Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
wenn sie mir meine Rache gewähren!« Throndimar nutzte Unlars Schulter, um sich aus dem Bett und in den Stand zu ziehen. Er schwankte, hielt sich aber aus eigener Kraft aufrecht. »Hast du es fertig?«, fragte er direkt.
Unlar nickte und ging zu einem Waffenständer, der neben dem Amboss an der Wand stand. Throndimar beobachtete, wie der alte Schmied mit leicht zittrigen Händen nach einem in weißes Leinen eingewickelten Gegenstand griff. Unendlich langsam entrollte Unlar das Schwert. Erst kam die im Schmiedefeuer golden schimmernde Klinge zum Vorschein. Dann erkannte Throndimar die kantigen Runen in der Hohlkehle. Auf beiden Händen, Griff voran, trug Unlar das Schwert behutsam und beinahe so liebevoll wie ein Vater sein neugeborenes Kind zu ihm herüber.
»
Sardasil
«, sagte der Schmied feierlich, als er ihm die Klinge überreichte.
Throndimar starrte atemlos auf die makellose Waffe. Er wusste, dass Unlar ein begabter Schmied war, doch dieses Schwert schien nicht von Menschenhand gefertigt. Es war, als hätten die Götter es direkt aus der Himmlischen Festung herabgeworfen und der Schmied es gefangen. Er betrachtete die eingravierten Runen, konnte sich aber keinen Reim auf ihre Bedeutung machen. Die breite Parierstange war an den Enden zweigeteilt und sowohl zu Klingenspitze als auch zum Knauf hin gebogen. Ein Knauf, der Throndimar auf den ersten Blick als viel zu klein erschien, um der fünf Fuß langen Klinge ein angemessenes Gegengewicht zu sein. Vorsichtig berührte er den mit Leder umwickelten Griff und schloss die Hand Finger für Finger darum.
Mühelos hob Throndimar die Waffe mit einer Hand in die Luft. »
Sardasil
«, wiederholte er.
»Morgen können wir beginnen«, sagte Unlar leise. »Dann bringe ich dir bei, was ich noch aus meinen jungen Tagen weiß.«
Ein lautes Klopfen an der Tür ließ sie beide aufschrecken. Throndimar nutzte die Klinge wie einen Wanderstab und drückte sich in den Stand. Unlar griff nach einem schweren Hammer und schlich sich zur Tür. Er legte den Zeigefinger auf die Lippen. Drei nahezu lautlose Schritte und der Schmied presste sich mit dem Rücken gegen die Wand, sodass die sich öffnende Tür ihn verbergen würde.
Er nickte und Throndimar rief laut »Wer da?«
Die Tür wurde langsam geöffnet und eine mittelgroße, schlanke Gestalt, eingehüllt in einen dunklen Ledermantel, kam zum Vorschein.
»Darf ich eintreten oder wird mir der Schmied hinter der Tür dann den Schädel einschlagen?«, ertönte eine leicht rauchige Frauenstimme.
Throndimar blieb eine Antwort schuldig, zu groß war seine Überraschung.
Wie kann sie das ahnen?
, ging es ihm durch den Kopf.
»Ich suche keinen Ärger«, versicherte die Frau. »Ich werde jetzt einen Schritt nach vorn machen, Schmied! Bitte erschlag mich nicht.«
Zu Throndimars Überraschung ließ Unlar den Hammer sinken und trat aus seinem Versteck heraus.
Die Fremde musterte den Hammer mit einem amüsierten Lächeln. »Denkt ihr beiden Tölpel denn wirklich, ich hätte angeklopft, wenn ich euch töten wollte?«
»Deine Freundlichkeit könnte auch eine List sein«, warf Throndimar ein und verlagerte sein Gewicht von
Sardasil
zurück auf seine Beine.
Auch diese unscheinbare Bewegung entging der Frau nicht. Sie legte den Kopf leicht schief und deutete auf Throndimars Zweihänder. »Wenn du mich damit angreifen willst, solltest du sicher sein, dass du ihn zu gebrauchen weißt. Denn ich weiß meine Waffen zu nutzen.« Bei den letzten Worten tippte sie lässig gegen den Knauf eines Langschwerts, das locker links an ihrer Hüfte hing. Dann öffnete sie ihren Mantel, ließ ihn in einer fließenden Bewegung von den Schultern gleiten und warf ihn auf eine Truhe, die drei Schritt von der Tür entfernt stand.
Throndimar versuchte seine Unsicherheit zu verbergen und betrachtete die Fremde eingehender. Sie war von mittlerer Größe für eine Frau und, wenn er ihren Worten glaubte, körperlich gut in Form. Ihr hellbraunes Haar trug sie kurz gestutzt, was ihr ein leicht jungenhaftes Aussehen verlieh. Das Langschwert war nicht ihre einzige Waffe. Am rechten Oberschenkel war ein schmales Band befestigt, das mindestens drei Wurfmesser bereithielt. Ein langer Dolch, der dem Schwert gegenüberhing, komplettierte die Zusammenstellung ihrer sichtbaren Waffen.
Er gewann seine Fassung zurück. »Wie konntest du wissen, dass Unlar hinter der Tür stand?«
Die Frau lachte fröhlich, ein ansteckendes Lachen, das Throndimar trotz seiner Unbehaglichkeit
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