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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Namen.«
    »Warum?«
    »Du kannst unmöglich ein Spion sein und deinen eigenen Namen
verwenden«, erklärt Tim. »Jeder wird merken, wer du bist, und dann kannst du
nicht mehr spionieren.«
    Darüber denkt Kit ein bisschen nach und fragt dann: »Welchen Namen
suchst du dir aus?«
    Tim tut so, als würde er nachdenken, dann sagt er: »Wie war's mit
Tim?«
    »Gut.«
    »Und wie heißt du?“
    »Mike.“
    »Mike?“
    »Mike.«
    »Mike ist gut, das gefällt mir«, sagt Tim. »Also, das Spiel geht
folgendermaßen. Die bösen Spione sind hinter uns her, und wir verstecken uns,
bis...«
    »Bis was?«
    »Bis wir den Platz finden, wo die geheimnisvolle Formel versteckt
ist.«
    »Ist das da vorne unsere Hütte, Tim?“
    »Ja, Mike.«
    »Kann ich die Tür aufmachen?“
    »Wieso das?«
    »Einfach so.«
    »Weißt du denn, wie man mit einem Schlüssel
umgeht?“
    »Mensch, ich bin sechs!«
    »Geht in Ordnung.«
    Also rennt Kit zur Hütte voraus, öffnet die Fliegentür und fummelt
eine Weile mit dem Schlüssel herum, bis er die Tür geöffnet hat. Tim kann sich
nicht recht vorstellen, warum Sechsjährige so scharf auf derartige Dinge sind,
aber ihm ist es recht.
    Die Hütte ist klein. Es gibt eine Küchenzeile mit einem kleinen Herd
und einem Ofen, eine Sitzecke mit einer schäbigen alten Couch und einem
Schaukelstuhl und ein Schlafzimmer mit Etagenbetten. Das Bad ist gerade groß
genug, dass man sich einmal darin umdrehen kann, und es hat eine Dusche, aber
keine Wanne.
    Immerhin gibt es auch einen Fernseher, und Bobby/Tim ist auch da, und
das ist alles, was Kit braucht, um glücklich zu sein. Selbst wenn er manchmal
an diese schreckliche Nacht in der Wüste zurückdenkt, sagt er es nicht, und mit
Sicherheit verdirbt es ihm nicht den Appetit, wenn man bedenkt, welche Mengen
an Pizza und Eis er tagtäglich verdrückt.
    Nach etwa einer Woche ist es Tim langsam leid, immer mit den ganzen
Einkäufen vom Kramladen zurückzutrampen, außerdem wird er sowieso ein Fahrzeug
brauchen, um die nächste Stufe seines Lebens als Bobby Z zu betreten. Also
beschließt er, sich ein Auto zu besorgen.
    Natürlich ist sein erster Gedanke, sich eines zu stehlen. Einfach eine
Weile an den Zapfsäulen beim Kramladen stehen, bis einer der Kunden den
Zündschlüssel steckenlässt, während er drinnen sein Hackfleisch kauft, aber
dann überlegt Tim es sich anders. Es ist ein kleiner Ort - nein, genauer
gesagt, der Laden ist der Ort, der Laden und eine Rockerkneipe
auf der anderen Straßenseite -, das Opfer wird also zwangsläufig seinen Wagen
vor dem Knotty Pine Hotel geparkt sehen. Und das Letzte, was Tim im Moment
brauchen könnte, wäre, dass man ihn in den Knast zurückbringt, wo Gruzsa und
die Aryan Brotherhood ihn mit Freudenböllern empfangen werden.
    Und außerdem ist da das Kind. Was würde mit dem Kleinen passieren,
wenn sie mich schnappen, überlegt Tim. Also handelt er gegen seine Natur und
beschließt, einfach eine alte Karre zu kaufen.
    Und da gibt es tatsächlich eine alte Karre, einen potthässlichen
limonengrünen Dodge, der offenbar schon seit Ewigkeiten auf dem kiesbedeckten
Parkplatz steht. Tim sagt zu Kit, er solle den Zeichentrickfilm zu Ende
ansehen, er sei in ein paar Minuten wieder da.
    Tim geht in die Hütte, die als Büro dient, und sagt »Hallo« zu Macy,
dem Besitzer. Macy grunzt zurück und vertieft sich wieder in die Lektüre des Star.
    »Dieser alte Dodge da draußen...« fängt Tim an.
    »Ja?«
    »Steht schon 'ne ganze Weile da draußen«, sagt Tim.
»Wissen Sie, wem er gehört?“
    »Ja.“
    »Wem?“
    »Mir.«
    Alter Stinker, denkt Tim. Will's mir bloß schwermachen.
    »Ich suche nämlich selbst nach einem Wagen«, sagt Tim.
    Der alte Stinker schaut von seiner Zeitung auf und sagt:
»Neunhundert.«
    »Ich will ihn nicht in Blattgold«, sagt Tim. »Ich nehme ihn, wie er
ist. Und ich gebe Ihnen fünf.«
    »Mir werden Sie keine fünf geben«, sagt der Alte. Sitzt eine Minute
da, dann sagt er: »Ich nehme achtfünfzig.«
    »Ja, das glaube ich Ihnen gern.«
    Tim steht eine Minute da, während der Typ seinen Artikel fertig
liest. Als der Alte endlich wieder aufblickt, scheint er nicht im Geringsten
überrascht zu sein, dass Tim immer noch dasteht.
    Tim sagt: »Ich gebe Ihnen sechs.«
    Der Mann denkt eine Weile nach, dann sagt er: »Ich nehme keinen
Scheck.«
    »Ich hatte an Cash gedacht.«
    Tim sagt es nicht gern, und ihm gefällt auch der Blick dieses Typen
nicht. Ein alter Mann, der eine solch abgelegene Spelunke sein Eigen

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