Bockmist
seinen Neffen mit dem Spaten erschlagen hat. Hab’ ihn freibekommen.«
»Aber du hast doch gesagt, er wär’s gewesen.«
»War er auch.«
»Wie hast du’s dann geschafft?«
»Ich hab’ gelogen, daß sich die Balken bogen«, sagte er. »Hast du schon bestellt?«
Während wir auf die Suppe warteten, tauschten wir uns über das berufliche Fortkommen aus. Jeder seiner Triumphe langweilte mich, und jede meiner Schlappen entzückte ihn. Er fragte, ob ich Geldsorgen hätte, aber wenn, wäre er der letzte gewesen, etwas dagegen zu tun, das war uns beiden klar. Ich erkundigte mich nach gewesenen und geplanten Urlauben. Paulie maß Urlauben große Bedeutung bei.
»Wollen mit ‘ner Gruppe ein Boot im Mittelmeer mieten. Tauchen, Surfen, volles Programm. Dreisternekoch, alles.«
»Segel-oder Motorboot?«
»Segelboot.« Er legte die Stirn in Falten und wirkte plötzlich zwanzig Jahre älter. »Obwohl, wenn ich’s mir überlege, hat’s wahrscheinlich ‘n Motor. Aber das wird alles von der Mannschaft erledigt. Und du? Machst du Urlaub?«
»Hatt’ ich eigentlich nicht vor«, sagte ich.
»Na, du bist ja auch immer im Urlaub, oder? Wovon solltest du dir freinehmen?«
»Das hast du schön gesagt, Paulie.«
»Stimmt’s etwa nicht? Was hast du seit der Armee eigentlich gemacht?«
»Beratertätigkeit.«
»Da berät mein Arsch ja besser.«
»Der ist aber teurer als ich, Paulie.«
»Kann schon sein. Fragen wir unseren Gastronomieberater doch mal, wo denn die verdammte Suppe abbleibt.«
Als wir uns nach dem Ober umsahen, entdeckte ich meine Verfolger.
An einem Tisch am Eingang saßen zwei Männer, tranken Mineralwasser und wandten sich ab, als ich sie ansah. Der ältere sah aus, als sei er vom selben Designer entworfen worden wie Solomon, und der jüngere eiferte ihm nach. Die beiden machten einen gediegenen Eindruck, und im Moment war ich ganz froh, sie in der Nähe zu haben.
Als die Suppe gekommen war, Paul sie probiert und gerade noch für eßbar befunden hatte, rückte ich näher und beugte mich zu ihm. Ich hatte ursprünglich nicht vorgehabt, mich von ihm beflügeln zu lassen, schließlich war er selbst kaum flügge. Aber fragen kostet schließlich nichts.
»Sagt dir der Name Woolf irgendwas, Paulie?«
»Mensch oder Firma?«
»Mensch«, sagte ich. »Amerikaner, glaub’ ich. Geschäftsmann.«
»Was hat er angestellt? Trunkenheit am Steuer? Mit so was geb’ ich mich nicht mehr ab. Oder wenn, dann nur für einen Sack Geld.«
»Soweit ich weiß, hat er nichts angestellt«, sagte ich. »Hab’ mich bloß gefragt, ob dir der Name mal untergekommen ist. Die Firma heißt Gaine Parker.«
Paulie zuckte mit den Schultern und zerkrümelte ein Brötchen.
»Ich kann’s für dich rausfinden. Wofür brauchst du’s?«
»Ich hab’ ‘n Job angeboten bekommen«, sagte ich. »Hab’ ihn zwar abgelehnt, bin aber doch neugierig.«
Er nickte und schob sich ein Stück Brot in die Fresse.
»Ich hab’ dich vor einigen Monaten für ‘n Job vorgeschlagen.«
Mein Suppenlöffel verharrte auf halber Strecke zwischen Teller und Mund. Es paßte nicht zu Paulie, sich in mein Leben einzumischen, schon gar nicht mit einer Gefälligkeit.
»Was für einen Job?«
»‘n Kanadier suchte einen Mann fürs Grobe. Leibwächter, irgendwas in der Richtung.«
»Wie hieß er?«
»Weiß ich nicht mehr. Fing mit J an, glaub’ ich.«
»McCluskey?«
»McCluskey fängt nicht mit J an, oder? Nein, Joseph oder Jacob, mehr in der Art.« Er gab es schnell auf, sich zu erinnern. »Hat er sich gemeldet?«
»Nein.«
»Schade. Dachte, er hätte angebissen.«
»Aber du hast ihm meinen Namen genannt?«
»Nein, ich hab’ ihm deine verdammte Schuhgröße gegeben. Natürlich hab’ ich ihm deinen Namen genannt. Allerdings nicht sofort. Erst hab’ ich ihm ein paar Privatschnüffler vorgeschlagen, die manchmal für uns arbeiten. Die haben etliche Kleiderschränke für Rausschmeißerarbeit, aber von denen wollte er nichts wissen. Suchte was Anspruchsvolleres. Armeevergangenheit, meinte er. Da ist mir außer dir keiner eingefallen. Abgesehen von Andy Hick, aber der verdient in seiner Handelsbank inzwischen zweihundert Riesen im Jahr.«
»Ich bin gerührt, Paulie.«
»Gern geschehen.«
»Wie hast du ihn kennengelernt?«
»Er wollte zu Toffee, und dann mußte ich ran.«
»Toffee ist ein Mensch, darf ich annehmen?«
»Spencer. Der Obermotz. Nennt sich Toffee. Keine Ahnung warum. Vielleicht ist er ‘ne Naschkatze.«
Ich überlegte.
»Du
Weitere Kostenlose Bücher