Böse Dinge geschehen
Hängebacken. Er sagte: »Detective Waishkey, nicht wahr?«
»Detective Denham«, sagte sie. »Wie lange sind Sie schon hier?«
Er sah auf seine Uhr. »Beinahe vier Stunden«, sagte er. »Ich wollte zu irgendetwas nützlich sein und trotzdem niemandem im Weg herumstehen. Da dachte ich, es wäre eine gute Idee, Malones Haus zu observieren.«
Elizabeth blinzelte, als sie Loogans echten Namen hörte. Sie blickte durch die Windschutzscheibe auf den Fahrersitz und entdeckte den üblichen Unrat, der bei einer Überwachung anfiel: eine große Thermosflasche und ein halb gegessenes Sandwich, eine zusammengefaltete Zeitung mit einem fast vollständig ausgefüllten Kreuzworträtsel. Kein Anzeichen für eine Waffe, und Denham schien unter seiner Anzugjacke auch kein Halfter zu tragen.
»Sie müssen sich keine Sorgen machen«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Ich habe keine Waffe. Seit ich in Pension bin, trage ich keine mehr bei mir. Ich habe nicht vor, irgendwelche High-Noon-Nummern abzuziehen. Wenn ich Malone entdecke, mache ich Meldung.« Er ließ ein Handy sehen und schob es wieder in die Tasche. »Technik«, sagte er. »Als ich jung war, hatten wir Funk und Schlagstöcke. Heute habt Ihr Elektroschocker und Handys.«
Er deutete mit dem Kinn auf Loogans Veranda. »Mit wem haben Sie denn da gesprochen, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
»Mit McCaleb, dem Boss«, sagte Elizabeth. »Und davor mit |288| Loogan – oder Malone, wie Sie wollen. Ich versuche, ihn herzulocken. Aber er hat seine eigenen Pläne. Er glaubt, er kann herausfinden, wer Michael Beccanti wirklich erstochen hat, und er glaubt, dass er dann auch weiß, wer Tom Kristoll ermordet hat.«
»Glauben Sie ihm, wenn er behauptet, er sei nicht derjenige, der seinen Kumpel Beccanti erstochen hat?«
»Ja. Obwohl ich damit in unserem Dezernat zur Minderheit gehöre, besonders seit Sie aufgetaucht sind und wir von Jimmy Wade Peltier erfahren haben.«
Denham holte eine Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche, schüttelte eine heraus, zündete sie aber nicht an. »Es wird Sie vielleicht überraschen«, sagte er, »aber ich neige dazu, Ihnen zuzustimmen. Wie ich gestern schon gesagt habe, ich hätte nie erwartet, Darrell Malone in solch einem Schlamassel wiederzufinden. Ich glaube nicht, dass er ein gewalttätiger Mensch ist, jedenfalls nicht im Kern. Was an jenem Abend passiert ist – da oben auf dem Parkdeck –, das war ein unglücklicher Zufall. Peltier hat ihn provoziert.«
Elizabeth sah zu, wie er die Zigarette zwischen seinem Finger und dem Daumen hin und her rollte, sie betrachtete und wieder in die Packung steckte.
»Glauben Sie, dass Sie die wahre Geschichte kennen?«, sagte sie. »Wissen Sie, was in jener Nacht vorgefallen ist?«
»Was meinen Sie?«
»Ich habe Ihren Bericht gehört und ich habe die Akte gelesen. Loogan – Malone – hat Peltier niedergestochen, und Peltier ist zu Boden gegangen. Er war nicht länger eine Bedrohung. Malone ist losgelaufen, um Hilfe anzufordern. Dann ist er zurückgekommen und hat für alle Fälle noch ein paar Mal auf Peltier eingestochen. Glauben Sie wirklich, dass das so geschehen ist?«
Denham wandte sein Gesicht dem dunklen Himmel zu und dachte über die Frage nach. »Das ist die Geschichte, die Malone erzählt hat, und die Verletzungen passen dazu. Was wäre denn die Alternative?«
|289| »Na ja, mir kam noch einmal in den Sinn, dass da oben schließlich nicht nur die beiden waren«, sagte Elizabeth. »Da war noch diese Frau – Charlotte Rittenour. Sie war eine Weile bewusstlos, aber nehmen wir mal an, sie wurde wieder wach, während Malone Hilfe anforderte. Und Peltier liegt ganz in ihrer Nähe, das Messer in ihm. Sie ist orientierungslos, verängstigt. Vielleicht bewegt er sich. Sie nimmt das Messer und sticht auf ihn ein.«
»Und dann nimmt Malone alles auf sich?«
»Er gibt sich selbstlos«, sagte Elizabeth. »Er denkt, dass sie schon genug durchgemacht hat.«
Denham sah sie müde an. »Es wäre vielleicht leichter zu ertragen, wenn es so geschehen wäre. Aber wir haben Charlotte Rittenour verhört, und wir haben Malone auf jede nur erdenkliche Weise befragt. Seine Geschichte war immer dieselbe. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es nicht so passiert ist, wie er es uns erzählt hat.«
»Sie mögen ihn – Malone«, sagte er, und seine Stimme wurde tiefer. Elizabeth hörte das Mitgefühl darin. »Das ist keine Schande. Ich mochte ihn auch. Ich glaube, dass er auf seine
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