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Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

Titel: Bob, der Streuner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bowen
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in Endlosschleife ab: Bilder, wie man mich in Vauxhall vor ein Schiedsgericht zerrte, besetzt mit mehreren Personalsachbearbeitern, die mir mit finsteren Mienen meine »Verbrechen« vorhielten. Sie kannten keine Gnade, nahmen mir den lebensnotwendigen Ausweis weg und schickten mich dann mit einem Fußtritt zurück auf die Straße. »Warum muss so etwas immer uns passieren?«, fragte ich Bob eines Abends, als wir zum Bus liefen. »Wir haben doch nichts falsch gemacht. Warum lässt man uns nicht einfach in Ruhe?«
    Aber Klagen brachte wenig. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mir in Zukunft täglich eine andere Gegend von London zu suchen, um weiterhin für unseren Lebensunterhalt sorgen zu können. Jeder Einkauf eines Stapels Zeitschriften würde mit Herzklopfen und Angstschweiß verbunden sein. Denn ich lebte in der ständigen Angst, dass es einem Bezirksleiter auffallen könnte, eine unerwünschte Person vor sich zu haben.
    Ich saß unter einem alten, zerrupften Schirm auf einer Straße in der Nähe der Victoria Station. Es war ein Samstag, spätnachmittags, und ich gestand mir endlich ein, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte. Eigentlich war es Bob, der mir zu dieser Einsicht verholfen hatte.
    Seit vier Stunden prasselte starker Regen auf uns herab. Kaum jemand war seither stehen geblieben, um eine Zeitschrift zu kaufen. Ich konnte es niemandem verdenken. Jeder wollte so schnell wie möglich raus aus dem Wolkenbruch und nach Hause.
    Die Einzigen, die sich seit unserem Arbeitsbeginn um zwölf Uhr mittags für uns interessiert hatten, waren die Sicherheitsbeamten der Gebäude, unter deren Dächern wir Schutz gesucht hatten.
    »Tut mir leid, Mann, aber hier kannst du nicht stehen bleiben«, ratterten sie monoton ihren Standardsatz herunter. Der zerfledderte Schirm steckte in einem Abfalleimer, und ich nahm ihn mit. Ein letzter Versuch, diesen Tag nicht ganz zur Katastrophe werden zu lassen. Aber das hätte ich mir sparen können.
    Seit einem Monat lebten wir jetzt schon in Verbannung, und ich bezog meine Ware täglich von einem anderen Sammelstand. Ich wählte jeden mit Bedacht aus und bat am liebsten fremde Kollegen, mir zehn oder zwanzig Magazine mitzubringen. Genug, um zu überleben. Ich wollte niemandem schaden, aber wer von meinem Ausschluss nichts wusste, konnte dafür auch nicht bestraft werden. Es war meine einzige Chance, unerkannt zu bleiben und weiterhin für mich und Bob zu sorgen.
    Aber gut ging es uns nicht. Es war extrem schwierig, jeden Tag einen neuen geeigneten Platz zu finden. Die offiziellen Big-Issue -Standorte musste ich ja meiden. Inzwischen kannten wir alle Straßenecken rund um Oxford Street, Paddington, King’s Cross, Euston und noch viele mehr. Von den meisten wurden wir schnell wieder vertrieben. Einmal wurde ich von demselben Polizisten drei Mal an einem Tag erwischt. Beim dritten Mal verwarnte er mich mit der Aussicht, mich beim nächsten Zusammentreffen zu verhaften. Das wollte ich nicht noch einmal durchmachen. Unsere Situation war aussichtslos.
    Ich musste die großen Plätze meiden und suchte mir Nebenschauplätze. Dort war es aber viel schwerer, Zeitschriften zu verkaufen, trotz Bobs Hilfe. Die Macher von The Big Issue hatten ihre lizensierten Plätze gut gewählt. Bestimmt hatten sie vorher genau analysiert, wo man gut oder schlecht verkaufen konnte. Mir blieb nichts anderes übrig, als an den schlechten Plätzen mein Glück zu versuchen.
    Bob zog überall die Menschen in seinen Bann, aber mein Umsatz war sehr zurückgegangen. Es wurde immer schwerer, das Geld für den Einkauf neuer Magazine übrig zu behalten. An diesem verregneten Samstagabend hatte ich noch fünfzehn Zeitschriften. Die würde ich nicht mehr verkaufen. Am Montag wären sie Altpapier, weil die neue Ausgabe herauskam. Ich hatte wirklich ein Problem.
    Obwohl es bereits dunkel wurde und unaufhörlich weiterregnete, wollte ich noch ein paar Plätze aufsuchen, um die Magazine vielleicht doch noch loszuwerden. Aber Bob war anderer Meinung.
    Bis jetzt war er sehr geduldig gewesen, hat diesen grauenhaften Tag mit stoischer Gelassenheit ertragen. Es schien ihn nicht einmal zu stören, dass uns die vorbeirasenden Autos immer wieder mit einem Schwall Pfützenwasser überschütteten. Dabei hasste er Wasser, wie die meisten Katzen. Besonders, wenn es so kalt war. Als ich mich erneut an einer Straßenecke niederlassen wollte, blieb er einfach nicht stehen. Es kam so gut wie nie vor, dass er an der Leine zog wie ein

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