Boardwalk Empire
benutzte. Er wollte die »Nabila« möglichst schnell wieder loswerden und verkaufte sie für dreißig Millionen Dollar an Donald Trump.
Kurz nach dem Kauf meldete sich Khashoggi, der des Öfteren in den Kasinos von Atlantic City verkehrte, bei Trump. Der Waffenhändler wollte nicht, dass Trumps Yacht den Namen seiner Tochter trug. Khashoggi war sich offenbar nicht bewusst, dass Trumps Ego dem eines ägyptischen Pharaos entsprach, sonst hätte er einfach abgewartet. Natürlich benannte jemand wie Trump alles, was er besaß, nach sich selbst, und als die »Nabila« in Atlantic City einlief, hieß sie längst »Trump Princess«.
Dieses Ereignis stellte die Krönung von Donald Trump zum selbst ernannten König der Kasino-Industrie von Atlantic City dar. Im großen Ballsaal des Trump Castle hatten sich Hunderte von Leuten zu Ehren von Trump und seinem Hofstaat eingefunden. Die Gästeliste war ein »Who is Who« von Atlantic City: Die großen Geschäftsleute, der Bürgermeister, die Stadträte, Senatoren und Abgeordnete bis hin zu einem Mitglied des US-Kongress waren erschienen, um Trump die Ehre zu erweisen. Nicht nur dafür, dass er seine vergoldete Yacht hierhergebracht hatte, sondern weil er die Stadt in den Augen der Öffentlichkeit wieder in hellem Glanz erstrahlen ließ. Als Donald Trump in Atlantic City »einmarschierte«, war er auf dem besten Weg, eine Ikone der amerikanischen Popkultur zu werden. Dabei war sein Vater Fred Trump die eigentliche Legende. Auf seinen Schultern konnte sich Donald erst zu seiner jetzigen Größe aufrichten. Um das Phänomen Donald Trump zu ergründen, muss man seine Wurzeln kennen.
Frederick Christ Trump wurde am 11. Oktober 1905 in New York geboren. Die Familie wohnte damals in einem Appartement ohne Heißwasser in der 177. Straße, 539 East. Als Sohn deutscher Eltern war Freds Vater auf der Suche nach seinem Glück bereits weit herumgekommen. Sogar nach Deutschland hatte es ihn verschlagen, wo er seine Frau kennenlernte, bevor er sich in New York niederließ. Als Hotelfachmann und Gastwirt war er nicht besonders erfolgreich, und so eröffnete er ein Immobilienbüro im Bezirk Queens. Es war der Beginn eines Weltreichs.
Freds Vater starb, als er elf Jahre alt war, und seine Mutter schaffte es fortan kaum, ihn und seine beiden Geschwister zu ernähren. Elizabeth Trump war Näherin von Beruf, und auch Fred musste nach dem Tod seines Vaters eigenes Geld verdienen. Als Teenager unterstützte er das Familieneinkommen, indem er Pferdewagen über Steigungen hinweghalf. Zu dieser Zeit gab es noch keine Gesetze gegen Kinderarbeit, also holten sich die Bauleiter starke Jugendliche, um die Arbeit von Zugpferden zu verrichten. Fred karrte die schweren Baumaterialien vereiste Wege hinauf zu den wartenden Zimmerleuten. »Das war die Arbeit eines Maultiers«, erinnerte er sich später. Schon als Teenager arbeitete Fred als Zimmermann und lernte später am Pratt-Institut in Brooklyn, wie man Baupläne erstellte:
»Ich wusste bald besser als jeder andere, wie man Wände einzeichnet und einen Bauplan liest. Das waren keine besonderen Fähigkeiten, aber sie verschafften mir einen Vorsprung.« 119
Einen Vorsprung, den er sein Leben lang behielt.
Mit achtzehn leitete Fred sein erstes Unternehmen. Weil er noch zu jung war, um Verträge abzuschließen oder Schecks einzulösen, hieß seine erste eigene Firma Elizabeth Trump and Son . Sein erstes Projekt war ein Einfamilienhaus in Woodhaven, Queens. Aus dem Verkauf des Hauses konnte er zwei weitere Häuser in Queens Village bauen und daraufhin ganze neunzehn im Stadtteil Hollis. Er musste nicht wie sein Vater auf Reisen gehen, er machte sich in Queens einen Namen, indem er Villen im Ortsteil Jamaica Estates und Wohnungen für Lehrer, Feuerwehrleute und kleine Ladenbesitzer in Woodhaven und Queens Village errichtete.
Fred Trump dehnte seinen Wirkungsbereich schon bald auf Brooklyn und Staten Island aus und ließ dort Tausende von Miet- und Kaufobjekten bauen. Im Juli 1938 nannte der Brooklyn Eagle ihn den »Henry Ford der Wohnungsbau-Industrie«. Fred Trump kombinierte staatliche Zuschüsse und steuerliche Vergünstigungen nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem unglaublichen Geschäftssinn und kam dadurch schnell an ein Vermögen. In den 50er- und 60er-Jahren verfolgten ihn Ermittlungsausschüsse und Kontroversen, doch die Bestechungsvorwürfe warfen Trump nicht aus der Bahn. Er wurde zum größten Immobilienbesitzer New Yorks. Als sein Sohn Donald die
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