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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheich
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Mick saß am Steuer seines Diplomats und hatte das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Er raste geradezu über die viel zu schmalen Kieswege der Schrebergartenanlage. »Hol mir mal Li-Zi ans Telefon. Es eilt.«
    Andreas versuchte, ihm das Handy abzunehmen, denn offenbar war er der Meinung, dass Mick sich wenigstens konzentrieren sollte, wenn er in der Kleingärtneranlage »Grüne Lunge« schon den Grand Prix von Monaco nachfuhr. Mick wehrte ihn ab.
    »Li-Zi?! Pass auf! Du nimmst dir jetzt sofort ein Taxi in die Friedrichstraße 126 und wartest da auf uns. Verstanden?«
    Mick legte auf. Die Stoßdämpfer federten bis zum Anschlag, als der Wagen am Ende der Schrebergartenanlage mit einem Satz über den Bürgersteig flog und sie wieder festen Asphalt unter den Rädern hatten. Andreas wurde nach vorn in den Gurt geworfen und blickte vorwurfsvoll zu Mick. Dessen Fahrstil war jedoch nur ein Grund dafür. »Hältst du es wirklich für klug, jetzt ausgerechnet noch ’ne chinesische Undercoveragentin in die Sache mit reinzuziehen?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Ob du das Täubchen nur finden oder auch ein paar Antworten willst. Mit meinem Chinesisch ist es jedenfalls nicht so weit her.«
    Da hatte Mick auch wieder recht. Sie brauchten eine Dolmetscherin. Trotzdem huschte ein Grinsen über Andreas’ Gesicht, als er sich wieder Mick zuwandte. »Komisch eigentlich, wo du dich doch bestimmt schon um einen sehr intensiven Austausch mit Li-Zi bemüht hast.«
    Auch Mick lächelte, ging im nächsten Moment jedoch so scharf in die Kurve, dass es Andreas auf dem Sitz hin und her schleuderte. »Versteh schon. Kein Thema, das du vertiefen willst.«
    »Sehr richtig.« Mick grinste Andreas an und nickte. »Zumindest nicht mit dir.«
    Die Friedrichstraße 126 war das klassische Beispiel für den sozialen Wohnungsbau der 50er und 60er Jahre, der in vielen Ecken der Stadt ganze Straßenzüge prägte. Über die Jahre waren viele der Häuser immer weiter heruntergekommen, besonders, wenn sie wie in der Friedrichstraße direkt an den Ruhrschnellweg grenzten. Und auch wenn die Wohnungen bezahlbar waren, wirklich wohnen wollte hier niemand. Dementsprechend lasen sich die Klingelschilder der sechsstöckigen Mietskaserne auch wie ein Who’s who der Gastarbeiter im Kohlenpott. Die Namen endeten allesamt auf »ski«, »ay« oder »ic«. Polen, Türken und Jugoslawen. Nur die Italiener fehlten, die konnten sich, Eisdielen und Pizzaexpress sei Dank, tatsächlich etwas Besseres leisten.
    Man konnte sich also die Frage stellen, ob es eine clevere Investition von Willi Albrecht gewesen war, ausgerechnet hier eine Eigentumswohnung zu erwerben. Als Versteck war so ein Haus allerdings ideal. Die hohe Fluktuation unter den Mietern und die Angewohnheit, sich nur um die eigenen Landsleute zu scheren, sorgten für ein hohes Maß an Anonymität. Es fiel nicht wirklich auf, wer ging oder neu dazukam. Die Klingelschilder waren vielfach überklebt oder schlicht unleserlich. Das machte es Mick und Andreas allerdings nicht leichter, herauszufinden, in welcher der Wohnungen Willi Albrecht Mailin versteckt haben könnte.
    Das Taxi mit Li-Zi ließ noch auf sich warten, dennoch drückte Andreas schon mal die unterste Klingel. Es dauerte ein paar Sekunden, dann summte der Türöffner, und sie standen im Hausflur. Im Hochparterre links öffnete sich eine Tür, und eine Frau mit Kopftuch kam zum Vorschein.
    »Guten Tag. Kringge. Kriminalpolizei Essen. Wir suchen …« Weiter kam Andreas nicht, schon fiel die Tür wieder ins Schloss.
    »Hab ich was falsch gemacht?« Andreas war irritiert.
    »Ne, richtig aber auch nicht.« Mick drückte den zweiten Klingelknopf von unten. Dann schnappte er sich eins der im Hausflur abgestellten Pakete. Die rechte Tür des Hochparterres öffnete sich, und ein mit Goldkettchen behängter Typ im Trainingsanzug mit zurückgegelten Haaren und Schnauzbart trat auf den Treppenabsatz. »Was willst du?« Der Kerl bekam die Zähne beim Sprechen nicht auseinander, trotzdem konnte Mick seine Fahne riechen. Er hielt das Paket hoch.
    »Post! Ich soll hier nen Paket für ’ne, ähm, Li-Schin-Schau oder so abgeben.«
    »Kenn ich nich«, lautete die knappe Antwort. Der Typ trat den Rückzug an. Die Tür drohte sich schon wieder zu schließen, doch Mick sprang schnell die Treppe hoch und stellte den Fuß in den Rahmen.
    »Ja, ich auch nich, und eure Türschilder sind voll für’n Arsch!«
    Der Goldkettchentyp wischte sich mit der Hand über

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