Bodycheck (German Edition)
Toralf regelrecht in Fahrt, und die Schüchternheit verflog. Soso, dachte Manfred, der will den Körperkontakt. Wieso eigentlich nicht? Schlimmstenfalls mündete das Ganze in ein lächerliches Abenteuer mit einem zugegebenermaßen gut aussehenden, aber offensichtlich verklemmten Dörfler aus dem Osten.
«Was ist? Hast du Angst?»
«Genau, Angst, dass es für dich schnell vorbei sein könnte.»
«Das käme auf einen Versuch an.»
Toralf lenkte den Golf vorsichtig in den schnurgeraden staubigen Waldweg. Eine Weile fuhren sie im Schritttempo dahin, dann hielt er an einer Lichtung. Manfred schlug vor, die Trainingsklamotten wieder anzuziehen.
Toralf hatte etwas andere Vorstellungen: «Mit freiem Oberkörper würd’ ich’s besser finden.»
«Warum nicht. Aber pass auf, das kann hässliche blaue Flecken und sogar Schürfwunden geben, wenn Hautflächen aneinanderkleben.»
«Aha. Na, du kennst dich ja aus.»
Dann standen sie sich gegenüber, leicht gebückt und zunächst zögernd. Manfred hielt sich bewusst zurück. Gewiss, dieser Toralf war schon ziemlich ansehnlich mit seiner Muskelmasse. Vermutlich war er ihm an Körperkraft deutlich überlegen und hatte sicher auch Erfahrung mit Schlägereien bei Dorffesten.
Toralf ging etwas zu hitzig zum Angriff über. Routiniert wich Manfred aus, setzte noch einen Schulterwurf an, und Toralf kugelte zu Boden. Wortlos rappelte der sich auf und stürzte sich wieder auf Manfred. So ging das eine Weile hin und her, bis Manfred beschloss, Toralf zu Fall zu bringen, um die Rauferei am Boden fortzusetzen. Bodenkämpfe waren zwar anstrengender, aber dafür umso erregender. Kurz darauf wälzten sie sich schwitzend im Gras.
Am Boden schwanden Toralfs Kräfte rasch. Darauf hatte Manfred gewartet. Mit geübten Bewegungen drückte er Toralf auf den Rücken und fixierte ihn in dieser Lage. Toralf bemühte sich noch eine Weile, aus dem Griff herauszukommen, doch das kostete ihn noch mehr Kraft. Sein Widerstand erlahmte. Manfred entging nicht die Beule, die sich in seiner Trainingshose abzeichnete. Kein Zweifel, der Bodybuilder hatte eine Erektion.
Normalerweise würde er sich jetzt so auf den Kontrahenten wälzen, dass ihre steifen Schwänze sich berührten. Er würde nach oben rücken, sich auf die Brust des Besiegten setzen und ihm die Beule ins Gesicht drücken. Anschließend liefe dann alles von allein.
«Ergib dich!» Manfred sah Toralf lachend an und kam dabei dessen schwitzendem Gesicht so nahe, dass er jeden Atemzug spüren konnte. Er blies sanft in Toralfs Gesicht.
«Gebongt, du hast gewonnen. Dieses Mal», gestand Toralf.
«Nächstes Mal auch, jedenfalls, wenn du deine Technik nicht verbesserst.»
«Kannst sie mir ja beibringen.»
Keuchend lagen sie eine Weile nebeneinander auf dem Rücken und schauten in den Himmel.
Manfred drehte den Kopf Toralf zu. Die austrainierte Brust bewegte sich im Takt der Atemzüge. Im Sonnenlicht schimmerte die Haut matt, kein Härchen störte die gleichmäßige Oberfläche. Er rasiert sich, dachte Manfred und suchte nach Hautunreinheiten, nach Pickeln als Beweis für den vermuteten Anabolikamissbrauch. Doch da war nichts. Er verspürte das unbändige Verlangen, die Brustwarzen zu berühren, zu spüren, wie sie unter seinen Fingern hart wurden. Ja, er wollte diesen Dörfler haben. Am liebsten hier, jetzt und sofort, gleich auf der Lichtung.
Toralf lag neben ihm und blickte nachdenklich den vorbeiziehenden Wolken nach.
«Woran denkst du jetzt?», unterbrach Manfred nach einer Weile das Schweigen.
«Bin grad ganz woanders.»
«Das hab ich gemerkt.»
«Frage mich gerade, ob ich ewig hierbleiben soll, ob ich ewig als Dachdeckergeselle über die Dörfer tingel. Oder alles hinschmeiße und noch mal was ganz anderes mache. Und dann denke ich wieder, dass ich froh sein sollte, weil ich es ja ganz passabel getroffen habe. Freundin, Job und so weiter. Außerdem bin ich auch gern hier. Dir kommt Kleinow vermutlich wie ein blödes Kaff vor, es ist nur so: Ich hänge daran.»
«Was hättest du denn vor?»
«Na ja, wenigstens beruflich weiterkommen. Meisterschule zum Beispiel. Aber das kostet eine Menge Kohle. Ich könnte während der Zeit nur wenig arbeiten, müsste viel fahren oder bräuchte eine Wohnung woanders, und und und … Glaubst du, ich bin irgendwie undankbar?»
«Quatsch! Wenn du was ändern willst, dann tu es, bevor du dreißig wirst. Andernfalls wirst du es später immer bereuen.»
«Warum arbeitest du eigentlich nicht als
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