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Bodin Lacht

Bodin Lacht

Titel: Bodin Lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Schenk
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nämlich mit dieser Geschichte nichts, aber auch gar nichts zu tun. Ja, sagte Liliane und wischte sich die feuchte Aussprache ab, habe auch nicht das Gegenteil behauptet. Sie wunderte sich, wie beruhigend – auch für sie selbst– ihre Stimme klang. Es stimmt, ich bin von der Polizei, oder war es, ich bin suspendiert worden, bin aber auch eine Freundin von Evelyn Gorda und suche weiter nach ihrem Mörder. Franz gab ein paar verachtende Laute von sich, bevor er einwarf: Willst du mich verarschen oder was? Ich weiß, setzte Liliane fort, dass Sie ihre Bekanntschaft gemacht haben und zwar über eine andere junge Frau, die Ihnen irrtümlich die Karte von Evelyn Gorda an einem schönen Aprilabend überreicht hat.
    Der Mann schüttelte den Kopf: Was ist das für eine ver-korkste Geschichte, ich habe diese Braut nicht umgebracht, habe nichts damit zu tun, das kann ich nur hundert Mal wiederholen.
    Möglich, sagte Liliane so sanft, dass sie sich fragte, ob diese Stimme wirklich zu ihr gehörte, möglich, sagte sie, dass Sie das bald wirklich hundert Mal wiederholen müssen.
    Sie schaute lächelnd auf den Mann, dessen Kopf, Hände, Rumpf in Bewegung gerieten. Sie wurde immer sicherer, dass dieser verunsicherte Mann mit den zuckenden Gesichtszügen, den nichtssagenden Klamotten, so unappetitlich er auch wirkte, kein Mörder sein konnte. Welche Rolle hatte er aber gespielt?
    Quatsch!, platzte Franz los. Ich weiß nicht, was du von mir willst. Und wieso bist du angeblich suspendiert?
    Wegen eines Fehlers im Dienst.
    Was für einen Fehler?
    Ich habe einen Verdächtigten gewarnt, dass seine Wohnung durchsucht werden sollte. Die Wahrheit, dachte sie, die Wahrheit ist meine einzige Taktik im Leben, meine Taktik ist eben, keine Taktik zu haben.
    Und warum erzählst du mir das?
    Ich will nur meine Situation für dich klarstellen. Ich bin nicht als Polizistin da. Vielleicht bin ich nie mehr eine Polizistin.
    Sie fühlte sich sehr wohl, als sie das sagte. Ja, vielleicht gäbe ihr diese Geschichte eine Chance, etwas ganz anderes zu machen, etwas, was sie schon vor Jahren gemacht hatte. Sie suchte, den fliehenden Blick des Typen einzufangen, dem ein trauriges Meckern entwich:
    Ahah, grinste er, und dafür suchst du jetzt einen Job? Dass ich nicht lache.
    Hast du einen Job für mich?
    Er hob genervt die Schulter, schien sich jetzt aber zu beruhigen: Warum wolltest du mich sehen, wenn du nicht mehr ermittelst?
    Ich habe es dir gesagt, Evelyn war meine Freundin, ich will wissen, was mit ihr passiert ist.
    Entweder bist du eine verdammte Lügnerin oder du spinnst total.
    Und Liliane konnte in seinem fast entspannten Gesicht lesen, dass er begann, ihr zu glauben.
    Wenn ich jetzt zum Präsidium zurückkehre und sage, der Mörder von Evelyn Gorda heißt Franz sowieso und ich habe ihn eben im Roten Ofen getroffen, dann bedeutet das vielleicht das Ende meines Ärgers mit dem Chef. Aber das ist genau, was ich nicht machen will. Ich glaube dir, dass du sie nicht umgebracht hast. Hilfst du mir?
    Dir helfen? Franz kam aus dem Staunen nicht heraus: Und was macht dich sicher, dass ich das nicht war?
    Ich glaube, Evelyn hatte ein Verhältnis mit ihrem Mörder, sie hätte nie ein Verhältnis mit einem Typen wie dir gehabt. Franz runzelte die Augenbrauen und rieb sich sie Nase. Er wusste anscheinend nicht so recht, ob er beleidigt oder erleichtert sein sollte. Ich habe deine Freundin nicht umgebracht, nuschelte er. Klar, sagte Liliane. Aber du hast sie einmal besucht. Ein einziges Mal, erwiderte Franz, na ja, sagen wir zwei Mal, ja, genau zwei Mal. Er trank sein Glas in einem Zug, während Liliane an der kleinen Kerze im Keramikständer fummelte; sie formte mit dem Finger kleine Einkerbungen in den warmen Wachsrand der Kerze. Franz schwieg jetzt und warf nervöse Blicke zur Theke hinüber. Ich bin Liliane Hoffmann, sagte sie, wie ist dein Nachname?
    Franz zögerte eine Sekunde, bevor er sich entschied: Sittig, sagte er, Franz Sittig. Sittig wie die Sitte, grinste Evelyn. Zeigst du mir deinen Ausweis? Ich weiß nicht, erwiderte er, warum ich mich mit dir unterhalte.
    Zeigst du mir deinen Ausweis?
    Du hast kein Recht, das zu verlangen. Du bist doch angeblich kein Bulle mehr, und von frustrierten Weibern wie dir nehme ich mich in Acht, weil …
    Richtig, schnitt ihm Liliane das Wort ab, ich bin völlig frustriert, und das macht böse und gefährlich, so eine

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