Boardwalk Empire
mit einem Beratervertrag ausgestattet, aus dem Vorstand zurück.
Nur ein Jahr nach dem Kauf der Aktien im August 1973 leitete Wynn das Golden Nugget. Innerhalb von zwölf Monaten erhöhten sich die Umsätze von 1,1 auf 4,2 Millionen Dollar. 1977 wurde ein Hochhaus mit 579 Hotelzimmern fertiggestellt, und das Kasino verzeichnete einen Jahresumsatz von 12 Millionen Dollar. Der ehemalige Bingo-Betreiber Wynn hatte es weit gebracht.
Als Wynn von den immensen Umsätzen des Resorts International hörte, flog er noch einmal an die Ostküste. Die Schlangen vor dem Kasino überzeugten ihn sofort. In Windeseile sicherte er sich ein Grundstück, und zum Zeitpunkt seiner Rückkehr nach Las Vegas hatte er schon die Zusage für das Strand Motel auf dem Boardwalk in der Tasche. Das Strand war in den 50er-Jahren erbaut worden, als Atlantic City die autofahrenden Touristen für sich gewinnen wollte. Es erlebte einen kurzen Aufschwung, aber sobald der Reiz des Neuen verflogen war, standen seine Zimmer leer. Hätte Wynn es vor dem zweiten Bürgerentscheid 1976 gewollt, hätte er wahrscheinlich lediglich die ausstehenden Hypotheken begleichen müssen. Im Sommer 1978 boomte der Immobilienmarkt wieder, und der Preis des Strand Motels betrug stolze 8,5 Millionen Dollar.
In nur wenigen Monaten ließ Wynn das Strand Motel abreißen und stellte dafür ein regelrechtes Schloss hin, das schon bald zum Publikumsmagnet wurde. Die Golden-Nugget-Gruppe investierte 200 Millionen Dollar, um ein glanzvolles Kasino-Hotel im viktorianischen Stil zu errichten, das mit riesigen Wandgemälden, Spiegeldecken und Spiegelwänden, kristallenen Kronleuchtern, Buntglas, Marmorsäulen und goldfarbenen Spielautomaten ausgestattet war. Das Golden Nugget war ein protziges Bauwerk, das an die nostalgischen Gefühle der Mittelklasse appellieren und den Namen Wynn in Atlantic City etablieren sollte. Später wurde es übrigens an Bally’s verkauft und ist heute das Atlantic City Hilton.
Steve Wynn glaubte, in Mel Harris seinen idealen Marketingchef gefunden zu haben. Er hatte ihn am College kennengelernt, und Wynns Frau kannte Harris bereits seit der High School. Wynn war so von Harris beeindruckt, dass er ihn im Sommer 1984 mit einem Jahresgehalt von 40 0 000 Dollar als stellvertretenden Geschäftsführer einstellte. Wynn gab zu, dass er Harris damals zugetraut hatte, in kürzester Zeit zum Vorstandsmitglied aufzusteigen.
Wynn gab Harris einen Job, obwohl er dessen Leichen im Keller kannte. Harris war mit Mafia-Angehörigen bekannt. Sein Vater »Big Allie« war immerhin einer der bedeutendsten Buchmacher Miamis gewesen. Dazu kam, dass Harris’ erste Frau die Tochter von Louis Chessler, einem Partner von Meyer Lansky, war. Chessler hatte der Mafia geholfen, sich an den Kasinos auf den Bahamas zu beteiligen. Wynns Sicherheitsberater wusste davon, stellte ihn aber trotzdem ein. Wynn und seinen Leuten war allerdings nicht bekannt, dass Harris sich nur wenige Monate vor seiner Anstellung mit Anthony Salerno, genannt »Fat Tony«, getroffen hatte, dem Kopf der New Yorker Genovese-Familie. Im Dezember 1984 , einen Monat nachdem Mel Harris in den Vorstand des Golden Nuggets gewählt worden war, erfuhr die Division of Gaming von dem Treffen mit Salerno. Harris, der versicherte, dass er nichts mit der Mafia am Hut hatte, war vom FBI mindestens zweimal beim Betreten des Palma Boys Social Club gefilmt worden, wo Salerno seine Audienzen abhielt. Harris behauptete, er hätte sich mit Salerno lediglich über den Tod seines Vaters unterhalten, aber das FBI blieb skeptisch, da es zwei Termine gewesen waren, von denen einer eine volle Stunde gedauert hatte. Die Division Of Gaming verhörte Harris daraufhin. Mehr wollte Steve Wynn nicht wissen, und wenige Tage später war Harris aus dem Golden Nugget verschwunden. Diese Episode bereitete Wynn zwar ein paar schlaflose Nächte, aber er kam noch mal davon. Bei der Erneuerung seiner Lizenz kritisierte der Vorsitzende der Kasino-Kontroll-Kommission:
Ich finde es eine beängstigende Vorstellung, dass jemand mit direktem Zugang zu Anthony Salerno im Vorstand eines Kasinos sitzt. Es ist inakzeptabel, dass ein Unternehmen in diesem streng regulierten Geschäft jemanden nur aufgrund vager mündlicher Empfehlungen und nach wenigen halbherzigen Nachforschungen als Entscheidungsträger einsetzt. 118
Wynn gestand öffentlich ein, dass die Anstellung von Harris ein peinlicher Fehler gewesen war. Erst Jahre später, nachdem der Prozess gegen
Weitere Kostenlose Bücher