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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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nirgends gebrochen, aber den Hals konnte ich kaum bewegen. Dann waren da noch meine Eier.
    Die hatten sich verändert. Ich war einfach fassungslos, daß sie dieselben Eier sein sollten, die ich ein Leben lang mit mir herumgeschleppt und, ja doch, als meine Freunde angesehen hatte. Sie waren größer, viel größer, und hatten eine völlig falsche Form.
    Dagegen gab es nur ein Mittel.
    Es gibt eine Technik zur Linderung skrotaler Verstimmungen, mit der jeder Kampfsportler vertraut ist. Man braucht sie häufig in japanischen Dojos, wenn man gegen einen übereifrigen Partner gekämpft und von diesem einen Tritt in die Familienplanung empfangen hat.
    Man muß dabei fünfzehn Zentimeter hochspringen und mit durchgedrückten Beinen auf den Hacken landen, um einen Augenblick lang die Wirkung der Schwerkraft auf die Hoden zu erhöhen. Ich verstehe nicht, warum das funktioniert, aber es funktioniert. Genauer gesagt, es funktionierte nicht. Also mußte ich es ein paarmal wiederholen und führte im Zimmer einen Pogo auf, soweit mein rechtes Bein das zuließ, bis der brüllende Schmerz schrittweise, fast unmerklich, nachließ.
    Dann bückte ich mich und untersuchte Richies Leiche.
    Sein Anzugschild pries die Künste von Falkus, The Fine Tailors, sonst nichts; in der rechten Hosentasche hatte er sechs Pfund und zwanzig Pence und in der linken ein Taschenmesser in Tarnfarben. Er trug ein weißes Nylonhemd und flache Baxter-Schnürschuhe aus ochsenblutrotem Leder. Mehr ließ sich kaum sagen. Nichts an Richie wäre in der Öffentlichkeit aufgefallen oder hätte den Puls eines scharfsichtigen Ermittlers beschleunigt. Kein Busfahrschein. Kein Bibliotheksausweis. Kein Zeitungsausriß mit Kontaktanzeigen, wo ein Name mit rotem Filzstift eingekreist war.
    Das einzige, was weitläufig vom Alltäglichen abwich, war ein Bianchi-Kreuzziehholster, in dem eine brandneue 9-mm-Glock 17 Automatik steckte.
     
    Vielleicht haben Sie irgendwann mal von dem Stuß gehört, der über die Glock verzapft worden ist. Die Tatsache, daß ihr Gehäuse aus einem für die Raumfahrttechnik entwickelten Kunststoff besteht, hat vor einiger Zeit ein paar Journalisten aus dem Häuschen gebracht, weil die Waffe von den Durchleuchtungsanlagen der Flughäfen womöglich nicht mehr entdeckt werde – was einfach blühender Blödsinn ist. Schlitten, Lauf und ein Gutteil der Innenkomponenten sind aus Metall, und sollte auch das noch nicht reichen, lassen sich siebzehn Parabellumpatronen nur schlecht als Nachfüllpackungen für Lippenstifte ausgeben. Die Glock zeichnet sich durch ihre hohe Magazinkapazität bei niedrigem Gewicht aus, große Treffsicherheit und eine Verläßlichkeit, die ihresgleichen sucht. Weswegen keine Hausfrau, die etwas auf sich hält, die Glock 17 missen möchte. Ich spannte den Schlitten und schob eine Patrone ins Verschlußstück. Die Glock hat keine Sicherheitsrast. Sie zielen, drücken ab und rennen um Ihr Leben. Eine Waffe nach meinem Geschmack.
     
    Ich öffnete behutsam die Tür zum Flur, und es war kein Spaceshuttle. Es war ein kahler, weißer Flur, von dem sieben weitere Türen abgingen. Alle geschlossen. Am Ende des Flurs befand sich ein Fenster, durch das eine Skyline zu erkennen war, die zu fünfzig verschiedenen Städten paßte. Es war Tag.
    Wenn das Gebäude mal einem Zweck gedient hatte, dann erfüllte es ihn schon lange nicht mehr. Der Flur war schmutzig und von Abfall übersät – Pappkartons, Papierstapel, Müllsäcke, und in der Mitte lag ein Mountainbike ohne Räder.
    Nun ist die Aufklärung eines vom Feind gehaltenen Gebäudes strenggenommen ein Spiel für mindestens drei Spieler. Sechs sind ideal. Der Spieler links vom Geber checkt die Zimmer, zwei weitere unterstützen ihn dabei, und die anderen drei überwachen den Flur. So läuft das. Wenn Sie unbedingt allein spielen müssen, gelten andere Spielregeln. Sie öffnen in Zeitlupe jede Tür, achten dabei ständig auf Ihre Rückendeckung, linsen durch die Scharniere und brauchen für zehn Meter Flur etwa eine Stunde. Das können Sie in jedem Handbuch zu diesem Thema nachlesen.
    Ich habe bei Handbüchern nur immer das dumpfe Gefühl, daß der Bursche auf der Gegenseite sie auch gelesen hat.
    Ich rannte mit vorgehaltener Waffe volle Kanne im Zickzack den Flur hinab und stieß alle sieben Türen auf. Am anderen Ende warf ich mich unterm Fenster auf den Boden und stellte mich darauf ein, das Magazin auf jeden zu leeren, der den Kopf aus der Deckung streckte. Tat aber keiner.
    Dafür

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