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Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

Titel: Bob, der Streuner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bowen
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Nebenstraßen nach Covent Garden. »Na, Bob, dann wollen wir mal abbiegen!«, versuchte ich ihn aufzumuntern.
    Aber es half nichts, er fühlte sich weiterhin unbehaglich. Er lief zwar ohne Bocken und Zerren neben mir her, aber ich konnte die flehenden Blicke, die er mir dauernd zuwarf, nicht länger ertragen. Er wollte auf meine Schulter. »Okay, aber lass das nicht zur Gewohnheit werden!«, gab ich nach. Ich setzte ihn auf meine Schulter, wie beim Überqueren der Tottenham High Road. Schnell fand er eine bequeme Position: Hinterteil und Hinterpfoten auf meinem rechten Schulterblatt, seine linke Körperseite wärmte meine Halsbeuge, und mit den Vorderpfoten stützte er sich auf meinem rechten Oberarm ab. Von vorne sah er aus wie ein Späher im Aussichtskorb eines Piratenschiffes. Ich verbiss mir ein Lachen, weil ich mir vorkam wie Long John Silver. Nur hatte ich statt einem Papagei einen Kater auf der Schulter.
    Sofort fühlte sich Bob wieder stark und sicher. Ich spürte sein leichtes Schnurren an meinem Hals, während ich weiter Richtung Covent Garden marschierte.
    Hier in den Nebenstraßen waren nicht so viele Menschen unterwegs, und mit der Zeit vergaß ich vollkommen, dass Bob auf meiner Schulter saß. Mit den Gedanken war ich bereits bei der Arbeit und ging die üblichen Fragen durch: Würde es das Wetter zulassen, mindestens fünf Stunden zu spielen? Wahrscheinlich schon. Der Himmel war zwar bedeckt, aber die Wolken waren weiß und weit weg. Es würde wohl kaum regnen. Auf welches Publikum würde ich heute in Covent Garden treffen? Kurz vor Ostern waren schon viele Touristen in der Stadt. Wie lange würde es heute dauern, die 20 bis 30 Pfund zu verdienen, die mir – und jetzt natürlich auch Bob – reichen würden, um für die nächsten Tage einkaufen zu können? Beim letzten Mal hatte ich dafür fast fünf Stunden lang Gitarre spielen müssen. Mal sehen, vielleicht hatten wir heute Glück, vielleicht auch nicht. So ist das, wenn man sein Geld als Straßenmusiker verdient – man hat kein festes Einkommen und weiß nie, was kommt.
    Ich war tief in Gedanken versunken, als mir plötzlich auffiel, dass wir angestarrt wurden. Normalerweise wurde ich nicht beachtet, kein Mensch würdigte mich eines Blickes. Ich war nur einer von vielen Straßenmusikern in London und als solcher immer noch unsichtbar. Ich war ein heruntergekommener Typ, den man meidet und dem man möglichst aus dem Weg geht.
    Aber als ich an diesem Nachmittag die Neal Street entlang ging, wurde ich plötzlich wahrgenommen. Jeder, der uns entgegenkam, sah mir direkt ins Gesicht. Oder besser gesagt, die Leute starrten auf Bob.
    Zuerst registrierte ich nur ein paar ungläubige und irritierte Blicke. Das konnte ich niemandem übel nehmen. Wir waren schon ein seltsames Paar: Ein großer, langhaariger Typ mit einem roten Kater auf der Schulter. Sogar für London etwas ungewöhnlich.
    Aber die meisten Leute reagierten wohlwollend. Bob zauberte ein Lächeln auf die meisten Gesichter der Passanten, die uns entgegenkamen. Es dauerte nicht lange, und wir wurden zum ersten Mal angesprochen.
    »Ah, lasst euch ansehen!«, rief eine gut gekleidete Dame mittleren Alters, die uns voll bepackt mit edlen Einkaufstüten entgegenkam. »Der ist aber süß! Darf ich ihn mal streicheln?«
    »Aber ja!« Warum sollte ich es nicht erlauben? Eine Streicheleinheit von einer Fremden würde Bob schon nicht schaden, dachte ich.
    Sie ließ ihre Tüten fallen und schmiegte ihr Gesicht ganz nahe an Bobs Katerkopf.
    »Oh, bist du ein hübscher Kerl!«, schmeichelte sie ihm. »Es ist doch ein Junge, oder?«
    Ich brachte ein verdattertes »Ja« heraus, denn so viel Nähe war ich wirklich nicht gewöhnt.
    »Wie er da auf Ihrer Schulter sitzt! So brav! So etwas sieht man nicht oft. Der fühlt sich aber wirklich wohl bei Ihnen, nicht wahr?«
    Kaum hatte sich die Dame verabschiedet, hielten uns zwei junge Mädchen auf. Auch sie wollten Bob streicheln. Es waren zwei Teenies aus Schweden, die in London Urlaub machten.
    »Wie heißt er denn? Dürfen wir ein Foto machen?«, überhäuften sie mich mit Fragen. Kaum hatte ich genickt, knipsten sie auch schon wild drauflos.
    »Er heißt Bob«, gab ich Auskunft.
    »Ah, Bob. Cooler Name!«
    Wir unterhielten uns noch ein Weilchen. Eine der beiden hatte selbst eine Katze und sogar ein Foto dabei. Nachdem ich es ausgiebig bewundert hatte, entschuldigte ich mich höflich. Die Mädchen hätten Bob sonst noch stundenlang geknuddelt.
    Ich wollte die Neal

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