Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Cam riss die Hände verteidigend in einer klassischen »Ich war’s nicht«-Geste hoch. »Baby, ich sage dir stets die Wahrheit«, verkündete er in einem Tonfall, der wohl bedeuten sollte: Ich hab dir doch gleich gesagt, dass man ihm nicht trauen kann . Bobbie Faye ahnte, wie es Trevor in den Fingern juckte, Cam den Hals umzudrehen.
Riles schien ebenfalls nicht im Geringsten über die Tatsache erstaunt, dass Nina eine Agentin war. Na gut, bei einem Typen, dessen Telefonnummer der Satan wahrscheinlich auf einer Schnellwahltaste gespeichert hatte, wäre es nicht weiter verwunderlich gewesen, wenn er solche profanen menschlichen Regungen wie Erstaunen wunderbar verhehlen konnte. Er starrte auf das Videobild, das nun in Zeitlupe und ohne Ton lief, und suchte zweifellos nach Hinweisen auf ihren Aufenthaltsort.
»Sie unterliegt einer extrem hohen Geheimhaltungsstufe«, erläuterte Trevor nun und konzentrierte sich wieder auf Bobbie Faye. »Schon seit Jahren. Wir konnten dich nicht einweihen.«
Bobbie Faye wankte. Die ganze Welt geriet aus dem Gleichgewicht, und in ihrem Kopf dröhnten irgendwelche Glocken. Das konnte alles nicht wahr sein. Unglaublich. Es konnte einfach nicht wahr sein. Nina war ihre beste Freundin auf der ganzen Welt, von Trevor mal abgesehen, und schon von Kindheit an waren sie beide unzertrennlich gewesen. Nach dem College hatte sich Nina plötzlich für dieses SM -Zeug begeistert, aber Bobbie Faye hatte immer geglaubt, es wäre eben ihr Lebensstil. Ach, du liebe Güte.
»Dieses SM -Ding. Ist das eine Tarnung?«
Trevor nickte, und sie drehte sich schnell wieder nach dem Videobild um und betrachtete es nun aufmerksamer. Es kam ihr so vor, als hätte sie beim ersten Durchlauf etwas Wichtiges bemerkt, hätte es aber, entsetzt von Seans Worten und Ninas Anblick, wie sie gefesselt auf dem Stuhl hockte, nicht richtig realisiert.
Riles stoppte die DVD , und Bobbie Faye wollte gerade protestieren, als er fragte: »Beherrscht Nina ASL ?«
»Zeichensprache? Woher zum Teufel soll ich das wissen? Nach meinem begrenzten Wissensstand könnte sie auch wie eine Ente quaken und jeden Dienstag über ihrem Bett schweben.«
Riles drückte wieder auf Play , und sie konzentrierten sich auf die langsam ablaufenden Bilder. Durch den Kamerawinkel konnte man Ninas rechten Arm schlecht sehen, doch sie saß auf dem Stuhl etwas nach links gelehnt, und auch ihr Kopf hing nach links, sodass sie ihnen ihre rechte Seite zeigte. Die Bewegungen ihrer rechten Hand waren so unglaublich langsam, dass sie fast willkürlich schienen. Aber nun war es unübersehbar: Nina benutzte Gebärdensprache, um ihnen etwas mitzuteilen. Bei zwei Buchstaben drehte sie die Hand etwas zur Seite, und man konnte sie nicht erkennen, doch Bobbie Faye bekam zumindest drei von ihnen mit: GDA .
Gilda. Ihre Assistentin. Bobbie Faye hatte sich ein paarmal mit Gilda unterhalten, als Nina zu »beschäftigt« gewesen war.
»Wie schnell kannst du mich nach Baton Rouge bringen?«, fragte sie Trevor.
Ihr war eiskalt, er war ihr so fremd, und sie spürte solch eine vernichtende Wut in sich, dass sie sich besser ein Warnschild umhängen sollte.
»Schnell. Wieso?« Bevor sie zu einer Erklärung ansetzen konnte, bemerkte Trevor Ninas Handgesten und verstand offenbar auch, wer gemeint war und wo sie hinmussten. Sie brauchte ihm nicht zu erläutern, wer diese Gilda war. In Trevors Schweigen verbargen sich Welten. Und er befand es nicht für nötig, diese Welten mit einer so unwichtigen Person wie seiner Verlobten zu teilen.
Wie könnte sie jemals wieder auch nur ein verdammtes Wort aus seinem Mund glauben?
»Los«, sagte er und nahm ihre Hand.
Sie wollte sich losmachen, den Raum verlassen, ohne ihn berühren zu müssen.
Und er merkte es.
Und hielt sie trotzdem fest.
Dieser Mistkerl .
19
»Haben Sie nicht auch manchmal das Gefühl, dass Bobbie Faye auf ihren Kalender schaut und sich denkt: »Mittwoch: Waschtag, Donnerstag: abspülen, Freitag: den Bundesstaat verwüsten.«
»An. Jedem. Tag. Meines. Lebens.«
Deputy Lois Baron zu Sheriff Linda Elliot
Lonans sämtliche Vorbereitungen lösten sich in Wohlgefallen auf. Einfach so. Ein Sündenbock für die Bomben? Die Sache war gegessen.
Lonan hatte die Pläne des Mechanikers unterstützt, sich als Märtyrer mitsamt seinen Bomben in die Luft zu jagen, denn wenn er erst einmal tot wäre, dann hätten das FBI und die ATF ihren Übeltäter und würden Ruhe geben. Er, Sean und die anderen Männer hätten sich
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