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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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nennt,
müsste sich eigentlich fragen, wieso ein eher abgefuckter Weißer so viel
Bargeld mit sich herumträgt. Er müsste sich fragen, woher er das hat, und
wahrscheinlich fragt er sich auch, welche Belohnung auf einen solchen Mann
ausgesetzt ist, der so viel Bargeld bei sich hat und trotzdem so abgerissen
aussieht.
    Aber was soll ich machen?, denkt Tim. Wir brauchen ein Auto.
    »Holen Sie das Geld, und ich hole die Schlüssel«, sagt der Alte.
    Tim greift in seine Hosentasche und fischt sechs Hunderter heraus.
    »Ich hole die Schlüssel«, sagt der alte Stinker. Er geht ins Hinterzimmer,
kommt eine Minute später zurück und wirft einen Schlüsselbund auf die Theke.
»Fahrzeugschein ist drin. Sie reisen aber noch nicht ab, oder?«
    »Noch nicht.«
    Tim ist schon halb draußen, als der alte Mann fragt: »Brauchen Sie
sonst noch was?“
    »Was denn zum Beispiel?“
    »Eine Waffe zum Beispiel.«
    Tim verrät ihm nicht, dass er schon eine Waffe hat, Gott bewahre. Die
M-16 hat er unter einem Felsen versteckt, als sie aus der Wüste kamen, weil er
dachte, dass es wohl selbst in Südkalifornien eher schwer sein dürfte, mit
einer Automatik über der Schulter per Anhalter zu fahren. Die Pistole jedoch
hat er sogar jetzt dabei, sie steckt im Bund seiner Jeans.
    »Warum sollte ich eine Waffe wollen?«
    Der alte Mann zuckt die Achseln. »Zum Schutz.«
    Sagen tut er das, der alte Bock, denkt Tim, aber was er meint, ist,
dass er Tim eine Waffe verkaufen will, damit Tim jemand anders ausrauben kann.
Solange er es nicht selber ist, ist das dem alten Mann scheißegal. Und solange
Tim seine Hütte bezahlt.
    »Ich habe nämlich immer eine kleine Waffe griffbereit, zum Schutz«,
fügt der alte Mann hinzu. Damit Tim weiß, dass er es nicht okay finden würde,
wenn er ihn ausraubt.
    Niemand raubt sein eigenes Versteck aus, denkt Tim verächtlich.
Selbst das Arschloch Wayne LaPerriere wäre nicht Arschloch genug, um sein
eigenes Versteck auszurauben.
    »Ich glaube, das Auto genügt, danke«, sagt Tim.
    Er geht raus, klettert auf den Fahrersitz und ist angenehm überrascht,
als die Karre schon beim ersten Drehen des Zündschlüssels anspringt. Er ruft
Kit, damit er ihm dabei hilft, das Bremslicht, die Rücklichter und die Blinker
zu überprüfen, dann checkt er zur Sicherheit auch noch die Aufkleber der
Meldebehörde und der Abgaskontrolle. Tim hat nämlich keine Lust, wegen einer
Lappalie angehalten zu werden.
    Besonders, wo er keinen Führerschein hat.
    Kit macht sich vor Freude über das Auto fast in die Hose.
    »Ist das ein Spionenauto?«, fragt er.
    »Pst. Nicht so laut.«
    »'tschuldige.«
    Aber der Kleine grinst dabei übers ganze Gesicht, und Tim findet mal
wieder, dass Kit eine ausgeprägte Phantasie hat.
    »Und jetzt machen wir eine kleine Spritztour«, sagt Tim. »Wir brauchen
ein paar Lebensmittel.«
    Sie fahren zum Kramladen und decken sich mit Lebensmitteln ein. Tim
beschließt, dass sie noch etwa eine Woche Ruhe brauchen, um zu entscheiden, was
zum Teufel sie als Nächstes tun sollen.
    Außerdem denkt er sich, es wird langsam Zeit, von hier abzuhauen,
bevor der alte Mann jemanden findet, an den er ihn verpfeifen kann.
    Über all diese schwerwiegenden Fragen denkt Tim nach, während er und
Kit die Einkäufe ins Auto ladend Leider ist Tim schon so lange raus aus dem
Knast, dass seine Paranoia eingerostet ist, weshalb er den Rocker nicht sieht,
der auf der anderen Straßenseite steht und ihn sich nur eine Sekunde länger
anschaut als nötig. Zu Tims Gunsten muss man allerdings auch sagen, dass es
kalt ist da oben in den Bergen, dass immer noch stellenweise Schnee liegt und
dass der Typ einen australischen Schafhirtenmantel über seiner Kluft trägt.
    Der Motorradfahrer hat ihn jedoch bemerkt, obwohl er fast den halben
Weg bis El Cajon zurückfahren muss, bevor ihm einfällt, woher er den Typen
kennt. Zuerst hat ihn das Kind von der Fährte abgelenkt, aber dann erinnert er
sich, dass er Tim schon mal gesehen hat. Und zwar auf dem Gefängnishof von St.
Quentin.
    Und weil es nie schaden kann, den Brüdern in LA einen Gefallen zu tun,
ruft er einen der Clubs da unten an. Und ein paar Stunden später ruft ihn
dieser hässliche Kotzbrocken Boom-Boom zurück.
    »Was ist denn?«, fragt Boom-Boom, und er klingt ziemlich sauer, als
hätte man ihn von etwas viel Wichtigerem weggeholt.
    »Rat mal, wen ich heute gesehen habe.«
    »Na, wen denn?«
    Richtig gelangweilt klingt er.
    »Tim Kearney«, sagt der Rocker.
    Plötzlich klingt

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