Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
keinen Zweifel. Er stellt eine gewaltige Armee auf – Zwerge, Trolle und Goblins. Dazu noch seine magischen Kräfte … Aber Throndimar … Er könnte unser Gegengewicht auf der Waage sein.«
»Du sprichst mal wieder in Rätseln, alter Mann«, sagte Barsjk mürrisch.
Gordan ignorierte die Bemerkung und fuhr mit seinem Gedankengang fort. »Karandras’ Zauber lässt die Opfer ihn lieben, ihn bewundern … an ihn glauben … Das ist es!« Der Magier klatschte freudig in die Hände. »So will er die Götter stürzen.« Das Grinsen erstarb in seinem Gesicht und sämtliche Farbe wich aus seinen Wangen, bis er sich aschfahl und kraftlos auf den Stuhl fallen ließ. »Er will sich selbst zum Gott erheben«, hauchte er fassungslos.
»Und wie soll das gehen?«, fragte Barsjk ungläubig.
»Durch den Glauben«, erklärte Faeron. »Der Glaube vermag einen Gott zu erschaffen. Und er macht ihn stark. Je mehr Wesen Karandras als Gott verehren, desto stärker wird er. Und dann könnte er Aurelion befreien oder die Götter stürzen, die Himmlische Festung niederreißen und das Land in ewige Verdammnis stürzen.«
»Und wie kann uns Throndimar dann hilfreich sein?«, fragte Barsjk. »Er ist doch bloß ein Mensch.
Gordan lächelte matt. »Indem die Menschen an ihn glauben«, sagte er leise. »Er muss wie ein Leuchtfeuer der Götter sein. Ein Vorbild für alle. Er muss die Menschen aus der Finsternis führen.«
»Dann hältst du den Krieg gegen die Orks für richtig?«, fragte Faeron entsetzt. »Immerhin haben sie ein Recht darauf, hier zu leben.«
Der Magier hob beschwichtigend die Hände. »Natürlich haben sie das … Aber Throndimar braucht einen großen, überragenden Sieg. Er muss noch zu Lebzeiten zu einer Legende werden. Nur so haben wir eine Aussicht auf Erfolg.«
»Also willst du die Orks opfern?«
Gordan schüttelte den Kopf. »Du solltest mich besser kennen. Aber wir müssen die Orks aus den Ebenen vertreiben. Und es muss wie ein großer Sieg Throndimars aussehen.«
Faeron blickte grübelnd in die Luft. »Er wird mit Sicherheit schon bald die ersten Kämpfe bestreiten. Was schlägst du also vor?«
Gordan grinste schelmisch, was Faeron beinah mehr Angst machte als die Aussicht, Karandras könnte die Götter stürzen, bedeutete es doch, dass der Magier einen kühnen Plan gefasst hatte. »Die Orks werden Vergeltung üben wollen. Und alles, was wir tun müssen, ist, sie davon abzuhalten.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Wir werden ihre Schamanen überzeugen, dass Throndimar von den Ahnen gesandt ist.«
Faeron nickte zustimmend. »Dann lass uns gleich morgen früh aufbrechen.
*
Mit zitternden Knien klopfte Ondarin leise an Iphelias Tür. Er hatte gewartet, bis es Mitternacht war, wie sie ihm befohlen hatte. Niemand trieb sich noch auf den Gängen herum, bis auf die stündlichen Rundgänge der Wachen war es völlig ruhig.
Es kam keine Antwort aus dem Inneren, also drückte Ondarin die Tür vorsichtig auf und schob sich durch den schwach erleuchteten Spalt hindurch.
Iphelia lag auf ihrem Bett, leichenblass.
Ondarins Atem stockte für einen Moment und sein Herz setzte für einen Schlag aus.
Bei den Göttern, ich bin zu spät!
, schoss es ihm in den Kopf.
»Ondarin«, erklang ein heiseres Flüstern, das entfernt nach Iphelia klang, auch wenn ihre Lippen sich kaum bewegten.
»Herrin!«, entfuhr es ihm laut und er biss sich sogleich auf die Zunge. Er hastete an ihr Bett, zog eine der Phiolen aus seiner Tasche und entkorkte sie noch in der Bewegung. Er träufelte Iphelia etwas von dem frischen Blut auf die Lippen und sie leckte den roten Saft gierig mit der Zungenspitze ab. »Trinkt es, dann fühlt Ihr euch wieder besser.«
Sie schüttete die Flüssigkeit in einem Zug hinunter und verzog dennoch angewidert das Gesicht. So dringend sie das Blut im Kampf gegen die Krankheit auch brauchte, es bereitete ihr noch immer Übelkeit.
Er wartete einen Moment, doch es schien sich keine Besserung einzustellen. Also zog Ondarin eine zweite Phiole und auch diese trank Iphelia in einem Zug aus. Kurz darauf schien sie von neuer Kraft durchdrungen und auch ihre Haut wirkte weniger blass.
»Danke«, sagte sie matt. »Ich glaubte mich schon in der nächsten Welt.«
Ondarin bemühte sich um ein zuversichtliches Lächeln: »Ihr seid stark, Herrin.«
»Red nicht so einen Stumpfsinn!«, unterbrach sie ihn. »Ich werde von Tag zu Tag schwächer.«
»Dann braucht Ihr mehr Blut«, sagte Ondarin unverdrossen.
»Und wie lange
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