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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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steckte.
    »Sehen Sie, genau so war das auch gedacht, Lang. Sie brauchen nicht zu wissen, wer ich bin, und Sie brauchen nicht zu wissen, wo Sie sind. Die Sache ist, Sie erzählen mir etwas, ich Ihnen nichts.«
    »Aber was …«
    »Haben Sie was an den Ohren?« Plötzlich tauchte ein neues Gesicht vor meinem auf. Glatte, gepflegte Haut und Haare wie Paulies. Frisch gefönt und zu lachhafter Vollkommenheit gekämmt. Der Mann war um die Vierzig und verbrachte wahrscheinlich zwei Stunden täglich auf dem Heimtrainer. Es gab nur ein Wort, das ihm gerecht wurde. Gestriegelt.
    Er musterte mich prüfend, und so, wie sein Blick auf meinem Kinn verharrte, durfte ich davon ausgehen, daß ich dort eine anständige, spektakuläre Verletzung hatte. Das freute mich, denn mit Narben hat man beim Flirten immer ein Gesprächsthema.
    Endlich trafen sich unsere Blicke, und die beiden waren sich von Anfang an nicht grün. »Gut«, sagte er und wich zurück.
    Es mußte früher Morgen sein. Die einzige Entschuldigung für ein so starkes Aftershave war, daß er sich gerade erst rasiert hatte.
    »Sie waren mit Woolf weg«, sagte der Gestriegelte, »und mit seiner Pfeife von Tochter.«
    »Ja.«
    Eine Pause entstand, und ich wußte, daß er zufrieden mit mir war, denn durch das Lächeln veränderte sich der Klang seines Atems. Hätte ich das abgestritten, falsch verbunden, nix sprechen Englisch, dann hätte er gewußt, daß ich vom Fach war. Wenn ich auspackte, hielt er mich unter Umständen für einen Idioten. Schließlich deutete alles darauf hin.
    »Gut. Was dagegen, wenn Sie mir sagen, worüber Sie sich unterhalten haben?«
    »Na ja«, sagte ich und zog vor Konzentration die Stirn kraus, »er fragte nach meinem militärischen Werdegang. Ich war nämlich in der Army, müssen Sie wissen.«
    »Was Sie nicht sagen! Wußte er das, oder haben Sie’s ihm gesagt?«
    Wieder großes Stirnrunzeln des Idioten.
    »Das weiß ich nicht genau. Aber wo Sie jetzt fragen, glaub’ ich, daß er’s schon wußte.«
    »Die Schnalle auch?«
    »Na, das kann ich doch nicht wissen, oder? Auf die hab’ ich nicht so geachtet.« Gut, daß ich bei dem Satz nicht am Lügendetektor hing. Die Nadel hätte bis ins Nebenzimmer ausgeschlagen und dort die Balken verbogen. »Er hat mich nach meinen Plänen gefragt, in welcher Branche ich sei. Gibt aber nicht viel her, um ehrlich zu sein.«
    »Sind Sie vom Geheimdienst?«
    »Was?«
    Das kam in einem Ton, der seine Frage eigentlich schon beantwortete, aber er ließ sich nicht beirren.
    »In der Army haben Sie doch irische Terroristen bekämpft. Hatten Sie da auch mit dem Geheimdienst zu tun?«
    »Du liebe Zeit, nein.« Ich lächelte, als fühlte ich mich geschmeichelt.
    »Was gibt’s denn da zu lachen?«
    Ich schminkte mir das Lächeln ab.
    »Nichts, bloß … ach, Sie wissen schon.«
    »Nein, ich weiß nichts. Stellen Sie sich mal vor, deswegen frage ich Sie. Waren Sie beim militärischen Abschirmdienst?«
    Ich holte gequält Luft, bevor ich antwortete.
    »Ulster funktionierte wie ein eingespieltes Team«, sagte ich. »Das ist alles. Egal was dort geschah, es war schon hundertmal passiert. Routine war das ein und alles. Wissen Sie, Leute wie ich rangierten da unter ferner liefen. Ich hab’ meine Dienstzeit abgerissen. Hab’ Squash gespielt. Hab’ mich amüsiert. Spaß gab’s nämlich schon.« Ich fürchtete, das sei zu dick aufgetragen, aber anscheinend war ihm das schnurz. »Hören Sie, mein Hals … ich weiß nicht, aber irgendwas stimmt damit nicht. Ich brauche wirklich dringend einen Arzt.«
    »Er ist ein schlechter Kerl, Tom.«
    »Wer?« fragte ich.
    »Woolf. Wirklich schlecht. Ich weiß nicht, was er Ihnen von sich erzählt hat. Ich nehme an, daß er Ihnen die sechsunddreißig Tonnen Kokain verheimlicht hat, die er in den letzten vier Monaten nach Europa gebracht hat. Oder hat er die erwähnt?« Ich schüttelte ansatzweise den Kopf. »Nee, hatt’ ich mir gedacht, daß ihm die entfallen würden. Aber das ist hundertprozentig schlecht, finden Sie nicht auch, Tom? Ich finde schon. Der Teufel ist noch nicht besiegt, er dealt mit Crack und Kokain. Genau. Könnte man ‘n Song draus machen. Was reimt sich auf ›Kokain‹?«
    »Ruin«, sagte ich.
    »Genau«, sagte der Gestriegelte. Das gefiel ihm. »Ruin.« Die Lederschuhe machten einen Spaziergang. »Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, ist Ihnen das schon mal aufgefallen, Tom? Mir schon. Tagaus, tagein. Wahrscheinlich fühlen sie sich unter ihresgleichen am

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