Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
werde euch nicht enttäuschen, Herrin«, versprach er und eilte davon.
    *
    Tarvin entpuppte sich als große Hilfe bei der Suche nach geeigneten Texten, aus denen Karandras mehr über das Wesen der Seelenkraft und deren Beeinflussung lernen konnte.
    So teilte er nun die Überzeugung, dass der Glaube der Sterblichen einen unsterblichen Gott erschaffen konnte.
Doch was man erschaffen hat, kann man auch zerstören
, wusste Karandras.
Und so wie der Glaube einen Gott gebiert, so kann er einen anderen töten.
    In allen Büchern las er immer nur von dem freien Glauben aus Liebe und Hoffnung heraus.
Aber was ist mit Hass und Angst?
Diese Frage beschäftigte ihn nun schon seit einigen Tagen.
    Gegenüber Tarvin konnte er seine wahren Pläne nicht zeigen – der Junge glaubte noch immer, dass sie einen Weg zur Vernichtung Aurelions suchten.
    In Wahrheit suchte Karandras nach einem Weg, die Menschen seinem Willen zu unterwerfen.
Wenn sie mich erst als ihren Gott betrachten
, dachte er,
dann werde ich Aurelion aus seinem Kerker befreien und wir werden gemeinsam die Götter stürzen!
    »Warum stehen die Meister der schwarzen Magie so kritisch gegenüber?«, fragte Tarvin einmal.
    »Weil sie sie nicht verstehen«, antwortete Karandras nach kurzem Zögern. »Und was sie nicht verstehen, das macht ihnen Angst.«
    »Angst, meint Ihr? Meister Gordan scheint vor gar nichts Angst zu haben«, überlegte Tarvin.
    »Selbst ein so mächtiger Mann wie Gordan fürchtet sich von Zeit zu Zeit«, sagte Karandras mit einem selbstgefälligen Lächeln.
    »Aber die Magie macht uns doch zu Göttern!«, protestierte Tarvin laut.
    Karandras schrieb die maßlose Selbstüberschätzung dem jugendlichen Eifer des Schülers zu, doch insgeheim war er zufrieden mit seiner Wahl. Tarvin war ein ehrgeiziger Sonderling und blauäugig noch dazu. Es war leicht, ihn für seine Zwecke zu gebrauchen.
    Er wollte dem Jungen widersprechen, entschied sich dann aber dafür, es auf sich beruhen zu lassen. »Manche glauben, dass die Dämonen den Göttern ebenbürtig sind«, warf er stattdessen in den Raum.
    Zu seiner Überraschung widersprach Tarvin nicht sofort, sondern zögerte mit einer Antwort. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte der Junge schließlich. »Wenn es stimmt, dass Aurelion sie erschuf, um die Kanduri zu bekämpfen, dann könnte es durchaus stimmen. Aber Meister Gordan verbietet mir solcherlei Gedanken«, platzte es aus Tarvin heraus. »Es ist schön, dass ich mit Euch so offen reden kann.«
    »Die schwarze Magie ist nicht durchweg böse, Tarvin«, sagte Karandras. »Und ebenso wenig ist alles Wirken der Götter bedenkenlos gut.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Wo Licht ist, da wird auch immer Schatten sein.«
    »Und der Schatten bringt den Menschen die Monster«, schloss Tarvin.
    »Du lernst schnell, das ist gut«, lobte Karandras den Jungen. »So hat alles zwei Seiten. Beispielsweise gibt es einen Zauber, mit dem man sein eigenes Wesen auf das eines anderen übertragen kann. Ein überaus nützlicher Spruch, ohne Frage. Das ewige Leben ist für manchen ein erstrebenswertes Ziel.«
    »Aber was geschieht mit dem anderen Wesen?«, fragte Tarvin nachdenklich.
    »Ein guter Einwand«, lobte Karandras den Jungen. »Und genau dies ist die Schattenseite eines solchen Zaubers.«
    Tarvin kratzte sich nachdenklich am Kopf: »Haben alle Zauber zwei Seiten?«
    »Die meisten, ja«, antwortete Karandras. »Sagen wir, du tötest einen Feind mit einem Feuerball, aber entzündest dabei ein nebenstehendes Haus …« Er ließ den Satz unvollendet und Tarvin nickte verstehend.
    Hinter den Augen des Jungen konnte Karandras sehen, wie seine Gedanken sich überschlugen. »Die Macht eines Magiers ist groß, Tarvin. Doch gerade deshalb sollten wir so viel wie möglich wissen. Damit wir die beste Entscheidung treffen können.«
    Tarvin nickte: »Das verstehe ich.«
    »Gut … Hier habe ich eine Liste mit Büchern, nach denen du für mich suchen musst«, wechselte Karandras das Thema und überreichte seinem Helfer einen kleinen Pergamentfetzen. Tarvin las sich die Titel der Werke, auf die Karandras Hinweise in anderen Texten gefunden hatte, kurz durch und eilte dann davon.
    Tatsächlich hatte der Junge die gesamte Liste abgearbeitet. Vor Karandras türmten sich dicke Folianten, lose Pergamente und in Leder gebundene Bücher. Karandras besah sich nun akribisch die Texte, suchte nach den richtigen Zauberformeln, die ihm ermöglichen würden, Aurelions Macht noch stärker zu nutzen.
    In einem

Weitere Kostenlose Bücher