Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Boden. Ich habe das Gefühl, dass mich derlei Dinge nichts angehen.«
Iphelia seufzte. »Mein lieber Ondarin. Du bist für einen Mann deines Alters noch äußerst flink im Kopf. Und ich glaube kaum, dass ich dir etwas vormachen kann.« Sie zwang ihn, den Kopf zu heben und ihr in die Augen zu schauen. »Alles, was ich tue, tue ich zum Wohle der Menschen und zum Wohle Lingalfs, das weißt du.«
»Ja, Herrin.«
»Dann vertraue mir, so wie ich dir vertraue, dass deine Behandlung die richtige ist.«
Ondarin nickte ergeben.
Iphelia setzte sich an ihren Schreibtisch und holte aus einer Schublade einen Federkiel und ein kleines Tintenfässchen hervor. »Es wird Zeit für den nächsten Schritt«, murmelte sie leise vor sich hin. »Und die Zeit drängt, Ondarin.«
Erst jetzt wurde dem Heiler klar, dass sie doch zu ihm gesprochen hatte, und er beeilte sich zustimmend zu nicken.
»Man hat mir berichtet, dass Barsjk in den Norden aufgebrochen ist. Gemeinsam mit Gordan«, sinnierte Iphelia weiter. »Die beiden führen etwas im Schilde.«
»Was sollten sie im Norden wollen?«, fragte Ondarin. »Dort zerschneidet der Berentir das Land …«
»Ein Fluss dürfte für einen Magier nur ein kleines Hindernis darstellen«, warf Iphelia ein. »Nein, die beiden haben den Fluss überquert, dessen bin ich mir sicher.«
»Und was habt Ihr nun vor, Herrin?«
»Ich will eine erneute Versammlung der Stammesfürsten einberufen. Und diesmal möchte ich die Fürsten der Gebiete östlich von Totenfels dabeihaben. Sie dürften überaus interessante Beiträge leisten«, sagte sie.
Ondarin stand ratlos an Ort und Stelle, während Iphelia hastig zwei Briefe niederschrieb und mit Wachs versiegelte. Sie rief nach einem Boten und wies ihn an, die Schriftstücke so schnell wie möglich zu Rekial und Cymgor Delve zu bringen. Er solle sich die besten Pferde nehmen und genug Gold für Wegzölle und Bestechungen der Grenzhüter.
Als der Bote davongeeilt war, wandte sie sich wieder Ondarin zu, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. »Wir werden in vier Tagen nach Totenfels reisen.«
»Aber, müsst Ihr nicht auch Einladungen an die übrigen Stammesfürsten schicken?«, fragte Ondarin leicht verwirrt.
Iphelia lachte trocken. »Ich werde dafür sorgen, dass ihnen meine Reise nicht verborgen bleibt. Glaube mir, lieber Ondarin, sie werden dort sein.«
*
Ohne Unterlass war er gerannt, marschiert, über die rauen Steine geschlittert und gestürzt. Er hatte sich Ellbogen und Knie zerschunden, bis das Leder seiner Kleidung durchgescheuert war, doch Furran war nicht stehen geblieben. Einmal war er gestolpert und hatte aus einem Reflex heraus seine Axt losgelassen, um sich abzustützen. Die Waffe war erst klirrend über den Boden und schließlich über den Rand gerutscht und in den Abgrund gefallen.
Er hatte nicht geschlafen oder gegessen. Wenn es regnete, hatte er den Mund geöffnet, und als es zu schneien begann, hatte er den Schnee mit den Händen in seinen Mund geschaufelt. Immer wieder hatte er sich gehetzt umgeblickt, doch die Trolle hatten ihn nicht verfolgt.
Danke, Khelan. Danke, Bhelar
, wiederholte er unablässig sein Gebet. Und der Gedanke an die beiden Freunde, die sich für ihn geopfert hatten, trieb ihn weiter an. Er hatte aufgehört die Tage zu zählen, doch als er schließlich die Tore der Feste Gulmar erreichte, schien es ihm, er wäre ewig gelaufen.
»Furran?«, fragten die Torwächter entsetzt, als sie ihn erblickten.
»Trolle«, keuchte Furran mit letzter Kraft, dann fiel er der Länge nach hin und verlor das Bewusstsein.
König Gulmar rutschte unruhig in seinem Thron hin und her, während zu seinen Füßen einige Zwerge aufgeregt diskutierten, was Furrans plötzliches Auftauchen zu bedeuten hatte.
»Er sagte ganz deutlich ›Trolle‹«, stellte Bain fest, der Priester, der sich um Furran kümmerte.
»Und weiter?«, warf ein anderer Zwerg ein. »Haben Schneetrolle ihn auf dem Weg hierher angegriffen? Oder wurde Dulbar von Trollen angegriffen? Wir wissen es nicht.«
»Er sagte ›Trolle‹, nicht Schneetrolle«, warf Kuldran ein. Er hatte den Drachenhelm unter seinen linken Arm geklemmt und die Rechte locker in die Hüfte gestemmt.
»Er war einfach zu erschöpft«, erwiderte Bain.
»Nicht Furran«, beharrte Kuldran. »Wenn er Schneetrolle gemeint hätte, dann hätte er auch Schneetrolle gesagt.«
»Wir wissen, dass du große Stücke auf deinen Sohn hältst«, sagte ein anderer Zwerg, »doch er scheint sich einfach verausgabt
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