Bodyfinder - Das Echo der Toten
leid.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das schon mal gesagt hast«, gab er grinsend zurück.
Sie lächelte und wünschte so sehr, er würde sie noch einmal berühren. Sie hoffte, er könnte auch das in ihrem Gesicht lesen. »Ich möchte einfach nicht, dass das zwischen uns steht«, flüsterte sie.
»Ich weiß.« Er fasste ihre Hand. Wie beiläufig verschränkte er seine Finger mit ihren.
Violet lehnte sich an ihn und dann küsste er sie. Sanft. Weich. Nicht auf den Mund, wie sie es sich schon so oft vorgestellt hatte, sondern auf die Stirn.
Vielleicht war das ein Anfang …
ADRENALIN
Jede Jagd war so einzigartig wie das Mädchen selbst
.
Es sollte möglichst keines auf genau die gleiche Weise entfernt werden wie ein anderes. Auch sollten sie nicht aus ein und derselben Gegend stammen
.
Aber er konnte sich nicht mehr allzu weit von seinem Arbeitsplatz entfernen, denn es fiel bereits auf, dass er häufiger von der Arbeit fernblieb. Deshalb war er gezwungen, in der Nähe seines Lebensumfeldes zu jagen, was bedeutete, dass er mehr Vorkehrungen treffen musste als früher. Er musste gewissenhafter sein. Peinlich genau arbeiten
.
Nicht, dass er früher schlampig gewesen wäre. Er war niemals schlampig, das verstieß gegen seine Grundsätze
.
Er strich mit dem Finger über die rasiermesserscharfe Klinge seines Marinemessers. Er wusste, dass er es nicht zu benutzen brauchte, der Anblick der Waffe machte den Mädchen solche Angst, dass sie keinerlei Widerstand leisteten
.
Er steckte das Messer zu dem Klebeband und den Kabelbindern in seine »Aktentasche«, eine unscheinbare Reisetasche, die er auf der Jagd immer dabeihatte. Dann schaute er ein letztes Mal in den Spiegel, bevor er zur Tür hinausging
.
Die Jagd war eröffnet
.
Um Viertel nach zwölf war seine Stimmung auf dem Tiefpunkt
.
Keine einzige vielversprechende Kandidatin hatte er nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße entdeckt
.
Er hatte schon befürchtet, dass es so kommen würde
.
Seit sich das Verschwinden der Mädchen herumgesprochen hatte, behielten die Eltern ihre Töchter besser im Auge
.
Aber es gab immer eine Ausnahme
…
Er wollte schon aufgeben, als er sie entdeckte. Sie überquerte die dunkle Straße. Allein. Und hübsch
.
Er verlor keine Zeit
.
»Kann ich Sie mitnehmen?«, fragte er durch das heruntergelassene Fenster. Er fuhr jetzt langsam neben ihr her
.
»Schon gut«, sagte sie und schaute nur ganz kurz zu ihm. »Ich wohne hier in der Straße.«
»Mir macht es gar nichts aus. Es wäre mir sogar lieber, wenn ich Sie mitnehmen dürfte.«
Sie ging etwas langsamer, blieb jedoch nicht stehen. Er spürte, dass sie zögerte, aber nicht genug, also fügte er hinzu: »Was hier in letzter Zeit alles passiert ist … Sie wissen schon, die Mädchen, die man gefunden hat.« Er ließ den Satz in der Luft hängen und hoffte, dass er seine Wirkung nicht verfehlte, doch er hatte das Mädchen falsch eingeschätzt
.
Sie sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an und beschleunigte ihre Schritte. Unwillkürlich fragte er sich, was sie in ihm erkannt hatte und was die anderen nicht gesehen hatten
.
Nervös suchte sie nach etwas in ihrer Tasche. Dann wurde sie fündig und hielt plötzlich ihr Mobiltelefon in der Hand
.
Sie wollte Hilfe rufen
.
Das konnte er nicht zulassen, aber wenn er sie aufhalten wollte, musste er schnell handeln
.
Er stieg auf die Bremse, schaltete in den Leerlauf und ließ den Motor laufen. Doch ehe er aus dem Wagen war, rannte das Mädchen los
.
Das kleine Biest war schnell!
Er stürmte hinter ihr her, seine schweren Stiefel hallten auf dem Pflaster wider. Den Vorsprung, den sie hatte, konnte er leicht wettmachen
.
Er packte sie von hinten und hörte sie schreien, als er sie mit seinem Gewicht zu Boden warf und ihr die Luft aus der Lunge presste. Das Mobiltelefon schlitterte über den Asphalt
.
Noch bevor sie zu Atem kam, drückte er die Hand auf ihren Mund
.
Dann hielt er nach möglichen Zeugen Ausschau
.
Hatte er einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen?
Aber sie waren immer noch allein. Nur sie beide
.
Sie wehrte sich, versuchte sich zu befreien. Er verstärkte seinen Griff und bald schon hing sie wie eine Stoffpuppe in seinen Armen
.
Mit einer schnellen Bewegung sprang er auf und zerrte sie mit sich zum Wagen, der mit seinen angeschalteten Scheinwerfern schon von Weitem zu sehen war
.
Er war wütend auf das Mädchen. Sie hätte nicht weglaufen dürfen. Das gehörte nicht zum Plan
.
Sie hatte
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