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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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ein Buch geschrieben.«
    »Ah ja«, sagte der Arzt und sah mich ungläubig an. Dann tippte er wieder auf der Tastatur seines Computers herum und druckte mir eine neue Überweisung aus.
    »Das ist für einen Notfall-Termin. Keine Wartezeit.«
    »Alles klar«, antwortete ich überrascht.

    Diesmal gab es keine Ausreden mehr. Ich fuhr zur Klinik und wurde von zwei Krankenschwestern in einen großen Raum geführt. Ich musste mein Hemd ausziehen und mich in einen Apparat stellen. Eine der beiden legte eine große Metallplatte auf meine Brust. Dann verschwand sie hinter einer Glaswand.
    Es kann natürlich mal wieder an meiner Paranoia gelegen haben, aber es irritierte mich maßlos, dass auch sie sich nach den Aufnahmen eine Menge Notizen machte.
    »Und, wie sieht es aus?«, versuchte ich sie aus der Reserve zu locken.
    »Gut. Aber wir schicken einen ausführlichen Bericht an Ihren behandelnden Arzt. Es dauert nur ein paar Tage.«
    Ihre Antwort beruhigte mich nur kurz. Bis zum nächsten Arzttermin war ich ein Nervenbündel. Ich war auf das Schlimmste gefasst.

    Offenbar bin ich ein echter Pessimist, denn ich versuche immer, mich auf die schlechteste aller Möglichkeiten vorzubereiten. Der Arzt betrachtete mein Röntgenbild und las in aller Ruhe den Bericht aus dem Krankenhaus. Erst dann sah er hoch und sagte: »Ihre Lungen sind komplett frei, Mister Bowen.«
    »Echt?«, fragte ich verdutzt.
    »Ja, kein einziger schwarzer Fleck. Das ist wirklich außergewöhnlich, wenn man bedenkt, wie lange Sie schon rauchen.«
    Er redete weiter: »Ich würde sogar sagen, dass Ihre Lungen makellos sind.«
    »Und warum huste ich mir dann Tag für Tag die Seele aus dem Leib?«, fragte ich verwirrt.
    »Wahrscheinlich eine Infektion. Die Tests haben nichts ergeben. Aber ich denke, Ihre Lungen versuchen einfach, all den bisher abgelagerten Müll loszuwerden. Also werden wir jetzt die Infektion bekämpfen«, erklärte er und verschrieb mir ein starkes Antibiotikum.
    »Das ist alles? Antibiotika?« Ich war natürlich erleichtert, aber auch bestürzt, wie lange ich mich da wieder unnötig gequält hatte.
    »Nun, wir werden sehen, ob es funktioniert. Wenn nicht, müssen wir weitersuchen.«
    Ich war skeptisch. Es konnte doch nicht so einfach sein!

    Aber er behielt recht. Schon nach wenigen Tagen fühlte sich meine Brust nicht mehr so belegt an und der Husten war fast verschwunden.
    Meine Agentin Mary war auch sehr besorgt um mich gewesen. Sie hatte befürchtet, dass mir die bevorstehenden Auftritte in der Öffentlichkeit und die Signierstunde zu anstrengend werden könnten. Sie meinte es immer gut mit mir und war einer der wenigen Menschen, denen ich bedingungslos vertraute.
    »Hey, es geht dir viel besser, nicht wahr?«, freute sie sich bei unserem nächsten Treffen. Sie wollte mit mir die Termine rund um die Veröffentlichung meines Buches besprechen. Tag X rückte erbarmungslos näher.
    Um ganz sicherzugehen, dass ich wieder gesund war, musste ich allerdings noch eine zweite Meinung einholen.
    Dazu legte ich mich auf mein Bett und las ein Comic-Buch. Doktor Bob ließ nicht lange auf sich warten. Er drapierte sich über meinen Brustkorb, wie er es in den vergangenen Wochen so oft getan hatte, und schnurrte sanft. Nach ein paar Minuten legte er sein Ohr an meine Brust und vollzog seine Katzen-Stethoskop-Nummer. Aufmerksam horchte er mich an einigen Stellen ab. Danach stand er auf, sprang vom Bett und war genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war. Zufrieden rollte er sich in seinem Körbchen an der Heizung zusammen.
    »Danke, Doktor Bob«, grinste ich.



17
Urinstinkte
    E s heißt, der März kommt brüllend wie ein Löwe und geht wie ein sanftes Lamm. Der Monat hatte gerade begonnen, aber er machte diesem Spruch bereits alle Ehre. Es gab Tage, an denen der Wind so stark durch die Straßen von Soho und Westend rauschte, dass es fast wie das Gebrüll eines Löwen klang. Manchmal konnte ich beim Gitarrespielen kaum noch meine Finger spüren. Zum Glück war Bob durch sein Fell besser geschützt als ich.
    Obwohl der Frühling schon vor der Tür stand, trug er immer noch seinen mondänen Winterpelz. Er war etwas fülliger geworden, ein paar Extrakilos, die er sich über die Festtage angefuttert hatte. Er schien die beißende Kälte, die mir zu schaffen machte, kaum zu spüren.
    Irgendwie vermissten wir beide unsere Freunde von der U-Bahnstation Angel, aber insgesamt gefiel es uns in Covent Garden viel besser.
    Wir waren jetzt ein Doppelpack, und

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