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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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Schnell nahm ich meinen Gitarrengurt ab und packte zusammen.
    Bis die zwei Polizisten ausgestiegen waren, die natürlich zu mir wollten, war ich aufbruchsbereit.
    »Sie dürfen hier nicht bleiben«, mahnten sie.
    »Ja, ich weiß, bin schon weg!«, gab ich zurück.
    Über diesen Zwischenfall habe ich mich wirklich geärgert. Ich war mir fast sicher, dass dieses schlechte Weib mir die RSPCA auf den Leib gehetzt hatte. Da ihr Plan nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatte, versuchte sie es nun mit der Polizei. Es sah aus, als würde sie alles tun, um uns von unserem Stammplatz zu vertreiben.
    An diesem Abend bekam ich den ersehnten Anruf von der Inspektorin, in dem sie mir versicherte, ich hätte absolut nichts zu befürchten.
    »Bob ist ein ganz besonderer Kater, und es könnte ihm nirgends besser gehen als bei Ihnen«, bestätigte sie mir. »Und ich gebe Ihnen den guten Rat, jeden zu ignorieren, der Ihnen etwas anderes einreden will.«
    Es war der weiseste Rat, den ich seit Langem bekommen hatte. Und, was für mich sehr ungewöhnlich war: Ich nahm ihn auch an.



16
Doktor Bob
    I ch kam morgens kaum noch aus dem Bett. Seit Wochen konnte ich es kaum ertragen, wenn die Wintersonne morgens durch die Vorhänge in mein Schlafzimmer lugte.
    Nicht, weil ich nicht aufstehen wollte. Ich schlief schlecht und war im Morgengrauen schon hellwach. Der Grund, warum ich mich möglichst lange unter der Bettdecke verkroch, war mein Husten. Denn sobald ich aufstand, ging das Theater los.
    Schon seit geraumer Zeit plagten mich starke Brustschmerzen, die inzwischen kaum noch auszuhalten waren. Ich redete mir ein, dass es an der Kälte läge, der ich ja tagtäglich ausgesetzt war. Sobald ich morgens aufstand, füllten sich meine Lungen mit Schleim, und ich hustete buchstäblich bis zum Erbrechen. Es war wirklich unangenehm, nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen, die meine Hustenanfälle mitbekamen. Die Geräusche, die ich dabei von mir gab, waren unzumutbar. Das alles war mir so peinlich, dass ich mich kaum noch unter Menschen traute.
    Außerdem machte mir dieser Zustand inzwischen große Angst. In Australien habe ich mit dreizehn Jahren angefangen zu rauchen und in meiner Drogenzeit neben Zigaretten noch viel schädlicheres Zeug inhaliert. Eine Ex-Freundin von mir war vor einigen Jahren an Tuberkulose gestorben, nachdem sie jahrelang viele Arten von Drogen geraucht hatte. Ihren ständigen, unkontrollierbaren Husten in ihren letzten Lebensmonaten würde ich nie vergessen. Ich hatte gehört, TB war übertragbar. Hatte ich mich etwa bei ihr angesteckt? Standen meine Lungenflügel kurz vor dem Kollaps? Meine Gedanken kreisten nur noch um dieses Thema, und ich schaffte es nicht, mich abzulenken, sosehr ich auch wollte.
    Zuerst hatte ich versucht, den Husten mit billigen Hustensäften aus dem Supermarkt zu vertreiben. Aber genauso gut hätte ich Wasser trinken können. Natürlich war ich auch beim Arzt, aber im Anfangsstadium hätte es eine wetterbedingte Bronchitis sein können, und er fertigte mich mit Paracetamol, Ruhe und dem guten Rat ab, weniger zu rauchen. Aber auch das hatte nichts gebracht.
    Bob spürte, dass ich krank war, und versuchte auf seine Weise, mich zu pflegen. Er legte sich lang gestreckt auf meinen Oberkörper, als wollte er ihn komplett abdecken. Ich hatte meine Lektion vom letzten Mal gelernt und ließ ihn gewähren.
    »Ah, da kommt Doktor Bob«, zog ich ihn auf.
    Ich hatte keinen Zweifel, dass er seine Diagnose bereits gestellt hatte. Wenn ich auf dem Sofa oder im Bett lag, kam er jedes Mal zu mir und legte sich auf meinen Brustkorb. Dabei schnurrte er sanft.
    Ich habe gelesen, dass Katzen mit ihrem Schnurren den Heilungsprozess von Knochen beschleunigen können. Angeblich stärkt die Frequenz ihres Schnurrens die Knochen. Ob er mit seiner Behandlung versuchte, meine Lungen zu heilen? Oder musste ich mir Sorgen machen, weil er mehr wusste als ich?
    Seine Fürsorglichkeit machte mir mehr Angst als mein Husten. Katzen haben feine Sensoren für kranke Menschen. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die beweisen, dass sie epileptische Anfälle, Krämpfe und andere Krankheiten voraussehen können. Ich habe von einer Katze in Yorkshire gelesen, die ihrem Besitzer immer »seltsame Blicke« zuwarf, bevor er einen Anfall bekam. Die berühmteste dieser Katzengeschichten ist wohl die von Oscar, der in einem Altersheim in Amerika lebt und sich zu den Bewohnern legt, die nicht mehr lange zu leben haben. Niemand

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