Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Seitenblick und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder voll und ganz der Karte auf dem Tisch. »Und sie haben sich bisher nicht weiter vorgewagt?«, fragte er einen nebenstehenden Zwerg, der unschwer als Drachenhelm zu erkennen war.
»Nein«, antwortete der Krieger knapp. »Die Bergläufer beobachten sie aus sicherer Entfernung. Baldrokk weiß das auch. Aber bisher sind Dulbars Tore verschlossen.«
Gulmar legte die Stirn in Falten. »Was hast du vor, Bruder?«
Gordan räusperte sich leise, um auf sich aufmerksam zu machen. »Ich würde gerne meine Hilfe anbieten, doch dazu muss ich wissen, was geschehen ist.«
Die Zwerge am Tisch tauschten einige nervöse und besorgte Blicke.
Schließlich seufzte Gulmar und nickte. »Wir haben Dulbar verloren.«
»Welcher Feind hat Euch angegriffen?«, fragte Gordan überrascht.
»Kein Feind«, berichtigte der Zwergenkönig. »Unsere eigenen Brüder haben uns verraten.«
Gordan blies pfeifend die Luft durch die Zähne. »Wie ist das möglich?«
»Das wissen wir nicht«, sagte der Drachenhelm zu Gulmars Rechten. »Aber sie haben sich mit Trollen verbündet und ihnen Rüstungen geschmiedet.«
»Wir wissen nicht, ob sie mit den Trollen verbündet sind, Furran«, warf ein anderer Zwerg ein.
»Ich war dort!«, brauste ein junger Zwerg auf, den Gordan als Gulmars Sohn Amosh erkannte. »Kuldran starb durch einen Troll. Furran entkam ihnen nur mit knapper Not – verbündet oder nicht, es kämpfen Trolle an Baldrokks Seite.«
»Baldrokk? Ist das nicht Euer Bruder?«, fragte Gordan den König.
Wieder seufzte Gulmar, doch diesmal war es ein langer, gequälter Laut. »Ich habe keinen Bruder mehr.«
Gordan nickte verständnisvoll. »Schickt einen Boten nach Surdan. Der Zirkel wird euch helfen, ebenso die Stadt.«
Furran schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir brauchen keine Hilfe! Ich brauche nur die Erlaubnis, das gesamte Heer gegen die Schweine zu werfen!«
Amosh schüttelte den Kopf. »Bist du verrückt? Die Hälfte meiner Krieger hatte die Seiten gewechselt, noch bevor wir Dulbar erreichten. Und du willst Baldrokk bereitwillig noch mehr Krieger liefern?«
Furran wollte etwas erwidern, doch Gordan fiel ihm aufgeregt ins Wort. »Sie wechselten die Seiten? Wie?«
Der Blick des Zwergenprinzen verfinsterte sich, als er die Erinnerungen an die Schlacht wieder aufleben ließ. »Es ist so, wie ich sagte. Wir stürmten Dulbar und plötzlich richteten sich unsere Kameraden gegen uns.«
»Einfach so?«, hakte der Magier nach. Amosh nickte.
»Höchst bemerkenswert.«
Furran rümpfte die Nase. »Ich finde es eher widerlich.«
Gordan zupfte sich mit der Linken am Kinnbart. »Ich muss alles ganz genau wissen. War außer den Zwergen und Trollen noch jemand dort?«
Amosh schnaubte verächtlich. »Da gibt es nicht mehr zu sagen. Sie waren alle verrückt, priesen immer wieder ihren Herold Karandras und kämpften wie Berserker.«
»Karandras?« Gordan zog die Augenbrauen hoch. »Interessant.«
»Ihr kennt den Namen?«, fragte Gulmar neugierig.
Gordan schüttelte den Kopf. »Ich kenne niemanden mit dem Namen, doch ich weiß, was das Wort bedeutet: Sohn der Dunkelheit.«
»Baldrokk bezeichnet sich als Sohn der Dunkelheit, als ihren Herold?«, fragte Gulmar kopfschüttelnd.
Ein Zwerg polterte durch die Tür und schlitterte in die Kriegshalle. Der Läufer rang nach Atem und stützte sich erschöpft auf die Knie. »Mein König!«, begann er schließlich. »Baldrokk sammelt eine Armee!«
»Noch mehr Überläufer?«, fragte Amosh entsetzt.
»Nein«, keuchte der Zwerg. »Goblins.«
»Was hat er vor?«, murmelte Gulmar.
Furran knurrte wütend. »Er will die Feste angreifen. Darum sammelt er ein Heer. Wir müssen jetzt zurückschlagen.«
»Welcher Zwerg lässt sich denn mit Garpors Kindern ein?«, fragte Amosh in den Raum.
Gordan nickte. »Ganz recht. Garpors Kinder. Das Volk des ersten Aureliten. Und Thaurgs Trolle. Höchst ungewöhnlich.«
»Seid mein Gast, solange Ihr wollt«, sagte Gulmar und der Mensch nickte dankend.
»Tatsächlich bin ich etwas müde.« Er blickte dem König mitfühlend in die Augen. »Wir werden herausfinden, was Euren Bruder verändert hat, Gulmar. Ich gebe Euch mein Wort.«
Obwohl Gordan todmüde war, fand er keinen Schlaf in jener Nacht. Das Bett war äußerst bequem, denn die Zwerge verstanden sich darauf, ihre Matratzen mit mehreren Metallfedern zu versehen, sodass der Körper über Nacht besser gestützt wurde. Verglichen mit den einfachen
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