Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
einfach aus dem Land stehlen können, stinkreich und ohne, dass es überhaupt jemand bemerkt hätte. Sean hätte seine Rache gehabt, und sie alle hätten ausgesorgt. Ein perfekter Plan.
Doch nun wussten alle, dass Sean und seine Leute die Bomben gelegt hatten, da Sean ja unbedingt vorpreschen und es großmäulig auf Video verkünden musste. Es würde keine tränenreichen, letzten Worte des Bombenlegers geben – Lonan wusste, dass auch der Mechaniker ein Video aufgenommen hatte – , keine Klagen über seine Frau im nationalen Fernsehen, kein Gelaber darüber, dass sie eine Sicherheitsinspektorin gewesen war, die versucht hatte, Poly-Ferosia ihre Missachtungen der Sicherheitsbestimmungen nachzuweisen, um Leben zu retten, und dann unglücklicherweise selbst draufgegangen war, und keinen interessierte es, buhu, wie total traurig.
Lonan hatte zwei Monate in dieses Szenario investiert. Und eine beträchtliche Summe. Er hatte vier Bombenbauer aufgestöbert und dann den ausgesucht, der die Aufmerksamkeit am ehesten von Sean ablenken würde. Sie würden reingehen, das Mädchen schnappen, den FBI -Typen foltern, beide umbringen, die Bomben würden hochgehen, und sie hätten ein Vermögen gemacht – die perfekte Wiedergutmachung für Aiden, Mollie und Robbie.
Er hatte geglaubt, dass sich das Sumrall-Weib mit ihrer besten Freundin als Köder schneller in ihre Falle locken lassen würde. Nur darum hatte er sich darauf eingelassen, als Dox die Frau auf dem Boot angeschleppt hatte. Darum, und weil ihm das Weib bereits zum zweiten Mal durch die Lappen gegangen war. Aber jetzt? Jetzt wich Sean vom Plan ab. Kilometerweit.
»Versprich mir, dass wir die Bomben trotzdem noch hochgehen lassen werden, Sean«, bat er, rappelte sich vom Boden auf und wischte sich dabei das Blut vom Mund ab. Sean hatte ihm eine verpasst, weil er etwas gegen das Video gesagt hatte.
»Aber ja, Kumpel, wir jagen sie hoch. Und die ganze Welt wird dabei zusehen, und der FBI -Kerl wird absolut nichts dagegen tun können. Ich habe es dir doch versprochen – du darfst ihre Familie auslöschen.« Sean sprach ganz freundlich zu ihm, legte eine fleischige Hand auf Lonans Schulter und sah ihn direkt an. »Aber ich habe dir auch gesagt, dass ich vorhabe, das Mädchen zu behalten. Cormier einfach nur mal schnell umzubringen reicht mir nicht. Sein eigenes Leben bedeutet ihm sowieso nicht viel, ihres dagegen schon.«
Lonan standen die Haare zu Berge. Sean wollte das Sumrall-Weib, sollte er sie denn in die Finger kriegen, behalten . Er kochte vor Wut. Gut, Sean hatte es ihm gesagt, aber er hatte die ganze Zeit gehofft, dass er doch noch begreifen würde, dass ihr Tod die beste Rache an dem FBI -Agenten wäre. Aber nein, Sean war es tatsächlich ernst damit. Er wollte sie tatsächlich behalten.
»Sean, er wird uns aufstöbern.«
Sean wies auf Dox, der am Küchentisch saß und sein Scharfschützengewehr reinigte. »Dox wird dafür sorgen, dass das nicht geschieht. Er wird den Rest seines Lebens in einem Rollstuhl verbringen, Kumpel, in der Gewissheit, dass er ihr nichts mehr zu bieten und dass er sie an mich verloren hat.«
Lonan blickte tief in Seans unheimliche bernsteinfarbene Augen. Das Klügste wäre, jetzt einfach zustimmend zu nicken. Er begriff, dass Sean, verblendet von seinem Wahnsinn, tatsächlich damit rechnete, dass Bobbie Faye sich am Ende dafür entscheiden würde, bei ihm zu bleiben, obwohl ihre ganze Familie durch seine Hand gestorben war. Wahrscheinlich hatte er sich sogar schon überlegt, wie er dem FBI -Typen dafür die Schuld in die Schuhe schieben könnte. Die Herausforderung, die er sich gestellt hatte, lautete demnach wohl: Bring die Frau dazu, mich dem FBI -Typen vorzuziehen . Es war eine mörderische Herausforderung, und Sean freute sich auch noch darauf. Er hatte immer schon eine besondere Anziehungskraft auf Frauen ausgeübt, insbesondere auf solche, die es gern etwas aufregender im Leben hatten. Er hatte immer jede Frau bekommen, die er wollte, selbst wenn er dafür Ehen zerstören musste. Bobbie Faye war für ihn nun das, was das rote Tuch für den Stier war.
»Wie willst du sie von dem FBI -Typen loseisen?« Dieser Kerl war reich, gut bewacht und ging für einen Sieg über Leichen – und jetzt war er vorgewarnt.
»Oh, das wird ein Heidenspaß«, behauptete Sean. »Da du sie verloren hast, Kumpel, wirst du mir auch helfen, sie zurückzubekommen. Denn sie wird am Ende darum betteln, mit mir kommen zu dürfen.«
Höchstwahrscheinlich
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