Blutvertrag
Luft, stieß sie wieder aus, holte erneut Luft – und dann läutete sein Handy.
Linda stöhnte.
Es war sein normales Telefon, nicht das neue. Auf dem Display erschien keine Nummer.
»Das muss er sein«, sagte Tim und ging dran.
»Na, wie geht’s meiner Süßen?«, fragte der Killer.
Tim beobachtete den Baumflüsterer, ohne etwas zu erwidern.
»Hast du sie schon flachgelegt, Tim?«
»Ich werde auflegen, bevor du meinen Aufenthaltsort feststellen kannst«, sagte Tim. »Also sag schnell, was du zu sagen hast.«
»Ich habe nicht viel zu sagen, Tim. Hast du auf Lautsprecher gestellt?«
»Nein.«
»Gut, weil dieses Flittchen das nicht mitbekommen soll. Aber ich habe auf Lautsprecher gestellt, und Mary will mit dir reden.«
»Was für eine Mary?«
Die Stimme seiner Mutter sagte: »Tim?«
»O mein Gott.«
In der plötzlich viel zu hellen Sonne und in einer Luft, die so dicht war, dass er sie nur schwer einatmen konnte, erhob er sich von der Bank.
»Tu, was du für richtig hältst, Tim.«
»Mom. O Gott …«
»Tu, was du für richtig hältst. Hast du mich verstanden? «
Er brachte kein Wort mehr heraus. Neben ihm war Linda aufgestanden. Er konnte sie nicht ansehen.
»Tu, was du für richtig hältst«, wiederholte seine Mutter, »dann ist alles, wie es sein soll.«
»Wenn er dir etwas angetan hat …«
»Mir ist nichts geschehen. Ich habe keine Angst. Weißt du, wieso ich keine Angst habe?«
»Ich hab dich lieb«, sagte er.
»Weißt du, wieso ich keine Angst habe, Tim?«
Offenbar versuchte sie, ihn auf etwas hinzuweisen. »Wieso? «
»Weil ich gerade an dich und Michelle denke.«
Tim wurde ganz ruhig.
»Ich will zu eurer Hochzeit kommen, Tim.«
»Das wirst du auch«, sagte er. »Du wirst dabei sein.«
»Sie ist so lieb. Sie ist genau die Richtige für dich.«
»Sie erinnert mich an dich«, sagte er.
»Der Ring, den sie für mich gemacht hat, ist so schön.«
Die ungeduldige Stimme des Killers mischte sich ein: »Sagen Sie’s ihm, Mary!«
»Ich schaue den Ring gerade an, Tim, er macht mir Hoffnung. «
»Mary«, sagte der Killer warnend.
»Tim, ach bitte, Tim, ich will wieder nach Hause.«
»Was hat er getan, wo hat er dich hingebracht?«
»Er will einen Deal mit dir machen.«
»Ja, und ich weiß schon, was er will.«
»Tim, ich kenne diese Frau nicht, hinter der er her ist.«
»Es ist ein Fehler, den ich gemacht habe, Mom. Ein großer Fehler.«
»Denk an mich und Michelle. Ich hab dich lieb.«
»Dir wird nichts geschehen, Mom.«
»Tu, was du für richtig hältst. Lass dich nicht einschüchtern. «
»Ich bringe dich nach Hause. Das schwör ich dir!«
Der Killer sagte: »Jetzt habe ich das Handy umgestellt, Tim. Sie hört dich nicht mehr.«
»Rühr meine Mutter nicht an!«
»Ich kann mit deiner Mutter machen, was ich will. Wir haben uns an einen einsamen Ort zurückgezogen, wo niemand sie schreien hören kann.«
Tim schluckte alles herunter, was ihm einfiel, denn nichts davon war nutzbringend.
»Du hast also vor zu heiraten«, sagte der Killer.
»Sag mir, was ich tun muss.«
»Wie heißt Michelle denn mit Familiennamen, Tim?«
»Das geht dich nichts an.«
»Ich könnte deine Mutter foltern, um es aus ihr herauszupressen. «
»Jefferson«, sagte Tim. Das war der Mädchenname von Michelle Rooney. »Michelle Jefferson.«
»Was wird Michelle wohl davon halten, dass du alles für irgendein Flittchen aufs Spiel setzt?«
»Lass Michelle aus der Sache raus.«
»Das hängt nur von dir ab, Tim.«
Durch den Park kam Pete Santo, lächelnd und winkend. Er führte Zoey an der Leine.
Tim spürte, dass er nicht so tun durfte, als würde er ohne Widerstand auf die Forderungen des Killers eingehen. Der würde ihm sonst nicht glauben und argwöhnisch werden. Das hieß, er musste Widerstand leisten und eine Alternative anbieten. Vor allem musste er erst einmal nachdenken .
»Wie könnte ich auf so einen Handel eingehen? Wie könnte ich das tun?«
»Du hast eine Schwachstelle, Tim.«
»Das wäre so, als würde ich eine der beiden selbst umbringen. «
»Du bist einer von den richtig guten Kerlen, Tim. Das ist dein wunder Punkt.«
»Ich bin keiner von den Guten. Ich lebe einfach nur vor mich hin.«
»Die Guten kommen immer als Letzte ins Ziel.«
»Vielleicht nicht, wenn sie im Rennen bleiben. Hör zu, wir müssen eine andere Möglichkeit finden. Was du von mir verlangst, kann ich nicht tun.«
»Doch, du kannst es.«
»Nein. Das nicht.«
»Du hast schon schwerere Dinge
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