Bobby Z
Prophezeiungen einfach nervös.
Der Zoo?, denkt der Mönch. Seit wann geht Bobby in den Zoo? Warum
treffen sie sich nicht in der Höhle am Salt Creek Beach wie früher auch? Oder
bei der Treppe zur Three Arch Bay? Warum im Zoo?
Weil er dir nicht traut, denkt der Mönch. Er will sich lieber in der
Öffentlichkeit mit dir treffen.
Paranoia, seufzt der Mönch, öffnet die Glasschiebetür und tritt auf
die Veranda hinaus. Der Fluch des Drogengeschäfts.
Zwanzig Riesen und ein Pass. Zwanzig Riesen? Früher war das kaum mehr
als Klimpergeld für Bobby, aber jetzt scheint er ziemlich heiß drauf zu sein,
es zu kriegen. Und einen Pass. Bobby will das Land schon wieder verlassen, was
nur bedeuten kann, dass ihm jemand ganz schön die Hölle heiß macht. Dabei kann
man sich Don Huerteros Gerichtsbarkeit gar nicht entziehen. Jedenfalls nicht
lebend.
Und was meinte Bobby mit diesem »Was haben wir mit Don Huertero
gemacht«? Der Mönch fragt sich, ob da nicht jemand mitgehört hat bei dem
Gespräch. Ob Huertero sich Bobby nicht vielleicht schon geschnappt hat und ihm
eine Falle stellt.
Treu und Glauben gilt einfach nichts mehr in dieser gottlosen Welt,
denkt der Mönch.
Denn Tatsache ist, dass der Mönch Huertero ganz schön abgezockt hat.
Und Bobby auch. Bobby hat von dem alten Mexikaner einen Haufen Geld für
Thai-Opium genommen - drei Millionen Yankee-Dollars, genauer gesagt - und die
Ware Huerteros Leuten in Bangkok geliefert. Doch der Mönch hat sie an die
Thai-Polizei verpfiffen und sich dann das Opium und das Geld mit den Thais
geteilt.
Sorry, Don Huertero, aber die Thai-Polizei hat deine Jungs hopsgenommen.
Sag adios zu deiner Investition. Pech
gehabt.
Nun, denkt der Mönch, während er einigen Surfern zusieht, die sich
unten in El Morro an der Riffbrandung versuchen, Huertero muss ihm auf die
Schliche gekommen sein.
Und er ist sauer.
Und jetzt ist Bobby in Schwierigkeiten und will wissen, warum. Er wird
einen Blick in die Bücher werfen wollen. Und wahrscheinlich will er sein Geld
zurückhaben.
Ich glaube, daraus wird nichts, denkt der Mönch.
Er fährt in die Stadt und sinniert bei einem Cappuccino über den Lauf
der Welt nach. Er begreift immer noch nicht, wie dieser Acid-Gehirnamputierte
One Way herausgefunden hat, dass Z wieder da ist.
Es macht ihm Angst.
Es macht ihm so sehr Angst, dass er nach Dana Point fährt, um nach dem
Boot zu sehen.
Er blickt sich immer wieder um, als er an Bord geht. Er sieht weder
One Way noch sonst jemanden, und langsam kommt ihm der Gedanke, dass vielleicht
sogar ein Wahnsinniger mit seinen Prophezeiungen ab und zu mal einen Zufallstreffer
landet.
Stimmt's? Wenn das schon bei einem ausgemachten Schizo wie Johannes
dem Täufer geklappt hat, warum nicht auch bei One Way? Relaxen wir also.
Der Mönch klettert unter Deck und macht sich dort mit einem
Schraubenzieher und einem Holzschnitzmesser zu schaffen. Zwei Stunden später
hat er es geschafft: Er zieht einen Teil der Planken hoch und greift in den
Schiffsrumpf hinunter. Tastet nach den säuberlich verpackten Geldbündeln.
Macht sich sorgfältig ans Werk, um die Planken wieder einzupassen, und während
er arbeitet, denkt er nach. Vielleicht ist es an der Zeit, das Boot zu nehmen
und wegzufahren.
Aber zuerst muss er Bobby seine popeligen zwanzig Riesen und den Pass
geben.
Und dann wird er ihn umbringen.
Gruzsa ist stocksauer, weil er Asche auf seine neuen Schuhe bekommt.
Er steht zwischen den Ruinen der Casa Brian Cervier, und der Wind
bläst ihm Asche über seine funkelnagelneuen Bostons, die er im Ausverkauf bei
Nordstrums erstanden hat.
Außerdem ist Gruzsa unglücklich, weil Brian schon seit Wochen über dem
Jordan ist und bis jetzt niemand daran gedacht hat, es ihm, Gruzsa,
mitzuteilen. Da steht er nun mitten in der Pampa, ruiniert sich die Politur
seiner Schuhe und betrachtet die knusprig gebratenen Überreste des
First-Class-Perverslings und Verbrechers Brain Cervier. Sieht aus, als hätte
man ihn mit Napalm traktiert. Und Gruzsa denkt sich, bei einem so großen
Desaster muss dieser Trottel Tim Kearney einfach
seine Finger im Spiel gehabt haben.
»Kohlenstoff in den Lungen?«, fragt Gruzsa den jungen DEA-Agenten,
dessen Namen er schon wieder vergessen hat und der so aussieht, als machte er
den Job seit etwa einem Monat.
»Der Leichenbeschauer sagt, nein.«
»Dann hat Brian Glück gehabt«, sagt Gruzsa. »Er war tot, bevor er
verbrannt ist. Sind eigentlich seine Kleider komplett verbrannt?«
»Nein, er
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