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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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daß ich hier bin?« Sie klang, wie sie aussah.
    »Fleur de Fleurs«, sagte ich. »Ich hab’s meiner Putzfrau zu Weihnachten geschenkt, aber sie benutzt es nie. Also mußten Sie es sein.«
    Sie sah sich mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen in der Wohnung um.
    »Sie haben eine Putzfrau?«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Die gute Seele ist nicht mehr die Jüngste. Arthritis. Sie putzt nichts unterhalb der Knie oder oberhalb der Schulter. Ich hab’ versucht, alles Schmutzige in Hüfthöhe zu bringen, aber Sie wissen ja, wie das ist …« Ich lächelte. Sie lächelte nicht zurück. »Aber wenn ich auch mal was fragen darf, wie sind Sie eigentlich reingekommen?«
    »Die Tür stand offen«, sagte sie. Ich schüttelte empört den Kopf.
    »Das nenn’ ich nun wirklich schludrig. Ich werde mich an meinen Abgeordneten wenden müssen.«
    »Wie bitte?«
    »Diese Wohnung«, sagte ich, »ist heute vormittag von Angehörigen des britischen Geheimdienstes durchsucht worden. Profis, die von meinen Steuergeldern ausgebildet wurden und nicht mal imstande sind, die Tür ranzuziehen, wenn sie fertig sind. Finden Sie das vielleicht geheim? – Ich hab’ nur Cola Light; tut die’s auch?«
    Die Pistole zeigte immer noch grob in meine Richtung, war mir aber nicht zum Kühlschrank gefolgt.
    »Was haben die denn gesucht?« Sie starrte aus dem Fenster. So wie sie aussah, hatte sie einen ganz schlechten Tag hinter sich.
    »Weiß der Geier«, sagte ich. »In der unteren Schrankschublade liegt ein indisches Hemd. Vielleicht fällt das neuerdings unter Landesverrat.«
    »Haben sie eine Waffe gefunden?« Sie sah mich noch immer nicht an. Der Kessel sprang aus, und ich goß kochendes Wasser in den Becher.
    »Ja, haben Sie.«
    »Die Waffe, mit der Sie meinen Vater umbringen wollten.«
    Ich drehte mich nicht um. Widmete mich ausschließlich meinem Kaffee.
    »Eine solche Waffe gibt es nicht«, sagte ich. »Die hier gefundene hat mir jemand untergeschoben, damit es so aussieht, als wollte ich damit Ihren Vater umbringen.«
    »Na, das hat ja auch geklappt.« Jetzt sah sie mir in die Augen. Die .22er auch. Aber ich hatte mich schon immer der Kälte meiner Blütigkeit gerühmt, also goß ich Milch in den Kaffee und zündete mir eine Zigarette an. Sie brauste auf.
    »Arrogantes Arschloch, was?«
    »Das kann ich nicht beurteilen. Meine Mami hat mich immer lieb gehabt.«
    »Ach ja? Ist das für mich vielleicht ein Grund, Sie nicht über den Haufen zu knallen?«
    Ich hatte gehofft, sie würde weder Waffen noch Schüsse erwähnen, denn selbst das britische Verteidigungsministerium kann es sich leisten, eine Wohnung anständig zu verwanzen, aber nachdem sie das Thema einmal aufs Tapet gebracht hatte, konnte ich es schlecht ignorieren.
    »Kann ich noch was sagen, bevor Sie das Ding da abdrücken?«
    »Nur zu.«
    »Wenn ich Ihren Vater mit einer Waffe umbringen wollte, warum hatte ich die dann gestern abend nicht dabei, als ich bei Ihnen war?«
    »Hatten Sie ja vielleicht.«
    Ich schwieg und trank einen Schluck Kaffee.
    »Gut gegeben«, sagte ich. »Einverstanden, wenn ich sie gestern abend dabeihatte, warum habe ich sie nicht gegen Rayner eingesetzt, als der mir den Arm brechen wollte?«
    »Vielleicht haben Sie’s ja versucht. Vielleicht wollte er Ihnen deswegen den Arm brechen.«
    Mein lieber Scholli, diese Frau machte mich ganz fertig auf der Bereifung.
    »Schon wieder gut gegeben. Dann verraten Sie mir bitte noch ein Letztes: Wer hat Ihnen gesteckt, daß hier eine Waffe gefunden wurde?«
    »Die Polizei.«
    »Weit gefehlt«, sagte ich. »Sie haben sich vielleicht als Polizisten ausgegeben, aber sie waren keine.«
    Ich hatte überlegt, sie anzuspringen oder ihr den Kaffee ins Gesicht zu kippen, aber das war gar nicht nötig. Hinter ihr sah ich, wie Solomons Verfolger langsam durchs Wohnzimmer glitten, der ältere hielt sich mit beiden Händen an einem großen Revolver fest, der jüngere grinste nur. Ich beschloß, die Mühlen der Gerechtigkeit ein wenig mahlen zu lassen.
    »Es spielt keine Rolle, von wem ich das weiß«, sagte Sarah.
    »Im Gegenteil, ich finde, das spielt eine große Rolle. Wenn ein Vertreter Ihnen die Vorzüge einer Waschmaschine anpreist, dann ist das eine Sache. Aber wenn der Erzbischof von Canterbury sie nicht nur lobt, sondern dazusagt, daß sie den Schmutz auch bei niedrigen Temperaturen entfernt, dann ist das etwas anderes.«
    »Was soll das …?«
    Sie hörte sie, als sie nur noch ein paar Schritte entfernt waren, und als sie

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