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Bodyfinder - Das Echo der Toten

Bodyfinder - Das Echo der Toten

Titel: Bodyfinder - Das Echo der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Derting
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den Schlaf festzuhalten. Sie war ruhelos, ihre Träume waren zerstückelt und verstörend.
    Mitten in der tiefsten Dunkelheit fühlte sich plötzlich alles verkehrt an. Sie hätte nicht sagen können, was sie so bedrückte, aber es war da, ein namenloser Kummer, der über ihr lauerte und sie hilflos machte.
    Zum Teil hatten diese unliebsamen Gefühle mit Jay zu tun. Aber das war es nicht allein. Kurz dachte sie, Carl wäre die Ursache ihrer nächtliche Unruhe. Aber von dem Kater fehlte jede Spur.
    Um kurz nach sechs, als die Sonne durch die Dämmerung brach und sich anschickte, den Himmel zu erobern, gab Violet sich geschlagen. Jetzt gab es nur eins, das sie tun konnte, um ihre wirren Gedanken zu ordnen.
    Schnell und leise schlüpfte sie in Shorts und T-Shirt und zog einen Kapuzenpulli über. Es versprach zwar ein warmer Septembertag zu werden, aber zu dieser frühen Stunde war die Luft noch feucht und kühl.
    Auf Zehenspitzen schlich sie aus dem Haus. Als sie an der Küche vorbeikam, entdeckte sie Carl, der es sich auf der Fensterbank bequem gemacht hatte. Zu Violets Erleichterung war der Geruch, den er ausströmte, schon schwächer geworden.
    Beim Rausgehen sog Violet die taufeuchte Luft ein, während sie die In-Ear-Kopfhörer ihres iPods in die Ohren steckte.
    Dann sprang sie von der Veranda und lief los – zunächst langsam, in gleichmäßigem Schritt. Sie gab sich dem sanften Rhythmus ihrer Füße hin und ließ sich den Kopf durchpusten, während sie ihren Atem dem Tempo anpasste.
    Am Ende der Straße verließ sie den Asphalt und bog links in einen Schotterweg ein, der zwischen hohen Zedern und Tannen verlief. Sie spürte das Knirschen des Kies unter ihren Turnschuhen und das Vibrieren ihrer Beinmuskeln.
    Wie üblich führte ihr Weg sie auf eine Lichtung, von der aus sie die weiten Wiesen überblicken konnte, an deren Ende sich der Mount Rainier gegen den Himmel abhob. Sie atmete tief ein.
    Violet hatte den majestätischen weißen Gipfel hoch über der Bergkette schon unzählige Male gesehen, doch der Anblick wurde ihr nie langweilig. Der große Mount Rainier ließ die kleineren Berge um ihn herum winzig erscheinen. Es sah beinahe so aus, als würde er über ihnen schweben.
    Nur selten bekam Violet den Mount Rainier wie an diesem Morgen in seiner vollen Pracht zu Gesicht. Oft war er in dichten Nebel eingehüllt. In einer Gegend, in der sich die Sonne nur selten zeigte, war das nicht ungewöhnlich. Violet kannte es nicht anders. Sie war in Buckley geboren und aufgewachsen, einem kleinen Städtchen am Rand der Kaskadenkette, die den Westen Washingtons vom Osten trennte.
    So lange wie möglich lief Violet im Schatten des Berges, bis der Weg wieder nach links abbog und sich durch das saftige grüne Weideland schlängelte.
    Ihre Stimmung hatte sich schlagartig gebessert, und das ungute Gefühl, das über ihr geschwebt hatte, war verflogen. Jetzt fühlte sie sich klarer und ruhiger.
    Sie fiel in einen leichten Schritt, ließ die Gedanken schweifen, gab sich ganz der Musik und dem gleichmäßigenRhythmus ihres Körpers hin, konzentrierte sich auf die perfekt aufeinander abgestimmten Bewegungen ihrer Muskeln.
    Doch plötzlich schob sich eine Erinnerung wie eine dunkle Wolke in ihr Bewusstsein. Als sie acht Jahre alt gewesen war, hatte sie genau in diesem Teil des Waldes die Leiche eines Mädchens entdeckt.
    Emilee Marquez war erst vierzehn gewesen, als sie auf dem Weg von der Schule nach Hause entführt, ermordet und dann hier vergraben worden war.
    Der Drang, Emilee zu finden, war für Violet nahezu überwältigend gewesen. Über den Grund dafür hatte Violet schon oft gerätselt.
    Vielleicht weil das Mädchen noch nicht so lange tot gewesen oder weil sie so grausam ermordet worden war. Oder, noch schlimmer, dachte Violet, weil sie sich, während sie starb, bewusst gewesen war, was mit ihr geschah. Hatte sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation erfasst? War die Erinnerung an diese schreckliche Gewissheit als Echo in ihren Körper eingebrannt?
    Der Mord an dem Mädchen war nicht aufgeklärt worden, doch nie würde Violet den Klang vergessen, diese eindringliche Stimme, die sie zu dem toten Mädchen hingezogen hatte.
    In ihren Albträumen lief sie dem Mörder manchmal im Supermarkt oder im Einkaufszentrum in die Arme, ihnwürde das Zeichen von Emilees Tod für immer wie ein namenloser Schatten begleiten.
    Violet seufzte und verlangsamte das Tempo, um den dicken Kapuzenpulli auszuziehen, unter dem ihr inzwischen sehr warm

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