Boardwalk Empire
Salerno beendet war, enthüllte die Regierung, wie nah die Mafia einer Infiltration des Golden Nuggets gekommen war. Das FBI hatte den Palma Boys Social Club abgehört und dabei einige Gespräche zwischen Salerno und seinen Handlangern aufgezeichnet, aus denen hervorging, dass die Mafia sich über Harris Zugang zum Kasino-Geschäft von Atlantic City verschaffen wollte.
Die Geschehnisse um Harris, O’Donnell und die Perlmans erzählen nur drei von vielen Geschichten darüber, wie zweifelhafte Geschäftemacher versucht haben, sich in Atlantic City festzusetzen. Dazu kamen unzählige kleinere Lichter des organisierten Verbrechens, die über den Verkauf von Glücksspielreisen, Nahrungsmitteln und Getränken versuchten, sich in den Kasinos einzunisten. Jeder Kriminelle, der die Vergangenheit Atlantic Citys und die Geschichte der Korruption in New Jersey kannte, machte sich Hoffnungen. Dieses Mal war jedoch alles anders. Die Gangster ahnten nicht, dass die Lizenzverfahren von einer noch peinlicheren Genauigkeit als eine Darmspiegelung waren. Das Kasino-Kontroll-Gesetz war da gnadenlos.
Der Casino Control Act ist auch heute noch einzigartig. Jeder Bewerber um eine Glücksspiellizenz muss beweisen, dass er nicht korrupt ist oder Verbindungen zu kriminellen oder korrupten Personenkreisen unterhält. Schon die geringste Verbindung genügt als Ausschlusskriterium, auch wenn man selbst nie ein Verbrechen begangen hat. Jeder Bewerber, egal, ob Individuum oder Unternehmen, muss einer intensiven Überprüfung seiner geschäftlichen Hintergründe zustimmen, die niemand sonst freiwillig über sich ergehen ließe. Ein Bewerber willigt zum Beispiel ein, dass bei ihm Hausdurchsuchungen ohne Durchsuchungsbefehl durchgeführt werden können. Bewirbt man sich in Atlantic City für eine Kasino-Lizenz, gestattet man Ermittlern Einblick in sämtliche Dokumente, die Aufschluss über die eigene Vergangenheit geben. Es mag übertrieben klingen, aber die Gerichte sehen eine Glücksspiellizenz als besonderes Privileg an. Wer ein Kasino betreiben will, ist verpflichtet, sich diesen »außergewöhnlichen, eindringlichen und akribischen Untersuchungen« zu unterziehen, wie es im Gesetzestext heißt.
Der Architekt des Casino Control Act war Steven Perskie. Perskie war bekanntlich über die Wahlliste von Senator Joseph McGahn ins Parlament des Bundesstaats gelangt, als der 1971 Hap Farley im Senat stürzte. Perskie hatte allerdings irgendwann keine Lust mehr, sich nach McGahn zu richten, weil er sich ständig mit dessen Bruder und Alter Ego Pat herumschlagen musste. Er wollte die Macht des Amtes für sich alleine.
Manche Beobachter behaupten, Perskies Konfrontation mit McGahn sei unnötig gewesen. Mit seinem Verbündeten Brendan Byrne als Gouverneur besaß Perskie in Trenton genug Einfluss, um bei den Kasino-Gesetzen mitzureden. Aber Steve Perskie wollte als Senator mitreden, nicht als Abgeordneter, und dabei stand ihm McGahn im Weg. Mithilfe einiger anderer Demokraten, die Angst vor Pat McGahns Alleinherrschaft in Atlantic City hatten, verwehrte Perskie Joe McGahn die erneute Nominierung seiner Partei zum Senator. Perskie konnte in der Folge eine erbitterte Drei-Parteien-Schlacht gewinnen, in der McGahn als unabhängiger Kandidat antrat. Dieser Wahlkampf war der teuerste in der Geschichte von New Jersey. Zum Glück für Atlantic City und seinen Kasino-Betrieb standen Perskies Fähigkeiten als Gesetzgeber seinem Ehrgeiz in nichts nach. Zusammen mit dem Büro des Gouverneurs entwarf er ein Gesetz, das der Mafia die Kontrolle über die Kasinos unmöglich machte.
Natürlich fand noch der eine oder andere Kriminelle über Zulieferfirmen und Gewerkschaften seinen Weg in die Stadt, aber niemand konnte Atlantic City je wieder so uneingeschränkt regieren wie Kuehnle, Johnson oder Farley. Die rigorose Selektion der Kasino-Kommission begrenzte die Zahl der Bewerber auf ein Minimum und installierte nebenbei eine neue Art von Management in den Kasinos. Bewerber bezahlten eine Lizenzgebühr von 20 0 000 und mussten die Untersuchungen und das Lizenzverfahren bezuschussen, womit Kosten über eine Million Dollar entstehen konnten. Sie verpflichteten sich außerdem, ein Hotel mit mindestens 500 Zimmern zu erbauen. Diese Vorgaben gewährleisteten, dass sich nur noch börsennotierte Unternehmen an den Kasinos beteiligen konnten.
Steven Perskie hatte die Zugangsvoraussetzungen so verschärft, dass die Mafia keine Chance hatte. Seine Standards stellten sicher, dass
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