Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
stellte Throndimar nach kurzem Umsehen fest.
»Hat als einziges Gebäude die Plünderung überstanden«, fügte Unlar hinzu.
»Die anderen?«
»Alle tot.«
Der alte Schmied setzte sein Hämmern fort und Throndimar nutzte die Gelegenheit, den Gegenstand zu betrachten. Offenbar schmiedete Unlar ein langes und breites Schwert, einen Zweihänder. Noch war die Klinge nicht vollständig ausgearbeitet und Unlar schien das Werkstück viel zu breit auszuklopfen. Plötzlich zog er aus dem Ofen einen rot glühenden Stab, legte ihn in die Mitte der zu breiten Klinge und hämmerte dieses Stück platt.
»Du machst ein Schwert?«, fragte Throndimar leicht verwirrt. »Wofür?«
»Für dich«, war die knappe Antwort, als er ein drittes Stück Eisen mit den anderen beiden verband. Dann tauchte er alle gemeinsam in die Glut des Brennofens und kam wieder an Throndimars Lager. »Ich war mir nicht sicher, ob du es benutzen würdest«, gestand der Schmied. »Aber das Schwert deines Vaters hat sich im Feuer deiner Hütte verformt, also brauchst du ein neues.«
Throndimar verstand. »Danke.«
»Danke mir erst, wenn du es auch benutzen kannst. Noch ist es nur ein Klumpen Stahl.«
»Aber … ich weiß nicht, wie man richtig kämpft«, sagte Throndimar zögerlich.
Unlar lächelte. »Also willst du kämpfen, gut. Ich werde dir ein paar Dinge zeigen, Junge.«
Eine Weile schwiegen sie. Unlar ging schließlich an den Brennofen zurück und zog das unfertige Schwert heraus. Die Kohle, die dem Eisen anhaftete, hatte Feuer gefangen, und wie Unlar so spielerisch mit der rot glühenden Flammensäule hantierte, wirkte er auf Throndimar beinahe wie Grimmon, der Götterschmied, selbst.
»Diese Klinge«, sagte Unlar zwischen zwei Hammerschlägen, »wird dich … niemals … enttäuschen.« Er prüfte kurz ihre Dicke und fuhr dann mit seiner Arbeit fort. Nach einigen weiteren Schlägen schob er das Werkstück erneut in den Brennofen. »Du hast ein paar üble Wunden, Junge. Es ist ein Wunder, dass du noch lebst.«
Bei der Erwähnung seiner Verletzungen kehrte Throndimars Erinnerung bruchstückhaft wieder zurück. Er hatte mehrere Treffer gegen den Rücken einstecken müssen und auch gegen Hüfte und Schulter. Zum ersten Mal, seit er erwacht war, versuchte er sich zu bewegen und Wellen des Schmerzen schlugen über ihm zusammen.
»Du solltest noch ein paar Tage liegen bleiben«, riet Unlar.
Throndimar gelang es, die Decke anzuheben und einen Blick darunterzuwerfen. Er war nackt, was ihm bei der in der Schmiede herrschenden Hitze nicht aufgefallen war, sein Oberkörper mit frischen Leinenstreifen verbunden. »Du hast mir die Verbände gewechselt«, stellte er nüchtern fest.
»Ja, und das war kein Spaß«, versicherte Unlar. »Du hast in deinen Albträumen ganz schön um dich geschlagen. Hatte schon befürchtet, du hättest ein Wundfieber.« Der Schmied wollte gerade wieder zu seinem Brennofen laufen, als ihm noch etwas einfiel. »Und wenn du dir die Narben ansiehst, krieg keinen Schreck. Ich musste einige Wunden ausbrennen.«
Throndimar nickte, hatte aber kaum zugehört.
Nemena ist tot. Ich lebe
, rauschte es in seinem Kopf.
Eine einfache Wahrheit. Schwarz und Weiß. Etwas Sinnvolles formen …
»Ich will Rache«, sagte er schließlich.
Unlar horchte auf, sagte aber nichts.
»Lehre mich alles, was du weißt«, fuhr Throndimar fort. »Und dann hilf mir die Schweine zu jagen!«
Der Schmied blies hörbar die Luft durch die Nase aus. »Ich hatte erwartet, dass du so handeln würdest. Du bist jung, voller Kraft und nun von einem unbändigen Hass erfüllt. Ich werde dich alles lehren. Und ich werde dir ein Schwert schmieden, das tausend Feinden den Schädel spalten kann, ohne stumpf zu werden. Darauf hast du mein Wort. Aber für eine Jagd bin ich zu alt.«
Throndimar schüttelte den Kopf. »Allein hier draußen stirbst auch du. Hilf mir sie zu finden und zu töten. Hilf mir die Gefahr für andere abzuwenden, indem wir den barbarischen Abschaum abschlachten, wie sie es mit unseren Frauen und Kindern tun!«
Unlar presste die Lippen aufeinander und drückte so die Nasenspitze nach oben. »Einverstanden«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Aber ruh dich erst noch aus. In drei Tagen ist das Schwert fertig.«
Drei Tage
, dachte Throndimar unruhig.
Wie weit können sie in drei weiteren Tagen kommen?
Präzise geführt landete der schwere Hammerkopf auf dem glühenden Stahl. Funken stoben aufgeregt davon, als wollten sie gegen die Störung des
Weitere Kostenlose Bücher