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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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ohnehin den Göttervater anbeteten. Doch er wollte mehr.
    Alle sollen mich anbeten!
    »Lasst mich nun allein«, wies er die Trolle an. »Ich brauche Ruhe.«
    Karandras öffnete seinen Geist der Macht Aurelions. Es war, als würde er an einen fernen Ort gebracht.
    Immer tiefer sank er in die Erde hinab, passierte die verschiedenen Gesteinsschichten. Schließlich erreichte sein Geist die Niederhöllen selbst. Flüssiges, glühendes Gestein zog sich in zähflüssigen Bahnen durch Feuer aus purem Hass. Hier war die Macht des Göttervaters am stärksten.
    Karandras blickte sich um und konnte die Tore der Niederhölle ausmachen, die Alghor einst verschlossen hatte. Göttliche Runen hielten sie zusammen und machten es den Dämonen unmöglich, in die Welt der Sterblichen zu gelangen.
    Ein infernalischer Schrei ließ ihn aufgeschreckt herumfahren. Weit entfernt schien Magma aus einer Quelle zu entspringen, aus deren Mitte eine Gestalt emporragte. Karandras konnte keine Einzelheiten erkennen, aber das laute Kettenrasseln verriet ihm, dass dort Aurelion selbst gefangen gehalten wurde.
    Liebend gern hätte er den Göttervater befreit, doch mit jedem Schritt, den er näher an die Quelle trat, schien diese sich von ihm um dieselbe Distanz zu entfernen. Dämonische Stimmen verhöhnten ihn, andere jubelten ihm zu, doch niemals vermochte er die Sprecher zu erkennen. Es war beinahe, als würden die Feuer selbst zu ihm sprechen.
    Trotz der großen Hitze empfand er den Ort als angenehm kühl, ja fast anheimelnd gemütlich.
    »Vater, lass deine Kraft durch mich wirken«, bat er Aurelion direkt.
    Eine Stimme, die eher einem wütenden Grollen glich, antwortete ihm.
    Karandras riss die Augen auf, als er aus seiner Trance erwachte. Noch immer hallte Aurelions letztes und einziges Wort in seinen Ohren nach: einverstanden.
    Er betrachtete den Obsidian in seiner Hand. Dieser schien unverändert, doch Karandras wusste, dass der Göttervater ihn nicht im Stich lassen würde.
    »Es ist geschafft«, keuchte er zufrieden. Dann stand er auf und trat aus dem Zelt hinaus. Draußen erwarteten ihn bereits die zahlreichen neugierigen Blicke der Trolle. »Bringt mich zu dieser Zwergenstadt«, befahl er ihnen mit kalter Stimme.
    *
    »Zwei Tage«, stellte Baldrokk ermattet fest. »Sie haben uns immerhin zwei Tage Zeit gelassen.«
    Er beschattete seine Augen mit der Linken und gab mit der Rechten den übrigen Zwergen das Zeichen, dass die Schlacht näherrückte. Die Trolle hielten sich noch außerhalb der Reichweite der zwergischen Armbrüste auf, und auch die hastig zusammengezimmerten Katapulte hatten schlechte Aussichten auf einen Treffer.
    »Lasst sie noch ein wenig näher kommen«, sagte er zu den umstehenden Zwergen, »und dann hüllt sie in Flammen.«
    Neben den Katapulten standen Körbe voller in Lampenöl getränkter Stofffetzen bereit, denn Baldrokk wollte die Brennbarkeit der Trolle nicht ungenutzt lassen. Inmitten der Trolle konnte er einen Menschen ausmachen und hob erstaunt die Augenbrauen. Die Trolle schienen den Mann nicht nur zu dulden, anscheinend fürchteten sie ihn auch.
    Baldrokk spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten und ein eisiger Schauer ihm den Rücken entlangkroch. Den Fremden umgab eine seltsame Aura der Dunkelheit, als wäre er in einem schwarzen Nebel verborgen, und doch konnte Baldrokk die Augen nicht von ihm abwenden. Je näher der Mann und die Trolle kamen, desto weniger Unbehagen verspürte der Zwergenprinz. Im Gegenteil. Mittlerweile war auch die dunkle Aura gewichen und hatte nichts als Licht hinterlassen.
    Baldrokk lächelte unvermittelt. Dort, inmitten der Trolle, marschierte das wundervollste Wesen, das er jemals erblickt hatte. Der eisige Schauer auf seinem Rücken verwandelte sich in wohlige Geborgenheit.
    Baldrokk weinte Tränen des Glücks, während der Mann und die Trolle näher kamen. Den übrigen Zwergen erging es nicht anders. Manche von ihnen wanden sich auf dem Boden, andere schrien in Ekstase.
    »Es ist ein Wunder!«, brüllte Baldrokk. »Öffnet die Tore für diesen Gott!« Schon rannte er stolpernd die Wehrmauer entlang, rutschte die Leiter hinunter und hastete weiter zu dem verschlossenen Tor. Dort waren zwei Zwerge bereits damit beschäftigt, den Querbalken anzuheben, und wenig später schwang das schwere Eisentor einladend weit auf.
    »Was tust du?«, schrie Clanth hysterisch. »Du bist ja verrückt!« Der alte Zwerg stieß Baldrokk ruppig zur Seite und machte sich wieder daran, das Tor zu

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