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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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sich die Stuhlreihen füllten. Er sah Elizabeth Waishkey eintreten, einen dunklen Mantel über dem Arm. Sie trug eine graue Seidenbluse und einen langen Rock und eine Halskette aus Glasperlen um den Hals. Sie nahm in der letzten Reihe Platz.
    Die Pfarrerin war etwa Mitte sechzig, eine dürre Frau mit dicken Brillengläsern. Sie stand neben dem geschlossenen Sarg, in ihrem Rücken ein Strauß Lilien, und redete über das Leben als Reise und Suche und darüber, dass man schließlich seine Ruhe fand. Toms Schwester hielt eine kurze Grabrede, sein Bruder las mit brüchiger Stimme ein Kipling-Gedicht vor.
    Kurz vor dem Ende des Trauergottesdienstes kam ein schlanker, gut gekleideter Asiate herein und setzte sich neben Elizabeth. Loogan sah, wie sie zusammen weggingen, und später, am Friedhof, sah er sie wieder. Er sah, wie sie zwischen den Grabsteinen hindurch über den Rasen mit all den Blättern gingen. Der Asiate wandte sich ab, um sich unter die Trauergäste zu mischen, und Elizabeth kam zu Loogan. Schweigend stand sie neben ihm, während die Pfarrerin an Kristolls Grab Psalmen las.
    Die Menge am Grab war deutlich kleiner als die im Beerdigungsunternehmen. Viele der Leute blieben stehen, nachdem die Pfarrerin einen letzten Segen gesprochen hatte. Sie bildeten kleine Gruppen und redeten mit leisen Stimmen. Vom Friedhofszaun aus betrachtete Elizabeth sie neugierig, und Loogan zeigte ihr Nathan Hideaway und Bridget Shellcross. Die beiden sprachen gerade mit einem anderen Mann von mittlerer Größe, Anfang vierzig, mit kurzem, dickem Haar und einem kurz geschnittenen Bart.
    »Wer ist das?«, sagte Elizabeth.
    |117| Loogan fasste sich abwesend an die Schläfe. »Er kommt mir bekannt vor.«
    »Wo haben Sie ihn schon mal gesehen?«
    »Wahrscheinlich auf einem Buchumschlag.«
    Während sie noch hinsahen, legte Nathan Hideaway dem Mann mit dem Bart die Hand auf die Schulter und beugte sich zu ihm, als wollte er ihm etwas zuflüstern. Der Bärtige blickte in Loogans Richtung. Nach einer Weile drehte sich Hideaway zu Loogan und Elizabeth um, deutete eine Verbeugung an und ging davon, verschwand langsam entlang einer Reihe von Grabsteinen.
    »Was war das denn?«, sagte Elizabeth.
    »Wie im Film«, fügte Loogan hinzu.
    Bridget Shellcross und der Bärtige hatten sich untergehakt und kamen über den Rasen auf sie zu. Bridget trug einen eng anliegenden schwarzen Ledermantel und darunter eine schwarze Lederhose. Sie verbarg ihre Augen hinter den schwarzen Gläsern ihrer randlosen Sonnenbrille. Sie setzte die Brille ab, als sie vor ihnen stand.
    »David, darf ich Ihnen Casimir Hifflyn vorstellen?«, sagte sie. »Cass, das ist David Loogan.«
    Der Bärtige hielt ihm die Hand hin, und Loogan schüttelte sie.
    »Und das«, sagte Loogan, »ist Elizabeth Waishkey.«
    Man begrüßte sich gegenseitig.
    »Mr Loogan, finden Sie es vermessen von mir, wenn ich Ihnen angesichts des Verlusts unseres gemeinsamen Freundes mein Beileid ausspreche?«, sagte Hifflyn.
    »Überhaupt nicht.«
    »Wie fanden Sie die Trauerfeier?«
    »Ehrlich?«
    »Natürlich.«
    »Ich fand sie   … unpassend.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Hifflyn. »Bei solchen Ereignissen versagen die Worte. Der dreiundzwanzigste Psalm gehört |118| ja wohl zum Standardrepertoire. ›Der Herr ist mein Hirte‹. Aber er ist nun wirklich allzu geläufig. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich etwas anderes ausgesucht.«
    Loogan blickte zum klaren Himmel hinauf. »Ich hätte mich für Schweigen entschieden und für eine kleinere Menge.«
    »Da würde ich nicht widersprechen«, sagte Hifflyn. »Trauer ist etwas absolut Privates. Ich möchte Sie nicht weiter behelligen, Mr Loogan. Ich wollte Sie bloß einmal kennenlernen, weil ich neulich Abend nicht dabei sein konnte. Ich hoffe, wir haben ein anderes Mal die Gelegenheit.«
    »Bestimmt.«
    »Dann auf Wiedersehen«, sagte Hifflyn. Und an Elizabeth gerichtet fügte er hinzu: »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    Bridget stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Loogan auf beide Wangen, und dann gingen Hifflyn und sie davon.
    »Also das ist Casimir Hifflyn. Der Schriftsteller«, sagte Elizabeth, als die beiden außer Hörweite waren. »Der läuft aber auf einer anderen Schiene als die anderen, oder? Seine Bücher sind anspruchsvoller.«
    Loogan lehnte sich an den Friedhofszaun. »Einige davon. Er hat mit literarischen Krimis angefangen.
Des Kaisers Schneider. Der Mann, der die Straße zur Hölle

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