Bodycheck (German Edition)
spöttischen Tonfall zu unterdrücken. Wollte Toralf ihm jetzt seine schwulen Fantasien gestehen? «Wie gesagt: Da bin ich ganz auf deiner Seite. Volle Zustimmung.»
Aus irgendeinem Grund befriedigte diese Antwort Toralf nicht vollständig. Die Gesichtsröte wechselte in ein leichtes Stirnrunzeln, und mit zweifelndem Tonfall kam schon die nächste Frage: «Dann sind wir beiden vermutlich die einzigen Männer auf der Welt, die so denken.»
«Das glaube ich nun eher nicht», widersprach Manfred, «sagen wir mal so: Es gibt mehr Schwule, als du denkst. Aber du erkennst nur die, die deinem Klischee entsprechen.»
Toralf machte ein ungläubiges Gesicht. «Also ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier bei uns …», und dabei beschrieb er mit dem Zeigefinger einen Kreis um sich herum, «dass es hier solche männlichen Schwulen gibt. Ich kenne nur den einen oder anderen tuntigen Typ. So eine arme Sau, über die alle insgeheim schmunzeln. Die auf kein Fest gehen darf, weil sie sonst riskiert, was auf die Augen zu bekommen.»
«Und da mischst du dann auch mit?»
«Natürlich nicht, aber vielleicht meine Männer aus dem Golfklub.»
Nun versuchte Manfred, ihn vom Gegenteil zu überzeugen: «Ich wette, ein paar von den Studiobesuchern eben holen sich heute Abend auf uns beide einen runter.»
«Meinst du? Wie kommst du darauf?» Toralf schien beinahe erschrocken.
«Das sagt mir meine Intuition.»
«Erkennt ihr euch am Geruch oder was?» Toralf lachte.
«Nein, das ist einfach Beobachtungsgabe. Guck sie dir doch an, wie sie alle eitel sind und immer noch ein bisschen männlicher aussehen wollen.»
Toralf runzelte die Stirn. «Also sind alle, die auf ihr Aussehen achten, automatisch schwul?»
«Na ja, so einfach ist das nicht. Du musst auch auf Kleinigkeiten achten. Zum Beispiel der Trucker da hinten in der Ecke mit der Riesenportion Pommes und dem Bier. Ich wette, der ist schwul. Ständig schaut er heimlich zu uns rüber, beobachtet uns aus den Augenwinkeln.»
«Der sieht ja echt scheiße aus!»
«Tja …»
«Und was macht so ein beschissen aussehender Trucker in irgendeinem Kaff in Mecklenburg?»
«Meistens nix. Er passt sich an, heiratet vielleicht sogar. Denkt beim Vögeln und Wichsen an Kerle. Vielleicht hat er ganz selten ein Abenteuer mit einem Mann, dem es ähnlich geht, nutzt die Gelegenheit, wenn er fern von zu Hause ist. Oder er hält an einem Autobahnparkplatz und guckt, was da so läuft.» Einen Moment zögerte Manfred und ergänzte dann: «Was würdest du denn an seiner Stelle machen?»
Toralf stand abrupt auf und ging in Richtung Auto. Manfred folgte ihm und überlegte, ob er zu weit gegangen war. Kannte Toralf sich etwa auf Autobahnparkplätzen aus? Worin kannte Toralf sich überhaupt aus? Und vor allem: Was wollte er wirklich? Oh je, nun schaute Toralf im Vorbeigehen auch noch ungeniert zum Trucker hin. Dem blieb das nicht verborgen. Als sie ins Auto stiegen, kam der Trucker hinterher.
«Nun mach hier mal schnell den Abflug», drängte Manfred, «du hast den Trucker angelockt.»
«Was?» Toralf gab sich verständnislos, ließ aber den Motor an und rauschte mit viel Gas vom Parkplatz. Im Rückspiegel sah er den Trucker enttäuscht die Arme heben. «Ich glaub es einfach nicht. Hat der gemeint, dass ich was von ihm will?»
«Genau das.»
«Da gibt’s wohl noch ’ne Menge Dinge, von denen ich nichts weiß», stellte Toralf fest, während sie Parchim wieder verließen.
«Sieh mal an.»
Auf der Rückfahrt blieb die Musik ausgeschaltet. Nach einer Weile fragte Toralf unvermittelt: «Findest du mich eigentlich erotisch?» Dieses Mal veränderte sich seine Gesichtsfarbe nicht.
«Was für eine Frage», Manfred rieb sich die Nase, «sicher finde ich dich erotisch. Hast du damit Probleme?» Manfred überlegte, ob er mit dieser Antwort zu weit gegangen war. Doch wer so fragt, will auch eine richtige Antwort. Er überlegte noch, ob er die gleiche Frage an Toralf richten sollte, da nahm der den Fuß vom Gas. Der Golf hielt in einer Waldeinfahrt, und Toralf sah Manfred an. Es schien, als würde er innerlich eine Frage formulieren, die über die Lippen zu bringen ihm noch Schwierigkeiten bereitete. Manfred ließ ihm Zeit.
Nach einer Weile setzte Toralf an: «Noch eine Frage, oder besser eine Bitte. Also eigentlich ein Vorschlag.»
«Ja …?»
«Also ich meine, ich … Hast du nicht Lust … wie wäre es mit einem Ringkampf? Hier vorn am Waldrand? Nur so zum Kräftemessen.»
Jetzt, wo es raus war, kam
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