Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
diesem zweiten Vollidioten, der dort draußen vor der Scheune herumschlich. Diese ganzen Geheimzeichen stammten wohl aus Spezialkommandozeiten und bedeuteten sicher so etwas wie: »Hier drin der Feind. Pass auf!«
Trevor war wieder da. Sie hockte sich auf den Boden und versuchte, das Zittern zu unterdrücken. Sie wollte nur noch nach Hause …
Ach so. Es gab ja kein Zuhause mehr.
»Hey, Weichei«, sagte Riles und passte dabei auf, ob sich in ihrer Umgebung etwas rührte, »wirst du jetzt etwa zum weinerlichen Prinzesschen, oder was? Wir haben hier noch etwas zu erledigen.«
»Leck mich, Arschloch.«
»Ebenfalls, Schätzchen. Lass nicht zu, dass der Kleine aufsteht und verschwindet.«
Und mit diesen Worten schlüpfte er aus ihrem kleinen Versteck und verschwand in den ausgedehnten Stallungen. Bobbie Faye hörte jetzt nur noch das Stöhnen und Fluchen des jungen Mannes.
Lonan hatte die Frau im Visier. Sie kauerte gleich gegenüber von ihm hinter einer Stalltür, und er wusste, dass sie nicht daran dachte, dass das dünne Holz sie nicht vor einer ordentlichen Ladung schützen würde. Das schummerige Licht, das durch die Dachsparren fiel, tauchte alles in ein grünliches Schimmern, und ihr weißes T-Shirt strahlte geradezu durch die Ritzen der Tür und verriet ihre Position.
Er konnte einen Kopfschuss anbringen.
Die Frau hatte Zimmer erschossen.
Die Frau hatte ihn erschossen .
Dummer Junge. So viel Dummheit machte Lonan ganz krank. Er hatte die Kanalratte vor zwei Jahren angeheuert. Ihm wieder auf die Beine geholfen. Ihn ausgebildet.
Er hatte Zimmer doch angewiesen, dass er, Lonan, den Scharfschützen ausschalten würde.
Der Idiot sollte ihm nur den Rücken freihalten.
Lonan konnte ihr sofort ein nettes Loch verpassen. Mit Leichtigkeit. Er verstand, welch großartiges Spiel Sean hier spielte: Es ging um Vergeltung für Mollie, Aiden und Robbie und um die Rache an dem FBI -Typen wegen Seans Armen. Lonan aber wollte, dass sie starb und alles endlich vorüber wäre. Wenn sie endlich tot war, dann konnten sie nach Hause gehen. Dann konnte sie Seans Urteilsvermögen nicht mehr durcheinanderbringen und ihn zu beschissenen Entscheidungen verführen. Dann wäre sie erledigt.
Er beobachtete, wie sie völlig reglos hinter der Tür verharrte. Ihr Shirt bewegte sich keinen Zentimeter, und ihr war absolut nicht bewusst, dass er sie im Visier hatte. Der Drang, den Abzug doch zu betätigen, ihr einfach noch ein bisschen mehr wehzutun, wurde fast übermächtig. Dann veränderte sich die Stimmung im Raum, war irgendwie gedämpfter. Die Stille verriet ihm, dass der andere Mann zurückgekehrt war. Jetzt würden sie das Gebäude durchkämmen, um herauszufinden, ob er noch da war, und sie würden versuchen, ihn aus seinem Versteck zu treiben. Er warf einen letzten Blick auf sie. Sie würde für alles büßen. Inklusive Zimmer.
Dann richtete er sein Gewehr auf den Jungen, der immer noch heulend am Boden lag, und erledigte ihn mit einem gezielten Kopfschuss.
Bereits eine Sekunde später schlüpfte er aus der Scheune und rannte auf den dunkelsten Abschnitt des Waldes zu. Dox und die anderen würden auf einem Boot warten, nicht weit entfernt von dem Bayou weiter hinten auf dem Gelände der Rennbahn.
Bobbie Faye wankte und musste sich an die Mauer klammern, um nicht vor Schock auf den Boden zu rutschen. Der Junge war tot. Der Schuss hallte noch in ihrem Kopf wider, und der Junge war tot . Er bewegte sich nicht mehr, und sie konnte die Blutlache sehen, die sich langsam auf dem Betonboden ausbreitete. Glücklicherweise war die eigentliche Kopfwunde außerhalb ihres Blickfelds – denn nur daran konnte er gestorben sein, da sie den Rest seines Körpers hinter der Säule noch erkennen konnte.
Ausgeschlossen, dass Cam oder Riles auf ihn geschossen hatten.
Sean war wahnsinnig . Gut, seine Rachsucht war ihr schon aufgefallen, außerdem war er verletzend und aggressiv, und es trafen noch jede Menge andere miese Adjektive auf den fiesen Mistkerl zu, aber das? Das war einfach irre . Ihr war nicht klar, ob er überhaupt etwas für seine Männer übrig hatte, aber wenn er anordnete, dass sie eher sterben mussten, als dass sie in Gefangenschaft gerieten, welche Chance hatten sie und Trevor dann überhaupt gegen ihn? Er war gnadenlos.
Die Deckenbeleuchtung ging an, und dann sah sie Trevor, der durch die riesige Scheune auf sie zurannte. Er war über und über mit Matsch, Zweigen und Blättern bedeckt, und seine Miene drückte unverhohlene,
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