweben.
    Der Elf war in ein eng anliegendes Kleid aus Blättern gehüllt, die in allen Farben des Frühlings, Sommers und Herbstes gefärbt waren. Der Berenthi hatte sogar den Eindruck, dass die Farbe der Blätter sich mit dem Blickwinkel änderte.
    Vorsichtig trat er näher heran, versicherte sich mit einem kurzen Schulterblick, dass Gordan und Faeron ihn noch immer begleiteten.
    Barsjk wagte kaum zu atmen.
    Je näher er dem schwebenden Elfen kam, desto stärker spürte er es in seinen Eingeweiden. Die Kraft, die von dem Wesen ausging, war gewaltig und wirkte beinah greifbar. Wie ein Nebel umgab sie den Elfen, hüllte ihn ein und verbarg ihn vor allzu neugierigen Blicken.
    »Der Rat der Elfen«, sagte Gordan ehrfurchtsvoll.
    »Das Gefäß des Gottkönigs Alirion«, stellte Faeron die schwebende Gestalt feierlich vor.
    Barsjk blickte leicht verwirrt drein, als der Elf die Augen aufriss. Goldenes Licht brach aus ihnen hervor und tauchte die ganze Lichtung in einen weichen Schimmer. Barsjk wurde von der Kraft des Wesens durchdrungen, hörte plötzlich fremde Stimmen in seinem Kopf, fühlte, wie unbekannte Mächte an den Grundfesten seines Geists zerrten, seine Ängste freilegten und seine Gefühle ergründeten.
    Er glaubte zerrissen zu werden, als die Stimmen in seinem Schädel zu schreien begannen und seine schlimmsten Albträume ans Tageslicht zerrten.
    So unvermittelt die Veränderung über ihn hereingebrochen war, so rasch war sie wieder vorbei. Der schwebende Elf hatte die Augen nur für einen Lidschlag geöffnet, und als er sie wieder schloss, verpuffte der Zauber.
    Barsjks Knie zitterten und der Berenthi musste all seine Körperbeherrschung aufbieten, um nicht zu stürzen. »Was … was war das?«, keuchte er erschöpft.
    »Der Rat hat über dich entschieden«, sagte Faeron. »Komm, wir

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