Böse Dinge geschehen
rausgeschickt. Und ich habe überall nachgehakt, wie Sie vorgeschlagen haben – habe gefragt, ob irgendjemand unter dem Namen Ted Carmady eingecheckt hat. Ich habe in jedem Hotel in der Stadt und in einer ganzen Reihe Hotels in Detroit und Umgebung angerufen. Bislang ohne Erfolg. Ich versuche es weiter.«
»Danke, Alice. Aber er ist sicher intelligent genug, um sich neue Pseudonyme auszudenken. Lassen Sie sich deshalb nicht von Ihrer anderen Arbeit ablenken.«
»Kein Problem. Ich wünschte, ich könnte Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein.«
Elizabeth kämmte sich mit den Fingern durch ihr Haar. »Sie könnten mir bei Wrentmores Post helfen, wenn Sie wollen.« Sie griff nach einer seiner Kreditkartenabrechnungen. »Bislang habe ich nur herausgekriegt, dass der Mann Benzin und Lebensmittel eingekauft hat und ab und zu ins Restaurant gegangen ist – wo er, allem Anschein nach, allein gegessen hat.«
Sie hatte seine Post auf zwei Haufen verteilt. Einen davon legte sie auf Shans Schreibtisch. »Das ist der Teil, den ich bereits durchgesehen habe«, sagte sie. »Schauen Sie doch mal, ob Ihnen irgendetwas auffällt.«
Alice ließ sich auf Shans Schreibtischstuhl nieder und begann zu arbeiten, wobei sie über jeder Sendung brütete, als könnte sie |283| sie zu einem verborgenen Schatz führen. Sie war immer noch da, als sich Elizabeth um fünf Uhr verabschiedete.
Unter dem tiefblauen Himmel ging Elizabeth die Treppe vor der City Hall hinunter. Auf dem Weg zum Parkplatz überlegte sie, Einkäufe zu machen und zu ihrer Tochter nach Hause zu fahren.
Sie ließ den Parkplatz hinter sich und fuhr auf der Main Street in südlicher Richtung. Von den Straßenlaternen hingen Werbebanner. Studenten standen rauchend vor den Geschäften in der Innenstadt. Eine Weile rollte sie im Rushhour-Verkehr mit und dann, ohne dass sie es eigentlich vorgehabt hätte, fuhr sie plötzlich in westlicher Richtung auf das Viertel zu, in dem David Loogan wohnte. Sie fand seine Straße und parkte vor seinem Haus. Auf der Haustür prangte ein X aus gelbem Klebeband der Polizei.
Sie stieg aus, ging auf das Haus zu und stieg die Stufen der vorderen Veranda hinauf – langsame, dumpfe Schritte auf den Holzdielen. Sie stellte sich neben die Verandaschaukel, holte ihr Telefon heraus und drückte die Ziffern von Loogans Nummer. Eigentlich rechnete sie damit, wieder seine Mailbox zu erreichen.
Beim zweiten Klingeln war Loogan dran. »Detective Waishkey«, sagte er. »Sie haben mich erschreckt. Ich wollte gerade meine Mailbox abhören.«
Jetzt, wo sie ihn endlich erreicht hatte, wusste sie gar nicht mehr so genau, was sie sagen sollte. Sie saß auf der Verandaschaukel, lehnte sich zurück und stellte einen Fuß auf das Geländer.
»Wo sind Sie?«, fragte sie ihn.
»Sie sind immer so optimistisch«, spottete er. »Irgendwann sage ich es Ihnen.«
»Ich wünschte, Sie täten es.«
»Ich frage mich, was dann wohl passieren würde«, meinte er. »Würden Sie eine Horde von Streifenwagen mit kreischenden |284| Sirenen auf mich loslassen? Und wenn ich Ihnen nun erzählen würde, dass ich auf dem Friedhof bin und am Zaun stehe, wie an dem Tag, als Tom begraben wurde –«
Sie verstärkte nur ein wenig den Druck ihres Fußes am Geländer und setzte damit die Verandaschaukel in Bewegung. »Ich würde keine Streifenwagen losschicken. Aber ich glaube nicht, dass Sie dort sind.«
»Bin ich auch nicht. Wie laufen die Ermittlungen? Haben Sie mit Sandy Vogel gesprochen? Haben Sie sie gefragt, ob sie irgendjemandem erzählt hat, dass sie Beccanti in Toms Büro gesehen hat?«
»Ja.«
»Und was hat sie gesagt?«
Sie gab sich der schaukelnden Bewegung hin. »Ich fürchte, das ist Teil einer laufenden Ermittlung. Ich würde es Ihnen ja gern erzählen, aber de facto darf ich das nicht. Ich wäre unter Umständen bereit, diese Regeln etwas großzügiger auszulegen, aber nur, wenn Sie mir im Gegenzug auch etwas erzählen.«
»Und das wäre?«
»Zum Beispiel, wo Sean Wrentmore begraben liegt.«
»Das ist schon sehr viel.«
»Dann lassen Sie uns etwas kleiner anfangen. Liegt er im Park am Huron River begraben?«
»Nein. Wie kommen Sie denn darauf?«
»Jemand hat dort heute einen Schuh im Wald entdeckt. Er passte ungefähr zu seiner Schuhgröße.«
»Nein, nein, dort liegt er nicht. Damit verschwenden Sie nur Ihre Zeit.«
»Das habe ich bereits«, sagte sie. »Und zwar einen Großteil meines Nachmittags. Drei andere Detectives, ein Polizeihund und
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