Boardwalk Empire
darauf angewiesen, dass die Gäste wiederkommen, denn die goldenen 90er-Jahre sind vorbei. Man muss sich nur die leere, acht Hektar große Brachfläche anschauen, wo zuvor das Sands gestanden hatte, um das zu begreifen. Das »Boardwalk Empire« von Kuehnle, Johnson oder Farley mag korrupt gewesen sein, aber zumindest kompetent. Das kann man von der heutigen Regierung nicht behaupten.
Selbstgefälligkeit ist für eine Stadt wie Atlantic City tödlich. Sich immer wieder neu zu erfinden und eine Vision zu entwickeln, muss die Aufgabe jeder neuen Generation sein. Die Grundlagen für eine Renaissance sind da: der mächtige Atlantik, die wunderschönen Strände, der berühmte Boardwalk, eine günstige geografische Lage, ein modernes Tagungszentrum, eine erstklassige Konzerthalle, gute Bildungseinrichtungen, zahlreiche Bauunternehmen und eine hochprofessionelle Hotellandschaft mit kompetenten Angestellten. Es ist alles da.
Es fehlen nur noch entscheidungsfreudige Politiker und jenes Engagement, das 1976 den zweiten Bürgerentscheid ermöglichte. Wenn sich diese beiden Puzzlestücke noch finden, kann aus Atlantic City vielleicht wieder ein erstklassiger Urlaubsort werden.
Anmerkungen zu den Quellen
Aufgrund von persönlichen und beruflichen Verpflichtungen zogen sich meine Recherchen für dieses Buch über zwei Jahrzehnte hin, aber schon zu Beginn meiner Interviews merkte ich, dass ich mich auf einen Wettlauf gegen den Tod eingelassen hatte. Viele wichtige Gesprächspartner waren bereits sehr alt, und ich hatte Angst, gerade die mit dem größten Erfahrungsschatz nicht mehr interviewen zu können. Zudem musste ich viele Leute mehrmals besuchen, zum einen, um die Aussagen Dritter zu bestätigen, zum anderen, um mich von der Richtigkeit meiner Beobachtungen zu überzeugen. Interessanterweise gab es Leute, sie sich mir gegenüber erst nach mehreren Besuchen öffneten. Dick Jackson oder Murray Fredericks stellten mir anfangs mehr Fragen als ich ihnen, und davon beantworteten sie mir die meisten noch nicht einmal. Sie wollten mich testen. Dick Jackson sagte bei meinem dritten Besuch zu mir: »Jetzt, da ich weiß, dass du deine Hausaufgaben gemacht hast und es ernst meinst, können wir reden.«
Vorwort
Die Episode über die Hausfrau, die Nucky in seiner Suite im Ritz besucht hat, basiert auf einem Gespräch mit Mary Ill, einer langjährigen Einwohnerin Atlantic Citys. Ill war vor der Weltwirtschaftskrise 1929 lange in der Kommunalpolitik und in der Wohlfahrt aktiv. Ihre Geschichte konnte von mehreren Seiten mit ähnlichen Anekdoten bestätigt werden.
Kapitel 1: Ein Dorf am Strand
Es hat Spaß gemacht, die »Frühgeschichte« von Atlantic City zu recherchieren. Es gibt erstaunlich gute Quellen dazu im Heston Room der Bibliothek von Atlantic City sowie im Historischen Museum in Somers Point.
Die Formulierung »bürgerliche und religiöse Freiheit« stammt aus einer biografischen Schrift von Allen Brown mit dem Titel »Jonathan Pitney, MD.: Fifty Years Of Progress on the Coast of New Jersey« (Daily Advertiser Printing Company, 1848).
Die Beschreibung von »Further Island« beruht auf einem Buch von Sarah W . R. Ewing und Rovert McMullin: »Along Absecon Creek: A History Of Early Absecon, New Jersey« (C . O . W . A . N. Printing, 1965) und »So Young… So Gay« von William McMahon (South Jersey Publishing Company, 1970).
»Schienenweg ins Nirgendwo« (»Railroad to Nowhere«) war eine zeitgemäße Formulierung, die von etlichen Geschichtsforschern wie S . W . R. Ewing, R. McMullin oder Arthur D. Pierce verwendet wurde. Letzterer verfasste auch »Family Empire in Jersey Iron: The Richards’ Enterprises in the Pine Barrens« (Rutgers University Press, 1964), in dem er im Kapitel »Railroad to Nowhere« die Bemühungen von Samuel Richards beschreibt, Pitneys Vision zu verwirklichen.
Das Zitat von der »merkwürdig verwilderten Wüste« stammt von dem Ingenieur Robert Osborne, der die Camden and Atlantic Railroad geplant hat. Es ist einer Rede anlässlich eines Dinners im Juni 1879 entnommen, die bei Ewing und McMullin festgehalten ist.
Kapitel 2: Die große Illusion
Zu den Begriffsunterscheidungen zwischen Hotels, Pensionen, Gästehäusern und »Landhäusern« gibt es ein exzellentes Buch von Charles E. Funnell mit dem Titel »By The Beautiful Sea, The Rise and High Times of That Great American Resort, Atlantic City« (Alfred A. Knopf, 1975). Trotz der eingeschränkten Sichtweise handelt es sich bei dieser Dissertation
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