Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
wohl erzählt, dass er sie heute Abend holen kommt und sie sich dann nicht mehr verstecken muss, weil er bis dahin alles geregelt haben wollte.«
»Wie, geregelt?«, hakte Andreas sofort nach, doch Li-Zi zuckte mit den Schultern.
»Genauer ist er wohl nicht geworden.«
Li-Zi sprach nun wieder leise auf Mailin ein, die den Kopf schüttelte. Andreas griff nach seinem Handy, steckte es dann aber wieder weg. In Mick arbeitete es. Nichts von dem, was er gehört hatte, gefiel ihm. Und keines der Puzzleteilchen wollte passen. Die Geschichte ergab einfach keinen Sinn. Warum hätte Zaho Akuma Willi Albrecht ein blutjunges Mädchen »schenken« sollen? Warum hatte sich Willi Albrecht auf so etwas überhaupt eingelassen? Und wo zum Teufel lag bei all dem das Motiv für Akuma, ausgerechnet Thomas Lobwohl zu töten? Trotzdem, Mailin erschien ihm vertrauenswürdig. Und auch ohne die genauen Zusammenhänge zu kennen, konnte er zumindest erahnen, welch menschliches Drama sich da im Verborgenen abgespielt haben musste.
Wenn sich Thomas und Mailin ineinander verliebt hatten, Akuma Mailin aber gleichzeitig als sein Eigentum ansah, war die Katastrophe mehr oder weniger vorprogrammiert. Die Details würden sie schon noch herausfinden. Im Augenblick erschien Mick jedoch eine ganz andere Frage weit dringender.
Wenn Mailin wirklich gesehen haben sollte, wie Zaho Akuma Thomas Lobwohl ermordete, und Willi Albrecht sie danach versteckt hatte, wusste auch er, wer der Mörder seines Enkels war. Aber warum hatte er der Polizei dann nicht gleich alles gesagt? Zugegeben, da war die Immunität des Diplomatensohns. Und Albrecht musste befürchten, dass sich Mailins Existenz nicht mehr geheim halten lassen würde und die deutschen Behörden sie und somit auch seinen ungeborenen Urenkel ausweisen könnten. Das war alles gut und schön. Aber wollte Willi Albrecht Zaho Akuma wirklich mit dem Mord an seinem Enkel durchkommen lassen?
Dann durchfuhr es ihn wie ein Schlag. »Die Tauben sind der Schlüssel!« Li-Zi und Andreas drehten sich alarmiert zu ihm um.
»Andreas! Was hat Willi Albrecht uns gesagt, als wir ihn gefragt haben, warum er bei seinem Streit mit Retz nicht einfach die Polizei gerufen hat?« Andreas überlegte. Doch Mick, der wie elektrisiert war, nahm die Antwort vorweg. »Er hat gesagt, dass man in seiner Generation die Dinge noch ohne die Polizei geregelt hat!«
Andreas nickte zwar, aber der Groschen war noch nicht gefallen. Mick machte es rasend, dass sein Partner noch nicht verstanden hatte, worauf er abzielte. »Überleg doch mal! Was für Opa Willis Tauben gilt, wird ja wohl erst recht für seinen Enkel gelten. Mann! Willi Albrecht hat uns die ganze Zeit verarscht, weil er von Anfang an wusste, dass Akuma seinen Enkel auf dem Gewissen hatte, ihn aber selbst erledigen wollte. Und das Taubengeschäft ist der Köder! Wir haben doch eben selbst gesehen, dass die Tauben nicht da waren. Zum Teufel!!! Genau in diesem Moment treffen sich der alte Albrecht und Akuma wahrscheinlich, und während Akuma noch glaubt, er kriegt jetzt endlich die verdammten Tauben, will Albrecht ihn in Wirklichkeit umbringen!«
Andreas blickte seinen Partner einige Augenblicke wortlos an.
»Ähm, Mick. Kommst du mal kurz mit?« Andreas machte Mick ein Zeichen, ihm in den Flur zu folgen. Mick, der überhaupt nicht fand, dass das der richtige Moment für ein Plauderstündchen war, wollte abwinken, doch Andreas’ Geste war eindeutig. »Du und ich. Auf den Flur. Jetzt!« Widerwillig beugte sich Mick dem Wunsch seines Partners und verließ hinter ihm das Schlafzimmer.
»Sag mal, Mick! Kommt dir das nicht alles ein bisschen komisch vor?« Andreas wartete Micks Antwort gar nicht erst ab. »Ich mein, dass ausgerechnet Li-Zi, die dich schon mal nach Strich und Faden verarscht hat, jetzt behauptet, Zaho Akuma sei der Mörder von Thomas Lobwohl, und damit zufällig genau den Mann beschuldigt, gegen den sie die ganze Zeit schon ermittelt.«
»Ja, aber das behauptet Li-Zi doch nicht einfach, sondern Mailin hat es ihr eben gesagt«, hielt Mick dagegen.
»Ach?! Hat sie das wirklich? Ich weiß es nicht, weil ich kein Mandarin verstehe. Die beiden hätten genauso gut Backrezepte austauschen können.«
Mick verzog das Gesicht, doch Andreas setzte nach. »Hast du dich mal gefragt, warum Akuma unserem Taubenopa Mailin überhaupt hätte ›schenken‹ sollen? Oder warum der sich auf so etwas einlassen sollte? Vor allem aber: wo bei der ganzen Geschichte das Motiv für Akuma
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