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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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metallischen Gefüges protestieren. Unlar hätte die Schläge mit verbundenen Augen ausführen können. Tatsächlich arbeitete er nach Gefühl und Gehör. Er spürte, wann der Stahl verdichtet genug war, hörte jede Unebenheit beim Auftreffen des Hammerkopfes.
    Throndimars Schwert war bereits von guter Machart gewesen, vielleicht sogar aus der Hand eines Meisters, doch erst Unlars Geschick würde daraus ein Kunstwerk für die Ewigkeit formen.
    Er hatte einen Klumpen Götterstahl in die Waffe eingearbeitet. Dieses besondere Metall erhielt seinen Namen, weil es vom Himmel fiel und man glaubte, die Götter würden es herabwerfen, auf dass es von den größten Meistern der Schmiedekunst gefunden werde.
    Neben dem Götterstahl, der besonders hart war, hatte er noch ein sehr weiches Eisen verwendet. In schweißtreibender Arbeit mit dem Schmiedehammer war zusammen mit Throndimars vorigem Schwert ein Stück Metall daraus geworden, das die Zeiten überdauern würde.
    Er hatte die drei platt geklopften Stangen aufeinandergelegt und vierhundert Mal gefaltet, bis die Klinge eine vollkommene Verbindung aus den drei Metallen wurde. Ausgehärtet im klaren Wasser, das aus den Quellen der Eisnadel entsprang, würde diese Klinge niemals brechen, niemals stumpf werden.
    »
Sardasil
«, hauchte der Schmied den Namen des Schwerts in der alten und vergessenen Göttersprache – Immerscharf.
    Durch den Götterstahl funkelte die fünf Fuß lange Klinge golden im Sonnenlicht, wohingegen die eingravierten Runen rötlich schimmerten. Unlar hatte unter anderem den Namen der Klinge und Throndimars Racheversprechen in die zwei Finger breite Hohlkehle eingraviert, in der Runenschrift der Zwerge, zu Ehren ihres Gottes Grimmon.
    Hin und wieder blickte er zu Throndimar hinüber, doch der schlief wieder. Im Schlaf rief er bisweilen Nemenas Namen.
    Die Niederhöllen müssen gerade über dich hereinbrechen, Junge
, dachte Unlar mitfühlend.
    Er betrachtete das Werkstück, das bald zum Schwert
Sardasil
werden würde.
Es wird das Instrument deiner blutigen Rache. Und mein Meisterwerk.
    Als er mit dem Zustand der ungeschliffenen Klinge zufrieden war, setzte Unlar sich an den Schleifblock, den wertvollsten Gegenstand seiner Schmiede. Ein zwergischer Baumeister hatte ihm einst die Konstruktion verraten und der gewitzte Unlar hatte sie hier nachgebaut. Der Schleifstein hing auf einer waagrechten Achse und konnte über ein Fußpedal in Drehung gebracht werden. Je schneller man mit dem Fuß arbeitete, desto schneller drehte sich der Stein. Über dem Schleifstein hing eine Schweinsblase, die mit feinstem Öl gefüllt war. Das Öl tröpfelte langsam auf den rotierenden Stein und die Klinge hinab und wirkte der beim Schleifen entstehenden Hitze entgegen.
    »Ein guter Schmied legt mindestens ebenso viel Wert auf einen sauberen Schliff wie auf die Arbeit mit dem Hammer«, zitierte Unlar seinen Onkel, der ihn nach dem Tod der Eltern bei sich aufgenommen hatte.
    Unlar kümmerte sich geradezu väterlich um Throndimar. Dieser war noch weit von einer völligen Genesung entfernt, doch Unlars kräftige Eintöpfe und die Zurückgezogenheit in der warmen Schmiede wirkten wahre Wunder.
    Allmählich wurde Throndimar von einer immer stärkeren Unruhe getrieben. Viel zu lange hatte er schon tatenlos dagelegen und die immer gleichen schrecklichen Träume durchleben müssen.
    Träume, in denen er Nemena beinahe erreichte, nur um ihren Lebensfunken erlöschen zu sehen. Seine schöne Nemena.
    Er blinzelte kleine Tränen beiseite. »Hilf mir«, bat er Unlar und streckte die Hand aus. »Ich habe lange genug herumgelegen.«
    Unlar schlurfte gemächlich zu ihm herüber und half ihm sich aufrecht hinzusetzen. Bei jeder Bewegung spürte Throndimar ein schmerzhaftes Ziehen, das von den verheilenden Wunden ausging, und er befürchtete schon fast, dass die Narben wieder aufreißen würden.
    Unlar musste eine ähnliche Befürchtung haben, denn der Schmied untersuchte sogleich Throndimars Schultern und seinen Rücken. »Es verheilt alles sehr gut«, sagte er nicht gerade wenig erstaunt. »Aber du wirst dich weiterhin schonen müssen.«
    Throndimar konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. »Sie sind längst über alle Berge.«
    Unlar seufzte laut. »Womöglich«, gestand er ein.
    »Dann habe ich völlig umsonst überlebt«, sagte Throndimar.
    Der Schmied schüttelte den Kopf. »Du lebst, Junge! Danke den Göttern für die Tage, die noch vor dir liegen.«
    »Ich danke den Göttern erst dann,

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