Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)

Kontrolle zu bekommen. »Kann … nicht … aufhören … «
    Die Kapelle spielte unermüdlich weiter, und der Bass schwang in jedem ihrer Herzschläge mit und durchdrang jede Faser ihres Körpers. Sie merkte, wie ihre Hüften hin- und herschwangen, ihre Arme an ihrem Körper hinaufwanderten und sich über ihrem Kopf in die Höhe reckten. Die Menge jubelte, denn aus ihren Fingern stoben Funken, regneten um sie herum herab und hüpften über das Spielfeld. Ein Fluss aus Funken. Die Trommeln drangen immer tiefer in sie ein, der Hühnerfuß brannte, und sie schloss die Augen und spürte die wogende Energie der Menschenmassen in ihrer Seele.
    »Zeigen Sie mir, dass der Helikopter sich von meinem Sohn wegbewegt, Mr MacGreggor«, kommandierte Trevors Mutter, und innerhalb weniger Sekunden zog der Hubschrauber, der bisher hinter Trevor geschwebt war, nach vorne und flog über das Spielfeld. Das Gewehr blieb dabei allerdings die ganze Zeit auf Trevor gerichtet.
    Irgendwo in ihrem Hinterkopf registrierte Bobbie Faye, dass sie Sean durch ihr Verhalten von den Helikoptern und seinen ursprünglichen Plänen ablenkte. Der Teil ihres Hirns, der aufs nackte Überleben ausgerichtet war, wollte sich gerne auf diesen Punkt konzentrieren, und auf Trevors Plan. Doch die Wellen, die ihr all die Menschen im Stadion schickten, rauschten wie ein Wasserfall durch ihren Geist, und sie konnte nichts dagegen tun. Und sie wollte auch nichts tun. Sie waren zu viele, und es brannte so sehr. Es kam ihr vor, als würde sie jeden Augenblick vor Hitze verglühen und zu Asche zerfallen, doch sie bewegte sich trotzdem weiter.
    »Das Geld ist jetzt da, Mr MacGreggor«, verkündete Trevors Mutter gelassen und ruhig und erweckte nicht den Anschein, als würde es sie im Geringsten belasten, dass sie gerade ihre zukünftige Schwiegertochter verkauft hatte oder dass besagte Schwiegertochter soeben zu Wunderkerzen-Barbie mutierte.
    »Aye, meine Liebe«, erwiderte Sean, »das Geld ist da. Und jetzt, àlainn , was immer du da auch veranstaltest, hör auf damit. Du hast keine Zeit mehr.«
    »Ich … versuche es … böses … Juju … « Aber sie konnte nicht auf ihn zugehen. Sie stand wie festgewachsen in der Mitte des Spielfelds, und hinter ihren geschlossenen Lidern sah sie Flammen, das Herz eines Freudenfeuers, Feuerringe, die sie umgaben, und sie tanzte. Wilde, ungezähmte Blitze durchzuckten sie, und sie tanzte weiter zum Rhythmus der Trommeln und dem Jubel der Menschen, der in ihrem Kopf widerhallte. Ohne die Augen zu öffnen wusste sie, dass das Publikum mit ihr tanzte. Wild und hemmungslos . So fühlte es sich also an, in Tausend Stücke zu zerspringen und dann mit Wucht wieder zusammengesetzt zu werden. Ihr ganzer Körper war statisch aufgeladen, und der Strom floss durch sie hindurch. Die Trommeln schlugen, die Zuschauer brüllten, und durch all den überwältigenden Lärm in ihrem Kopf hörte sie in Seans Handy leise Ninas Stimme. »Sie trägt ein Armband gegen böses Juju. Das ist Voodoo, MacGreggor. Sie hat es nicht unter Kontrolle.«
    »Mädchen, wie fabrizierst du nur diese Lichter?«, fragte Sean, und seine Stimme zitterte dabei. Da ihre Augen geschlossen waren, wusste sie nicht, welche Lichter er meinte. Sie konnte sie nicht öffnen und begriff auch nicht, was für eine Hitze da in ihr glühte.
    »Das ist ein Trick«, sagte eine weitere Männerstimme, »ein beschissener Trick , Sean«
    Bobbie Faye erspürte, dass Sean Nina aus dem Helikopter schob und ihr dann in Begleitung von drei bewaffneten Männern nachkletterte. Die drei Bewaffneten stellten sich vor Sean auf und richteten ihre Gewehre ins Publikum.
    Trommeln. Donnernd, packend, tief, brennend. Und sie mittendrin, sich drehend und mit den Armen fuchtelnd wie ein durchgeknallter Flamingo. Unmöglich, aufzuhören. Trommeln … Trommeln … verloren in den Trommeln …
    » Àlainn , du musst dich jetzt entscheiden. Sechzig Sekunden. Wie sieht’s aus?«
    »Hat … Nina … die … Codes?«, presste sie hervor, während sich ihr Körper weiter im Rhythmus bewegte.
    »Sie verlieren die zweite Hälfte«, erinnerte ihn Trevors Mutter. Ihre Stimme klang scharf wie eine Messerklinge, die einen Salatkopf zerteilt. »Wenn sie die Menschen auf den Tribünen oder meinen Sohn töten, ist sie weg. Also nehmen Sie das Mädchen, und verschwinden Sie.«
    »Zwanzig Sekunden, àlainn «, verkündete Sean und sagte dann an Trevors Mutter gewandt: »Und Ihnen, meine Liebe, danke ich für die zusätzlichen