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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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einzelne Panzerplatten perfekt auf die Leibesfülle des alten Zwergs abgestimmt waren. Manch betrunkener Zwerg frotzelte darüber, dass Gulmar mit jedem Jahr eine breitere Rüstung brauchte, die Rüstkammer voll von ihnen sei und man an ihnen wie an den Jahresringen eines Baumes das Wachstum des Königs erkennen könne.
    Für gewöhnlich wurden solche Scherze mit einem Faustschlag ins Gesicht beantwortet, denn jeder Zwerg liebte – ja vergötterte – Gulmar über alle Maßen. Und das zu Recht. Der König war klug und führte das Zwergenvolk mit gütiger Hand. Er konnte aber ebenso eine eiserne Faust bilden, wenn es die Zeiten erforderten. Furran war davon überzeugt, dass eine solche Zeit nun über sie hereingebrochen war, und allein Gulmars Anblick erfüllte ihn mit Zuversicht.
    Der König vergrub die Hand in seinem weißen Bart und fragte ihn dann mit seiner tiefen, brummenden Stimme: »Also, Furran, was ist passiert?«
    »Mein König …«, begann Furran, doch Gulmar schnitt ihm scharf das Wort ab.
    »Lass den formellen Mist, Furran!«, brauste er auf – eine Eigenschaft, für die er nicht minder bekannt war. »Ich habe mit deinem Vater schon Schulter an Schulter gestanden, als die Berge noch jung waren!«, zitierte Gulmar ein zwergisches Sprichwort, mit dem man etwas längst Vergangenes bezeichnete.
    »Trolle, Gulmar«, sagte Furran schließlich. »Sie kamen ohne Vorwarnung. Und es war kein verirrter Jagdtrupp – es waren über ein Dutzend.«
    Gulmar rieb sich das Kinn unter seinem Bart. »Das sind wirklich verflucht viele Schneetrolle.«
    »Keine Schneetrolle, Gulmar. Trolle aus den Sümpfen um Ulzular«, korrigierte der Schildwächter seinen König.
    Gulmars Augen wurden groß. »Wie kann das sein?«
    Furran schüttelte hilflos den Kopf. »Ich weiß es nicht. Plötzlich waren sie da.«
    »Und konntet ihr sie besiegen?«
    »Das ist ja gerade das Eigenartige«, gestand Furran. »Als sie bereits auf der Wehrmauer waren, brachen sie den Angriff so plötzlich ab, wie sie ihn begonnen hatten.«
    »Höchst ungewöhnlich«, stimmte Gulmar zu und zwirbelte die Enden seines Barts.
    »Uns allen war klar, dass sie früher oder später wiederkommen würden«, sagte Furran. »Also hat Baldrokk beschlossen nach Hilfe zu schicken. Die Hälfte der Schildwachen brach mit mir auf. Drei Tage später holten die Trolle uns ein. Ich weiß nicht, ob Dulbar noch steht oder ob unsere Freunde noch am Leben sind«, sagte Furran traurig. »Ich wollte nicht fliehen, doch Khelan und Bhelar bestanden darauf, dass ich weiterrenne, da ich als Einziger noch unverletzt war.«
    Gulmar ließ das Gesagte auf sich wirken und starrte währenddessen in die Flamme einer Fackel. »Und was denkst du?«, fragte er schließlich.
    »Dulbars Mauern sind stark«, setzte Furran an, doch Gulmar schnitt ihm mit einer energischen Handbewegung das Wort ab.
    »Was
denkst
du? Ich will keine Ausflüchte und keine Vermutungen. Was sagt dir dein Instinkt als Krieger?«, fragte der König.
    Furran nahm sich einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren, dann blickte er seinem König traurig in die Augen: »Dulbar ist gefallen.«
    Gulmar fixierte ihn mit seinem scharfen, prüfenden Blick. »Da ist noch mehr«, erkannte er.
    Furran seufzte schwer: »Die Trolle sahen nicht, wie wir Dulbar verließen.«
    »Also hat es jemand verraten«, schloss Gulmar.
    »Und das kann nicht sein«, widersprach Furran. »Niemand hätte uns verraten. Nicht einmal im Angesicht des Todes.«
    Gulmar nickte. »Also, sollen wir eine Armee schicken?«
    »Ja«, sagte Furran bestimmt. »Dulbar ist zu wichtig, als dass wir es diesen stinkenden Monstern überlassen können.«
    »Gut«, brummte Gulmar. »Dann kann ich Kuldran den Befehl zum Abmarsch erteilen.«
    Furran starrte ihn verwirrt und gebannt an. »Sollte nicht besser ich die Armee anführen? Als ich davongerannt bin, habe ich große Schande über meine Familie gebracht.«
    »Ja, das hast du, aber Kuldran will eure Ehre wiederherstellen«, erklärte Gulmar seine Entscheidung. »Lass ihn gehen. Außerdem brauche ich dich hier. Du musst mir alles berichten, was du weißt, denn möglicherweise steht uns ein langer Krieg bevor.«
    »Wann bricht Kuldran auf?«, fragte Furran knapp, er hatte das Urteil seines Königs längst akzeptiert.
    »Zweihundert Krieger stehen bereit«, sagte Gulmar mit warmer Stimme. »Aber du kannst dich noch von ihm verabschieden.«
    »Er sollte mich doch erst mal begrüßen!«, platzte Kuldran in den Raum herein. »Bist

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