Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
und man wurde davon geweckt, weil man im wirklichen Leben bei genau diesem Geräusch gesehen hatte, wie jemand starb.
    Die Digitaluhr zeigte die Zeit in grün leuchtenden Ziffern an: 3.44. Tim hatte etwa zwei Stunden geschlafen.
    Er warf einen Blick auf die Balkontür.
    Die Vorhänge hingen reglos herab.
    Nun hörte er das Rauschen des Windes, nicht hämmernd oder aufdringlich, sondern rau, rhythmisch und beruhigend.
    Nach kurzem Schweigen sagte Linda etwas, und da wurde Tim klar, dass es ihre vom Schlaf dumpfe Stimme war, die ihn geweckt hatte. »Molly«, sagte sie. »Oh, Molly, nein, nein.«
    Ihre Worte klangen niedergeschlagen und sehnsüchtig.
    Im Schlaf hatte sie sich auf die Seite gedreht. Sie lag zusammengerollt da, in den Armen ein Kissen, das sie fest an die Brust presste.
    »Nein … nein … oh, nein«, murmelte sie, dann lösten ihre Worte sich in ein kaum hörbares Klagen auf, in einen
kummervollen Ton, der kein Weinen war, sondern etwas Schlimmeres.
    Während sich Tim langsam von seinem Sessel erhob, spürte er, dass Linda nicht im Bann eines bedeutungslosen Traums stand, sondern vom Schlaf in die Vergangenheit zurückversetzt worden war, in der jemand namens Molly gelebt hatte und vielleicht gestorben war.
    Bevor Lindas Gemurmel irgendeine verborgene Wahrheit enthüllen konnte, störte ein anderes Geräusch die Ruhe des schlafenden Hotels. Es kam aus dem Flur.
    An der Tür stehend, legte Tim das Ohr an den Spalt und lauschte. Er glaubte, das leise Quietschen der Tür zum Treppenhaus gehört zu haben.
    Ein kühler Luftzug schlich sich an seiner Ohrmuschel entlang.
    Im Flur draußen stellte sich wieder eine unruhige Stille ein. Nun hatte sie jedoch einen erwartungsvollen Charakter.
    Falls Tim das Geräusch richtig gedeutet hatte, dann stand jemand im Treppenhaus und hielt die Tür auf, um in den Flur zu spähen.
    Bestätigt wurde diese Vermutung durch das leise, aber unverkennbare Quietschen der Tür, die nicht einfach zufiel, sondern behutsam geschlossen wurde.
    Ein zu so später Stunde heimkehrender Gast wäre niemals so rücksichtsvoll gegenüber seinen Nachbarn gewesen, und ein Hotelangestellter schon gar nicht.
    Tim brachte das Auge an den Türspion. Durch die weitwinklige Linse hatte er einen verzerrten Blick auf den Flur.
    Dies war nicht der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab, denn den hatte Tim bereits früher am Abend hinter sich gelassen. Als er von der Straße in Lindas Haus getreten war, und als er gesehen hatte, dass sie statt eines Fernsehers ein Bild davon besaß, hatte er einen Kurs eingeschlagen, der von da an unwiderruflich feststand.

    Nun befand er sich an jenem Punkt in jedem gefährlichen Unterfangen, wo der Geist entweder scharf genug ist, um der wachsenden Herausforderung entgegenzutreten, oder wo er sich als zu stumpf für das Duell erweist. Hier zeigte sich, ob das Herz wie ein Kompass den Weg wies oder vor der Reise zurückschrak; hier entschied sich, ob Erfolg möglich war oder nicht.
    In den Zerrspiegel des Bildes, das die Linse lieferte, trat ein Mann. Erst war nur sein Hinterkopf sichtbar, während er die Türen auf der anderen Seite des Flurs betrachtete, dann blickte er in Tims Richtung. Es war das Gesicht des Killers, der eine Vielzahl von Identitäten besaß.
    Die glatte, rosige Gesichtshaut. Das ständige Lächeln. Die Augen, die wirkten wie ein offenes Abflussrohr.
    Tim hätte eine stärkere Waffe gebraucht als die Neun-Millimeter-Pistole, um Kravet durch die Tür hindurch zu erschießen.
    Außerdem war das ohnehin keine echte Lösung. Wenn dieser Killer tot war, wurde sicher ein anderer angeheuert, und dann hatte Tim nicht den Vorteil zu wissen, wie sein Gegner aussah.
    Er trat einen Schritt von der Tür zurück, drehte sich um und eilte zum Bett, wo die schlafende Linda inzwischen verstummt war.
    Mit einem Mal kam ihm sein Plan weniger wie eine Strategie, sondern eher wie ein Würfelspiel vor.
    Als er Linda die Hand auf die Schulter legte, war sie so augenblicklich wach, als hätte sie dasselbe Überlebenstraining absolviert wie er.
    Sie setzte sich auf, und als Tim sagte: »Er ist da«, stand sie schon.

23
    Wenn es ums Ganze ging, fühlte Krait sich gottgleich und hatte weder Zweifel noch Bedenken. Er wusste, was er tun musste, und er wusste, was er schätzte. Augenblicke wie dieser stellten die Erfüllung seiner Bedürfnisse und Begierden dar.
    Nachdem er aus dem Treppenhaus getreten war und die Tür behutsam hinter sich geschlossen hatte, zog er die Glock

Weitere Kostenlose Bücher