Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Augenblick, in dem die Kellnerin Bobbie Fayes Namen brüllte und ausholte, um ihr eine zu scheuern, sprangen Alex und die andern Männer am Pokertisch von ihren Plätzen auf. Pokerchips flogen durch die Luft, Karten fielen zu Boden, Getränke fielen um, Stühle kippten, doch weder das, noch die Pokerspieler, die jetzt auf sie zustürzten, noch Riles, der einen von ihnen mit einem tiefen Kick aufhielt, noch Cam, der einem anderen seinen Ellbogen ins Gesicht rammte, noch Suds, der hinter ihnen krachend seine Schrottflinte abfeuerte – nichts von alledem war in dem Augenblick noch von Bedeutung, in dem Bobbie Faye dem Wallstreet-Typen in die Augen sah.
Trevor.
Er hatte direkt vor ihrer Nase gesessen, und sie hatte ihn nicht erkannt.
»Lauf!«, schrie er, doch sie stand wie angewurzelt. Erleichterung, Angst, Schock , alles prasselte gleichzeitig auf sie ein, lähmte ihren Körper und nagelte sie am Boden fest.
Sein Anblick wirkte auf sie, wortwörtlich, atemberaubend. Sein kurzes Haar war schick gestylt, und der schicke Anzug sah durch seine Bewegungen jetzt sogar noch eleganter aus. Der dunkelgraue Stoff betonte Trevors Schultern, dazu kamen das strahlend weiße Hemd, die tadellos gebundene Krawatte und ein Bärtchen, das seinen grimmig wirkenden Mund umrahmte. Nichts, absolut gar nichts an ihm sah so aus wie sonst – außer seinen wilden blauen Augen, die ihr signalisierten: Ich bin so was von höllisch sauer auf dich .
Ihre unbeschreibliche Erleichterung überwältigte Bobbie Faye geradezu, und sie fühlte sich so befreit, dass die Kraft, die sie eben noch vorangetrieben und aufrecht gehalten hatte, plötzlich verpuffte und ihr beinahe die Beine wegknickten. Er lebte . Es ging ihm gut. Er … kam auf sie zu und brüllte sie dabei an, sie solle losrennen, los, los, los .
Ach du heilige Scheiße.
Gerade eben hatte sie ihm seine wie auch immer geartete getarnte Mission versaut, und mindestens zwei der Männer, die eben noch am Tisch gesessen hatten, schienen reges Interesse daran zu haben, sie in die Finger zu kriegen. Aber so sehr sie sich auch den Kopf zermarterte, sie kapierte nicht, weshalb. Riles und Cam zerrten sie rückwärts, Menschen schrien, stolperten, rangen miteinander und fielen zu Boden, und über all dieses Chaos hinweg trafen sich Bobbie Fayes und Trevors Blicke wieder. Der Schrecken darüber, dass sie ihn nicht wiedererkannt hatte, brannte in ihr.
Ein starker Rauchgeruch lag plötzlich in der Luft, und der Feueralarm plärrte seinen schneidenden, schrillen Schrei in die plüschverkleideten Räumlichkeiten des Kasinos hinaus. Eine Sekunde später ging die Deckensprinkleranlage los und versprühte kreisförmig Wasser. Suds gab schreiend Anweisungen, und die Kellner, Türsteher und sonstigen Kasinoangestellten bemühten sich, dem panischen Mob aus desorientierten Spielern zumindest mit dem äußeren Anschein von Gelassenheit zu begegnen. Riles und Cam zogen Bobbie Faye hinter sich her. Trevor bahnte sich derweil einen Weg durch die Menge. Die beiden Männer, die Riles und Cam vorher auf die Bretter geschickt hatten, waren inzwischen wieder auf den Beinen und im Begriff, die drei zu verfolgen – bis sie Trevor bemerkten. Beide vollführten sofort eine Kehrtwende, stoben in entgegengesetzte Richtungen auseinander und mischten sich unter die Menge der Gäste.
»Wir können uns trennen«, schlug Riles Trevor vor, der gerade zu ihrer Dreiergruppe gestoßen war. Dabei behielt er einen der fliehenden Männer fest im Blick.
Trevor schüttelte den Kopf, und Bobbie Faye spürte eine gewisse Irritation – da waren keine langen Haare mehr, die ihm um den Kopf flogen. »Keine Ahnung, wie viele es sind, und ich habe keine Lust, mich mit einem von ihnen anzulegen. Wir verschwinden.« Er hatte Riles’ Position eingenommen und Bobbie Faye am Ellenbogen gepackt. Cam übernahm die Führung, und Riles bildete mit gezogenen Waffen die Nachhut. Jetzt brauchte sie nur noch ein Fähnchen und die Miss - Keinen-Durchblick-International-Schärpe, und das Debakel wäre perfekt.
Er war in Sicherheit.
Sie hatte ihn nicht wiedererkannt.
Sie stapften durch den aufgeweichten Hauptsalon, schoben sich durch die Menschen, die schreiend hin und her rannten. Scheiße auf Toast, da hatte sie Suds aber ganz schön was eingebrockt. Er hatte ihre Mom unzählige Male ins Taxi gesetzt oder Bobbie Faye angerufen, wenn Lori Ann wieder mal einen Abend in seiner alten Bar zugebracht hatte und hinterher zu betrunken war, um alleine nach
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