Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
als es die beiden in ihrem Auto getrieben hatten wie die Karnickel, und er hatte sich damit gerechtfertig, dass sie Bobbie Fayes Auto genommen hätten, weil es geräumiger sei. Soweit sie sich erinnern konnte, war es infolgedessen zu einem unerfreulichen Zusammenstoß zwischen einem Vorschlaghammer und seiner kostbaren Corvette gekommen.)
Sie suchte die Bar mit den Augen nach der Ursache für ihre Gänsehaut ab und wurde von dem seltsamen Gefühl befallen, dass ihr irgendetwas auffallen sollte. Alex lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und seine Abscheu drang ihm quasi aus allen Poren. Seine Cajun-Herkunft verlieh ihm etwas Düsteres, Faszinierendes – um mal stark zu untertreiben. Er war halb Cajun, halb Cherokee (zumindest behauptete er das), aber trotzdem drahtig, und hatte ein kantiges, flaches Gesicht, durch das er immer etwas wütend wirkte, allerdings normalerweise nicht so sehr wie heute. Wenn es einen Weltrekord für Gemeinheit gäbe, dann hielte ihn garantiert Alex.
»Alice Michelle, du solltest aber nicht hier sein«, fauchte er.
Alice Michelle ? Mist. Sie bei einem falschen Namen zu nennen, war – zumindest damals – sein Signal gewesen für: »Aufpassen, Dumpfbacke!« Damals war sie auch noch der Ansicht gewesen, dass »düster und gefährlich« bei einem Mann süß wäre und dass ein Freund, der in Geheimsprache mit einem reden musste, etwas total Tolles war. Auf die Idee, dass es ein Hinweis darauf sein könnte, dass er in illegale Machenschaften verstrickt war, war sie nicht gekommen. Aber vielleicht sprach er sie jetzt auch nur so an, weil er sie so gut kannte und wusste, dass sie ihm eine Szene machen wollte. Womöglich versuchte er bloß, sie abzulenken, weil er einfach fies und …
»Wir … « Bobbie Faye spürte, wie ihr ganzer Körper vibrierte und summte und sich ihre Nackenhärchen aufstellten. Was war nur los … was war los … was? Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Sie spürte es am ganzen Leib, zitterte und stand bis in die Zehenspitzen unter Strom. »Ähm … « Sie blieb stehen und versuchte, zu begreifen, was sie unbewusst bereits wahrgenommen hatte. »Wir müssen reden.«
Toll, na das war mal eine krasse Szene, die sie ihm hier machte. Konnte nicht jemand schnell die Oscarjury anrufen?
Er zog fragend seine dunklen Augenbrauen zusammen, als würde er sich wundern, weshalb sie eine ganz bestimmte Sache nicht begriff. Wie konnte er jetzt von ihr erwarten, seine nonverbalen Andeutungen zu verstehen, obwohl sie den guten Mann früher auch schon nicht verstanden hatte. Schon früher hatte er immer auf Geheimnistuerei gestanden, ganz der sensible, poetische Söldner, aber Bobbie Faye war nicht gerade der Typ für Subtiles. Alex wandte sich an den Wallstreet-Typen: »Das Drittblödeste, was ich jemals getan habe.«
Laut seiner Aussage war das Allerblödeste gewesen, mit ihr auszugehen. Das Zweitblödeste war, ihr das Schießen beizubringen.
Er hatte ihr schon wieder den Rücken zugewandt, als betrachtete er ihr Gespräch nun für beendet. Aha, er würde also nicht freiwillig mit ihr reden? Dann musste sie eben die erste Zeile des Liebesgedichts vortragen. (Natürlich würde sie mit dem Schlechtesten anfangen.) Aber bevor sie mit dem ersten schnulzigen Satz herausplatzen konnte, schloss sich Riles’ Hand um ihren Ellbogen. Er zog sie vom Tisch fort, und Cam postierte sich zwischen Bobbie Faye und den Rest des Raumes. Beide Männer hatten völlig wortlos agiert, und das Ausbleiben jeglicher fieser Kommentare von Riles’ Seite verstärkte nur noch das Schrillen ihres eigenen Gefahrenradars.
»Warte mal«, sagte sie zu Cam, »der Plan war … «
»Du wirst niemals wieder irgendetwas planen«, blaffte er leise und grob.
Sie hatten sich gerade einen – nur einen – Schritt zurückgezogen, als unvermittelt eine knapp volljährige, stark gebräunte Kellnerin ein Tablett auf einem der Tische abstellte, mit einem manikürten Nagel auf Bobbie Faye zeigte und keifte: »Ich kenne Sie!« Das stieß sie in einem Tonfall hervor, den die meisten Leute eher für die Aussage »Der Abfluss ist verstopft« verwenden würden. Sie pflanzte sich zwischen die Dreiergruppe und die Tür. Riles versuchte, sie zu packen und aus dem Weg zu schaffen, doch sie duckte sich und schimpfte dabei lauthals los: »Wegen Ihnen hab ich eine Schrottkarre gekauft und dreihundert Dollar eingebüßt! Sie haben doch früher Werbung für Zippy Ed’s Autohandlung gemacht. Sie sind Bobbie Faye!«
Im selben
Weitere Kostenlose Bücher