Bodycheck (German Edition)
nicht dran gedacht, dass im Osten alle Frühaufsteher sind.»
«Macht nichts, Junge. Wirst schon nicht verhungern.»
Eberhards ältester Sohn Sascha kam herein, kaum jünger als Manfred. «Stör ich euch beiden?»
«Überhaupt nicht, setz dich doch», bat Mama.
«Es heißt, du hast gestern Abend im Gasthof für Ordnung gesorgt?» Sascha klopfte Manfred auf die Schulter, während er Platz nahm.
«Wie find ich das denn? Du weißt schon Bescheid?»
«Das hier ist Kleinow, nicht Hamburg», erwiderte Sascha.
«Ja, leider.»
«Na, wenigstens sprichst du schon die Sprache der Einheimischen. Unsereiner muss sich ja an die Vorschriften halten. Zuschlagen ist da nicht drin.»
«Wieso unsereiner?»
«Sascha und Mischa sind beide bei der Kripo», warf Mama ein.
Auch das noch. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm, dachte Manfred für sich, hielt aber den Mund.
«Manchmal wäre es besser, die Sprache der Einheimischen sprechen zu dürfen.» Sascha ließ nicht locker.
«Ja, dann muss man dazu aber auch die körperlichen Voraussetzungen mitbringen.» Diese Bemerkung konnte Manfred sich nicht verkneifen. «Manche von deinen Kollegen sehen nicht sehr furchterregend aus.»
«Da hast du leider recht. Die trainieren lieber Squash statt Ju-Jutsu. Deine Mutter sagt, du bist Ringer?»
Was Mama wieder alles erzählt hatte … Dieser Sascha war reichlich neugierig. Vielleicht berufsbedingt. «Stimmt, aber nur spaßeshalber», bestätigte Manfred.
«Hab ich bei der Armee auch eine Zeit lang gemacht. Wollen wir draußen auf dem Rasen mal ein Match austragen? Das wäre was für meine Jungs: Papa gegen Onkel Manfred.»
Manfred sah sich genötigt, den Polizistensohn zu bremsen: «Was wird dein Vater dazu sagen? Nicht dass er dich noch für schwul hält!?»
«Da steh ich doch drüber. Lass erst einmal dein Frühstück sacken, dann sehen wir weiter.»
Manfred fragte sich, ob ein Ringkampf mit Sascha wohl eine so gute Idee sei. Immerhin musste er Sascha zugutehalten, dass er keine Berührungsängste hatte. Mit Rücksicht auf dessen Söhne würde er Sascha allerdings gewinnen lassen müssen. Schließlich erlöste ihn seine Mutter.
«Manfred, denk daran, dass du mir einen Gefallen tun wolltest.»
«Ja, Mama. Hab ich nicht vergessen. Arbeitsklamotten liegen im Auto. Wann soll’s losgehen?»
«Du kannst gleich rübergehen, es ist das Haus mit den vielen Stockrosen im Vorgarten!»
Manfred zog sich rasch um. Die Stockrosen waren tatsächlich nicht zu übersehen. Er klopfte, und eine Frau in Mamas Alter öffnete.
«Bist du Manfred?»
Er nickte.
«Kleinen Moment, mein Junge kommt gleich. Nett, dass du uns hilfst. Komm rein.»
Manfred betrat das Haus. Im selben Moment erschien der Glatzkopf von letzter Nacht auf der Treppe. Ein Lichtstrahl fiel von oben auf ihn herab. Die beiden Ohren schienen zu leuchten.
«Ich glaub’s ja nicht.» Manfred war ehrlich erstaunt.
«Na ja, ich wusste es ja schon gestern. Aber ich dachte mir: Lass ihm mal die Überraschung.»
«Die ist dir allerdings voll gelungen.»
«Kennt ihr euch?», mischte Hertha sich ein.
«Nur flüchtig», gab Manfred zu.
«Er hat gestern Abend Marko die Nase platt gemacht», berichtete Toralf.
«Ich kann Typen nicht ab, die sich an Frauen vergreifen. Dieser Marko hat Verena gegen den Tresen gestoßen. Da war es nur fair, ihm eine reinzuhauen», rechtfertigte sich Manfred.
Hertha gab ihm recht: «Also ich mochte Marko noch nie. Toralf gibt sich immer mit diesen Typen ab. Wenn ich so jung wäre wie er, würde ich hier alles stehen und liegen lassen und abhauen.»
«Mama!» Toralf rollte mit den Augen.
«Fangen wir an?», schlug Manfred vor, bevor Toralf die Mutter-Sohn-Debatte peinlich werden konnte. Solche Diskussionen waren ihm nicht unbekannt. In der Regel erwiesen sie sich als fruchtlos.
«Gern», freute sich Toralf, «aufgelattet ist schon.»
«Ich bin ein bisschen aus der Übung, am besten, du stehst oben und deckst ein, und ich trag die Pfannen hoch», schlug Manfred vor.
«Heißt das etwa, du willst die ganze Schlepperei übernehmen?»
Manfred beruhigte ihn: «Besser ist das so. Dann weißt du wenigstens, dass es richtig gemacht wurde.»
«Na ja, meinetwegen.»
Leichte Wolkenschleier verdeckten die Sonne, doch die Luft war recht warm. Nach kurzer Zeit hatte sich Maltes blaues Kapuzenshirt mit Schweiß vollgesogen. Manfred zog es aus und arbeitete mit freiem Oberkörper weiter. Toralf folgte dem Beispiel. Nach zwei Stunden Plackerei gönnten die
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