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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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Weise ein ehrenhafter Mensch ist. Aber es steht überhaupt nicht in Frage, was er Jimmy Peltier angetan hat.«
     
    Loogan ging durch die leere Eingangshalle und nahm den Fahrstuhl in den fünften Stock. Die Tür öffnete sich, und ein Mann mit einer Aktentasche stand da und wartete. Eine Sekunde lang erstarrte Loogan, aber der Mann warf ihm einen gelangweilten Blick zu und machte Platz, um ihn vorbeizulassen.
    Loogan hielt den Schlüssel bereit, als er die Eingangstür zu
Gray Streets
erreichte. Er lauschte einen Moment lang, das Ohr an der Milchglasscheibe. Kein Geräusch und kein Licht von drinnen.
    Er drehte den Schlüssel im Schloss, ging hinein und verschloss die Tür hinter sich. Er schob seine Brille in die Tasche, ging zu |290| Sandy Vogels Schreibtisch und knipste ihre Lampe an. Ein Haufen Umschläge lag auf ihrer Schreibunterlage: Geschichten von ehrgeizigen Autoren, unaufgefordert eingesandt und vermutlich auch nicht zu veröffentlichen.
    Am Rand der Schreibunterlage lag ein in Leder eingebundenes Notizbuch: Sandys Tagesplaner. Loogan schlug ihn auf und schaute sich ein paar der Einträge an. Viele waren rein persönlicher Art – ein Elternabend an der Schule ihrer Tochter, die Notiz, dass sie ihren Sohn von der Bandprobe abholen musste. Aus Neugierde blätterte Loogan zu dem Tag zurück, an dem Tom Kristoll gestorben war. Ihm wurden keine dunklen Geheimnisse offenbart. Er blätterte vor und stieß auf einen Eintrag für Samstag, den 7.   November. Morgen.
Brunch um 11 mit dem Beirat bei LK.
    Er klappte das Notizbuch zu, rollte mit dem Stuhl vom Schreibtisch weg und drehte sich nachdenklich im Kreis. Einen Augenblick später tippte er die Leertaste auf Sandys Computer an und sah zu, wie der Bildschirm zum Leben erwachte. Zehn Minuten später hatte er, was er brauchte, und saß schon wieder in seinem Wagen auf dem Weg aus der Stadt hinaus.
     
    Der Vollmond schien über ihr, als Elizabeth auf die Straße einbog.
    Sie hatte etwas Zeit mit Denham verbracht und Geschichten ausgetauscht, und dann hatte sie ihn an Loogans Haus zurückgelassen. Er versprach, nicht sehr viel länger dortzubleiben, er würde sich etwas zu essen besorgen und sich ausruhen.
    Sie hatte ihr Fenster ein paar Zentimeter heruntergelassen, als sie, kaum Gas gebend, ihre Straße entlangrollte. Eine kühle Brise verfing sich in ihrem Haar. Sie sah ihr Haus in der Ferne: den Umriss der Ulme davor, das Licht auf der Veranda, die von den Erkern, den Trägern und dem Geländer gerahmt wurde. Im Licht waren Gestalten zu sehen. Eine davon war Sarah, die andere unverkennbar männlich. Sie wusste sofort, dass das nicht |291| Loogan war. Es war ein großer dünner sechzehnjähriger Junge mit unbändigem Haar. Billy Rydell.
    Die zwei Gestalten waren einander zugewandt. Sarah hatte ihre Arme erhoben, und ihre Hände umklammerten den Hals des Jungen. Es war eine eingeübte Geste, nicht das erste Mal ausgeführt. Als sie sich eine Sekunde später küssten, wusste Elizabeth, dass das auch nicht ihr erster Kuss war.
    Sie trat auf die Bremse, denn sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Es war besser, nicht überzureagieren. Teenager hatten Freunde. Sie hatte Witze mit Sarah darüber gemacht, dass sie eine Liebesaffäre mit Billy Rydell hätte. Sie hätte es kommen sehen sollen.
    Sie sah einen Augenblick lang weg, weil zuzuschauen irgendwie peinlich war. Aber sie wusste auch nicht, wo sie hinsehen sollte, wenn sie nicht dorthin sah. Sie kannte all diese Theorien über das richtige Verhalten der Eltern, dass man die Privatsphäre eines Kindes respektieren und ihm vertrauen müsse, dass es selbst die richtige Entscheidung traf. Aber es gab auch Grenzen, und abends spät im Auto zu sitzen und dabei zuzusehen, wie die eigene Tochter mit ihrem Freund auf der Veranda rummachte, war irgendwie jenseits dieser Grenzen. Es war eindeutig eine Grenzverletzung, es lag jenseits des Minenfeldes und des rasiermesserscharfen Grenzzauns.
    Es war also Zeit, in die Gänge zu kommen. Sie wollte weiterfahren, ihnen demonstrieren, dass sie nach Hause kam, und abwarten, was dann passierte. Sie sah auf. Billy Rydell hatte seine Hand an der Hüfte ihrer Tochter. Sie küssten sich immer noch. Elizabeth nahm den Fuß von der Bremse, der Wagen rollte weiter, und Billys Hand glitt unter das Hemd ihrer Tochter. Er schob sie ein Stück rückwärts, bis sie an der Fliegengittertür lehnte. Sarah brach den Kuss ab und machte sich frei von ihm. Sie packte sein Handgelenk und drückte es nach

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